Wie abhängig der moderne Mensch vom Strom ist, wird erst offensichtlich, wenn der Strom über längere Zeit einmal weg bleibt. Dann bleibt nur eins: Auf Alternativen zurückgreifen. (Symbolbild) Foto: Boyan Chen/Pixabay

Ein stundenlanger Blackout am Mittwoch in Sulz, dann einer in Althengstett am Donnerstag. Stromausfälle kommen immer wieder vor. Zum Problem werden sie, wenn sie sehr lange - vielleicht sogar tagelang - andauern. Unsere Redaktion verrät, wie man sich darauf vorbereiten kann.

Ein paar Stunden mit Kerzen und Taschenlampen überlebt der Normalbürger in der Regel problemlos. Dauert der Stromausfall aber länger, etwa, wenn Leitungen durch Unwetter beschädigt werden, kommt zum Vorschein, wie abhängig der moderne Mensch vom Strom ist. Es fehlt nicht nur das Kunstlicht, auch Telefon, Computer und Herd streiken. Sogar das Leitungswasser kann weg bleiben, da viele Wasserpumpen elektrisch betrieben werden. An Tankstellen gibt es keinen Sprit mehr, weil die Pumpen der Zapfsäulen nicht mehr funktionieren. Und wenn die Heizung kalt bleibt, ist das vor allem bei Minusgraden alles andere als erfreulich.

Nicht jeder Stromausfall ist auch ein echter

Die Stromversorgung in Deutschland zählt laut Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) europaweit zu den sichersten. Dennoch sei auch hier ein langanhaltender Stromausfall nicht unmöglich. Im schneereichen Winter 1978/79 waren flächendeckend Regionen von der Stromversorgung abgeschnitten. Auch 2005 hat ein plötzlicher Wintereinbruch einen  tagelangen Stromausfall im Münsterland verursacht. In Berlin kam es laut Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) erst 2019 zu einem 31 Stunden dauernden Blackout. Betroffen waren 30.000 Privathaushalte, 2000 Betriebe sowie diverse Senioreneinrichtungen und ein Krankenhaus.

Was zuerst getan werden sollte, wenn das Licht ausgeht: prüfen, ob überhaupt ein richtiger Stromausfall vorliegt. Laut Stromanbieter Energis, der auf seiner Homepage ausführliche Information zum Thema bereitstellt, kommt es deutlich häufiger vor, dass lediglich ein Sicherungskasten im Haus ausgelöst hat. Damit schütze sich das hausinterne Stromnetz vor Überlastung, damit Stromleitungen oder Geräte keinen Schaden nehmen oder gefährliche Kabelbrände entstehen. Zu viele gleichzeitig betriebene oder auch defekte Elektrogeräte können ebenso der Grund sein wie beschädigte Kabel. In dem Fall muss der Elektriker ran.

Um herauszufinden, ob es sich wirklich um einen großflächigen Stromausfall handelt, reicht oft schon ein Blick aus dem Fenster: Ist es beim Nachbarn und unter den Straßenlaternen auch dunkel? Wenn das der Fall ist, könnte es zum Beispiel an einer beschädigten Freileitung oder Kurzschlüssen an Oberleitungen liegen. So oder so: Da hilft nur warten, bis der örtliche Netzbetreiber das Problem gelöst hat. Und natürlich: Alle elektrischen Geräte ausschalten. Die könnten eine Gefahr darstellen, wenn der Strom plötzlich zurückkommt.

Mobilfunknetze nicht immer notstromversorgt

Für Licht lässt sich auch ohne Strom einfach sorgen, solange Kerzen und Streichhölzer, Taschenlampen oder batteriebetriebene Campinglampen im Haus sind. Das Bundesamt für Katastrophenhilfe (BBK) weist jedoch darauf hin, dass offene Flammen nie aus den Augen gelassen werden dürfen. Das Alarmieren der Feuerwehr könnte sich nämlich im schlimmsten Fall schwierig gestalten. Wichtig ist, das Mobiltelefon immer aufgeladen zu haben. Dann gibt es jedoch immer noch das Problem der Übertragung: Die Mobilfunknetze sind zum Teil nicht notstromversorgt, schreibt das BBK in einer Bürgerinformations-Broschüre. Darüber hinaus seien die Mobilfunknetze bei außergewöhnlichen Ereignissen schnell überlastet. Deswegen sollte im Fall eines Stromausfalls das Telefonieren auf das Nötigste beschränkt werden - um zu verhindern, dass die Kommunikationsnetze überlastet und Polizei sowie Feuerwehr in Notfällen nicht mehr erreicht werden können.

Die naheliegendsten Dinge sind in diesem Fall nicht die offensichtlichsten. Ein wenig Bargeld sollte auch in Zeiten des digitalen Bezahlens immer im Geldbeutel sein. Denn auch Geldautomaten geben bei einem großflächigen Stromausfall den Dienst auf. Die elektronische Kassen in Supermärkten funktionieren dann nicht mehr, genauso wenig wie Kartenlesegeräte. Ebenso stünde dann ein Großteil des öffentlichen Nahverkehrs still, und Tunnel hätten weder Beleuchtung noch Belüftung. 

Wasser in Flaschen parat haben

Gerne werde das Thema Wasser übersehen, schreibt Thomas Reicher aus Tirol auf seiner Webseite stromausfall.info, die er seit 2013 betreibt. Da in manchen Gebieten die Wasserversorgung vom Stromnetz abhängig sei, sollten immer ein paar Flaschen Wasser griffbereit im Haus sein. Außerdem könne ein kleiner Lebensmittelvorrat nicht schaden - vor allem mit Dingen, die auch kalt gegessen werden können. 

Was aber passiert mit gekühlten Lebensmitteln nach einem Stromausfall? Wenn Kühlschrank- und Gefrierfachtür stets geschlossen bleiben, halten die Lebensmittel länger. Laut Thomas Reicher ist ein Campingkocher samt Zubehör im Haus von Vorteil. Reicher betont jedoch, dass Kochgeräte mit offenen Flammen nur in gut belüfteten Räumen oder draußen im Freien verwendet werden dürften.

Radios und Taschenlampen mit Handkurbel

Um informiert zu bleiben, sei außerdem ein batteriebetriebenes Radio nützlich. Und natürlich: Ersatzbatterien. Auch eine Powerbank sei sinnvoll, um das Handy wieder aufzuladen. Manche lassen sich sogar mit Solarenergie aufladen.

Es gibt auch Radios, die manuell mit einem Dynamo-Antrieb und einer Handkurbel funktionieren. Darauf weist das BBK hin. Was erst einmal ulkig klingt, kann im Ernstfall sehr nützlich sein. Gleiches gilt für Taschenlampen. Der Freizeit- und Campinghandel bietet eine Vielzahl dieser Geräte an. 

Für Wärme lässt sich im Winter notfalls mit warmer Kleidung und Decken sorgen. Energis rät dazu, die Fenster geschlossen zu halten. Wer allerdings den Kamin oder Ofen anheizt, sollte natürlich für ausreichende Belüftung sorgen. Das klappt aber ohnehin nur, wenn ein Vorrat an Kohle, Briketts oder Holz im Haus ist. Gut lüften gilt natürlich auch für gasbetriebene Heizquellen.