Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks aus Trossingen (Kreis Tuttlingen) begutachten den Hang und räumen weitere Felsbrocken weg. Foto: Heidepriem

Felsblock wird für 62-jährigen Porsche-Fahrer zu tödlichem Hindernis. Gespanntes Warten auf Gutachten.

Villingen-Schwenningen - Seit Sonntagabend rollt der Verkehr auf der A 81 bei Villingen-Schwenningen in Richtung Stuttgart zwar wieder. Den tödlichen Unfall, der sich am Samstagabend zwischen den Anschlussstellen Tuningen und Villingen-Schwenningen ereignet hat, wird man im Südwesten aber noch lange in Erinnerung behalten.

Ein rund drei Tonnen schwerer Felsblock auf der Fahrbahn wurde zum tödlichen Hindernis für einen Porsche-Fahrer, der gegen 20.30 Uhr mit hoher Geschwindigkeit gegen das Ungetüm prallte. Das Auto fing Feuer, der Fahrer hatte nicht den Hauch einer Überlebenschance.

Die Polizei geht beim Opfer von einem 62-jährigen Mann aus. Endgültige Sicherheit könne aber erst die Obduktion bringen, sagte ein Polizeisprecher am Montag. Nach Informationen unserer Zeitung soll es sich um einen Geschäftsmann aus Oberndorf (Kreis Rottweil) handeln.

Felssturz hatte natürliche Ursache

Zwei Geologen des Regierungspräsidiums (RP) Freiburg konnten zudem Licht ins Dunkel bringen, was den Unfallhergang betrifft: Der Felssturz hatte nach ersten Erkenntnissen des Landesamts für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) in Freiburg eine natürliche Ursache. Angeblich hat der Wurzeldruck von Bäumen an der dicht bewachsenen Böschung den Sandsteinblock 22 Meter oberhalb der Fahrbahn gelöst und ins Rollen gebracht.

"Hinter dem Block ist ein mächtiges Wurzelwerk gewachsen. Weil der Hang mit Jungbäumen und Sträuchern dicht bewachsen ist, war er von unten nur schwer bis gar nicht einsehbar", sagte Clemens Ruch, einer der Geologen, dem Südwestrundfunk (SWR).

Als die beiden Experten die Unfallstelle am Sonntag untersuchten, mussten sie feststellen, dass noch zwei weitere Felsblöcke absturzgefährdet waren. Mithilfe einer Fachfirma und des Technischen Hilfswerks (THW) wurden diese Felsblöcke laut einer Pressemitteilung des RP, die unserer Zeitung vorliegt, entfernt.

Das LGRB ist nun damit beauftragt worden, ein Gutachten zu erstellen und die Ergebnisse der Staatsanwaltschaft Konstanz vorzulegen. "Die Staatsanwaltschaft nimmt sich des Falles an und muss dann herausfinden, ob jemand für den Tod des Opfers zur Verantwortung gezogen werden kann", erklärte ein Sprecher gegenüber unserer Zeitung. Sollte man Anzeichen dafür finden, dass das Unglück vorhersehbar war oder gar hätte vermieden werden können, könnte man in Richtung fahrlässige Tötung ermitteln.

Generell überprüft die jeweilige Straßenmeisterei ihre Abschnitte auf mögliche Gefahren – wie Gegenstände auf der Fahrbahn. Dass diese verantwortlich gemacht werden kann, hält man beim ADAC für nicht sehr wahrscheinlich: "Das ist ein unglücklicher Einzelfall", sagte ADAC-Sprecher Johannes Boos. "Die Kontrollen der Autobahnmeistereien sind sehr zuverlässig und gut", versichert er.

Ähnlich betrachtet man die Lage beim Landes-Verkehrsministerium. "Die besagte Unfallstelle wurde nie als Risikoabschnitt eingeschätzt", sagt Ministeriumssprecher Edgar Neumann. Beim Bau der Autobahn in den 70er-Jahren habe man eine 22 Meter hohe Felsbank zwar angeschnitten. Doch zwischen dieser Felsbank und der Autobahn befindet sich laut Verkehrsministerium eine etwa 35 Meter breite Böschung "mit einem extrem flachen Gefälle".

Gespanntes Warten auf Gutachten

Unglücklicherweise hatte der rund drei Tonnen schwere Felsblock, der wohl schon seit dem Bau in dem Hang lag, nahezu die perfekte Form eines Würfels, der – sobald er einmal ins Rollen kommt – auch auf einer flachen Steigung nicht mehr zu stoppen ist.

Gespannt wartet man nun auch im Verkehrsministerium das Gutachten ab. Denn: Tausende Autofahrer fragen sich wohl, ob sie ebenfalls in Gefahr schweben, wenn sie auf dieser Strecke unterwegs sind. Wie und in welcher Form das Land auf diesen tragischen Vorfall reagiere, müsse man entscheiden, wenn man die Ergebnisse analysiert habe, meint Neumann.

Vor vier Jahren kam es im Kreis Waldshut auf der Albtalstraße zu einem Felsabgang. Seitdem darf hier kein Verkehr rollen. Dass dem Streckenabschnitt auf der A 81 das gleiche Schicksal blüht, hält Neumann für so gut wie ausgeschlossen. "Aber wir müssen nun erst einmal die Ergebnisse abwarten."