Lena Hauser verantwortet die neue Ausstellung im Steinhaus. Foto: Fritsch

Otto Dünkelsbühler und die Malerei der "verschollenen Generation" steht im Mittelpunkt der großen Sommerausstellung im Nagolder Steinhaus. Leitmotiv ist die Sehnsucht nach dem Süden.

Nagold - Vom 17. Juli bis zum 11. September zeigt das Museum im Steinhaus Werke des Expressiven Realismus. Im Mittelpunkt stehen die stimmungsvollen Landschaftsarbeiten des Malers Otto Dünkelsbühler (1898–1977), der seine zweite Lebenshälfte in Nagold verbrachte.

An diesen warmen Sommertagen präsentiert das Steinhaus eine Ausstellung, die der aktuellen Jahreszeit gerecht wird: Es sind beinahe Urlaubsbilder, die Sehnsucht nach einem Aufenthalt im Süden wecken. Grüne Weiden, beeindruckende Gebirge, griechische Weinberge, marokkanische Hafenstädte, Venedig, Rom, bunte Häuserzeilen, Olivenbäume… es gibt vieles zu entdecken.

Große Anziehung

Bereits auf die Künstlerinnen und Künstler der "verschollenen Generation" übten die südlichen Länder eine große Anziehung aus. Um das Jahr 1900 geboren, litten sie unter den kulturpolitischen Umständen und kriegerischen Auseinandersetzungen des 20. Jahrhunderts. Sie waren in ihrer Berufsausübung stark gehemmt, beispielsweise verhängten die Nationalsozialisten Arbeitsverbote für "unerwünschte" Kunstschaffende, zum Beispiel auch für Otto Dünkelsbühler.

In der Nachkriegszeit wuchs in Westdeutschland schnell das Interesse an der jahrelang verachteten abstrakten Kunst, während in der DDR der Sozialistische Realismus gefordert wurde. Die gegenständliche Malerei der Expressiven Realisten erfuhr hingegen kaum eine öffentliche Wahrnehmung. Inzwischen gibt es Bemühungen, diese besonderen Talente aus dem Verborgenen zu holen. Die Ausstellung im Nagolder Steinhaus leistet ihren Beitrag dazu.

Expressiver Realismus

Im Erdgeschoss sowie im Dachgeschoss sind Werke verschiedener Künstlerinnen und Künstler des Expressiven Realismus aus der Sammlung Joseph Hierling zu sehen. Das erste Obergeschoss widmet sich ganz dem Nagolder Maler Otto Dünkelsbühler.

An drei Sonntagen (24. Juli, 7. August und 4. September) führt die Museumsleiterin Lena Hauser ab 15 Uhr durch die Ausstellung. Für Kinder und Jugendliche ist die Teilnahme kostenlos, Erwachsene zahlen drei Euro. Um Anmeldung jeweils bis zum Donnerstag davor, 12 Uhr unter steinhaus@nagold.de oder 07452/681-282 wird gebeten. Der reguläre Eintritt ins Museum ist kostenlos.

Biografie Otto Dünkelsbühler

Mit nur 18 Jahren zog der gebürtige Münchner als Soldat in den Ersten Weltkrieg. Infolge einer schweren Verletzung muss dem jungen Mann ein Bein abgenommen werden. Nach dem Kriegsende begann Dünkelsbühler ein Studium an die Kunstakademie und Kunstgewerbeschule Berlin. Er arbeitete einige Jahre erfolgreich als Gebrauchs- und Werbegrafiker, bis er Anfang der 1930er Jahre eine wichtige Entscheidung trifft: Er möchte sich verstärkt der freien Malerei widmen und nimmt ein Studium an der Pariser Akademie auf. Gemeinsam mit seinem Lehrer, dem kubistischen Maler André Lhote, bereist er Südfrankreich. Hierhin sollte er immer wieder zurückkehren.

Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten traf Dünkelsbühler hart: Aufgrund seiner sogenannten "jüdischen Abstammung" durfte er dem Malerberuf nicht länger nachgehen. 1938 zog er mit seiner Familie nach Nagold und arbeitete heimlich weiter. Erst nach Kriegsende gelang es ihm, seine Werke in Ausstellungen zu präsentieren und somit seine Karriere voran zu treiben. Dünkelsbühler starb 1977 in Nagold.

Otto Dünkelsbühler in Zahlen

1898 in München geboren

1916–1918 Soldat im Ersten Weltkrieg

1918–1922 Studium an der Kunstakademie und Kunstgewerbeschule in Berlin

1930–1933 Malreisen nach Frankreich, Studium an der Pariser Akademie bei dem kubistischen Maler André Lhote

1936 Berufsverbot als Maler und Grafiker, Aufgabe des Berliner Ateliers

1938 Umzug der Familie nach Nagold

1945 Nach Kriegsende Bezug eines Ateliers in der Galgenbergstraße

1946–1957 mehrere Ausstellungen in Süddeutschland, zum Beispiel in Stuttgart

ab 1953 diverse Malreisen nach Frankreich

1977 in Nagold verstorben

Info: Öffnungszeiten

Für diese Ausstellung gibt es Sonderöffnungszeiten. Donnerstags ist bis 19 Uhr geöffnet. (Ansonsten wie gehabt: Di 14-17, Do 14-19, So 14-17 Uhr).