Impression vom Weihnachtsmarkt in Villingen. Unsere Autorin behauptet: VS kann kein Weihnachten! Foto: Bartler-Team

Halbzeitbilanz in Sachen Weihnachtsmarkt ist bitter. Ihrem Unmut machen viele Besucher unverhohlen Luft.

O Du fröhliche! Alle Jahre wieder kommt das Christuskind. Aber süßer die Glocken auf den Weihnachtsmärkten in Villingen-Schwenningen trotzdem nie klingen. Morgen Kinder, wird’s was geben – Jahr für Jahr hoffte ich so aufs nächste. Fröhlich sollt’ mein Herze springen. Doch auch dann: Stille Nacht, Heilige Nacht – still, still, still ist’s wieder auf dem Villinger Weihnachtsmarkt und wird es ab dem 13. Dezember wohl auch in Schwenningen sein. Kein holder Knabe und erst recht keine Engel, die auf den Feldern singen. Ach bittrer Winter...

Ja, die Halbzeitbilanz in Sachen Weihnachtsmarkt ist wirklich bitter. Kummer und Harm schweigen nicht mehr still. Nein, ihrem Unmut machen viele Besucher unverhohlen Luft.

Die Messegesellschaft hat noch nicht einmal versucht, mit der Gema eine neue Lösung für die Beschallung der beiden Weihnachtsmärkte zu finden. Gema-freie Musik kommt den Veranstaltern auch nicht in die Tüte – aus Rücksicht auf die Anwohner, welchen das immer gleiche Gedudel aus den Lautsprechern auf den Geist gehen könnte.

Könnte... – bei den Anwohnern angefragt und um Verständnis gebeten aber hat man nicht. Man setze auf die Musik auf den Bühnen, sagte Pressesprecher Ulrich Cramer stattdessen und verwies auf die Auftritte von Posaunenchören, Kindergärten und Co.. Doch die sind rar gesät – am Samstag etwa steht erst um 18 Uhr ein maximal halbstündiger Auftritt von "The Singing Souls" an sowie von 19.30 bis 21 Uhr das so genannte Nightfever – wohlgemerkt, im Münster, nicht auf der Weihnachtsmarktbühne. Noch trister am Sonntag: Schorsch’s Schlagerchor singt ab 18 Uhr, das war’s schon. Davor und danach also wieder: stille Nacht.

Ihr Kinderlein kommet. Auch sie sind schließlich eingeladen, "schöne Geschenke einzukaufen und die weihnachtliche Atmosphäre zu genießen", wie die Messegesellschaft in Faltblättern und auf ihrer Internetseite wirbt. Empfehlen aber kann man den Markt-Besuch echten Weihnachtsfreunden guten Gewissens nicht – und das liegt längst nicht nur an der fehlenden Beschallung. Auch eine reiche Auswahl an Geschenken sucht man hier, zumindest für Kostverächter, vergeblich: Kaum eine Hütte, in der echtes Kunsthandwerk angeboten wird. Erlesenes? Handgemachtes? Wenigstens ein Nostalgie-Kinderkarussell? Fehlanzeige! Stattdessen: viel zu essen und zu trinken, und immerhin eine reiche Auswahl an Likören und Salami als potenzielle Geschenke. Liebloser kann man an die Herzenssache Weihnachten bei der Zusammenstellung eines Marktes kaum herangehen. Wer in Weihnachtsmärkten aber nur ein lohnendes Geschäft sieht und Stimmung und Atmosphäre außen vor lässt, wird auf Dauer kein Geschäft mit ihnen machen.

VS kann auch sonst kein Weihnachten. Weihnachtlich glänzet allenfalls der Wald. Dank Raureif und vielleicht bald dank glitzernden Schnees. O Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter – wenigstens damit bestichst du in den Innenstädten von VS. Am Weihnachtsbaume die Lichter zwar brennen – aber erst ab zwei Metern Höhe und allzu sparsam. Echte Atmosphäre strahlen die in den Fußgängerzonen verteilten Bäume so nicht aus.

Fröhliche Weihnacht überall – nur eben nicht in Villingen-Schwenningen. Eine schöne Bescherung!