Gaspard Dünkels-bühler unterzeichnet im Beisein von OB Jürgen Großmann die Stiftungs-urkunde. Foto: Stadt Nagold Foto: Schwarzwälder Bote

Kunst: In einer Feierstunde im Rathaus-Foyer wird die Urkunde zur Bewahrung des künstlerischen Erbes besiegelt

Exakt ein Jahr nach der Retrospektive zum 120. Geburtstag des Künstlers Otto Dünkelsbühler wurde im Nagolder Rathaus die gleichnamige Stiftung gegründet. Sohn Gaspard Dünkelsbühler und Oberbürgermeister Jürgen Großmann unterzeichneten im Rahmen einer Feierstunde die Stiftungsurkunde.

Nagold. OB Großmann würdigte voller Stolz, dass mit dem Gründungstag der Otto Dünkelsbühler-Stiftung und der Zustimmung des Ehepaares Dünkelsbühler ein großes Projekt über die Ziellinie getragen wird. Er ging auch darauf ein, dass die auf große Resonanz gestoßene Jubiläumsausstellung im vergangenen Jahr eine Kreuzung aus Geschichte und Zukunft im Rathaus symbolisierte. Bereits damals lag schon der Entwurf der Stiftungssatzung vor, ohne zu wissen, ob das Projekt zum Tragen kommen würde.

Werke des Künstlers sollen bewahrt werden

Aus der Stiftungsurkunde zitierte Großmann den Zweck, der die Bewahrung der Werke von Otto Dünkelsbühler und die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Kunst des lange in Nagold lebenden Künstlers beinhaltet. Alle Nagolder Oberbürgermeister, sagte Großmann, die nach dem 2. Weltkrieg im Amt waren, haben sich mit dem Künstler Otto Dünkelsbühler auseinandergesetzt, auch der Gemeinderat sei offen gegenüber dieser Thematik und unterstütze das Projekt, wofür er den Ratsmitgliedern dankte. "Mit dem Voranbringen künstlerischer Themen mache die Stadt einen gewaltigen Sprung nach vorne", sagte Großmann.

Im Anschluss hielt der Tutzinger Kunstsammler Joseph Hierling den Festvortrag über "Otto Dünkelsbühler und den Expressiven Realismus". Zu diesem Thema lief im Schloss Kisslegg eine Ausstellung des Sammlers Hierling aus fünf Jahrzehnten, in denen er Kunstwerke von Malerinnen aus dieser Zeit zeigte. Sie soll 2020 ins Steinhaus nach Nagold kommen. In seinem Festvortrag sprach Hierling über die Generation von Otto Dünkelsbühler, die von Kriegsereignissen mehrfach überschüttet wurde. Der Schock der damaligen Zeit saß tief und die Entbehrungen waren prägend. Werke des Expressiven Realismus wurden aus der Öffentlichkeit verbannt, teils verbrannt. Das künstlerische Schaffen ging verloren. Auch der Kalte Krieg war eine schwierige Herausforderung für die Künstler. Freiheit hatte ihren Preis und so mancher wurde zum Werkzeug des amerikanischen Geheimdienstes CIA, sagte Hierling.

"Kein Freund von Zuordnungen"

Er sprach über das neue Gleichgewicht zwischen dem Ich und der Welt, der im Expressiven Realismus als Generationenbegriff in vier Kategorien eingeteilt werden konnte: visionär, poetisch, statisch und dynamisch. Hierling redete über Otto Dünkelsbühler als keinen Freund von Zuordnungen oder Klassifikationen, er bewunderte die Farbvirtuosität der Expressionisten und griff verstärkt realistische Themen auf. Die Wiederentdeckung der Farbe mit bemerkenswerten Abwandlungen und Weiterentwicklung der Skizzenhaftigkeit stellten eine bedrohende Nüchternheit dar. Auch der Begriff "malerische Malerei", weg von den reinen Farben tauchte auf.

Hierling zeichnete die geschichtliche Entwicklung nach, mit Verbot einer großen Ausstellung von Otto Dünkelsbühler im Jahr 1933 bis hin zum Arbeitsverbot in 1936. Der Künstler siedelte nach Aufenthalten in Rom, Paris und am Mittelmeer 1938 nach Nagold über, hat heimlich gemalt und im Jahr 1946 seine erste Kunstausstellung in Stuttgart gezeigt. Dünkelsbühler reiste in seinen aktiven und erfolgreichen Jahren oft ans Mittelmeer, ab 1957 stellte er nicht mehr aus. Es folgte eine schwere Erkrankung, im Jahr 1977 folgte er, ein Jahr später, seiner Ehefrau in den Tod. Der Festvortrag endete damit, dass Hierling sagte: "Kunst ist nicht messbar, wohl aber deren Resonanz in der Öffentlichkeit."

Die Sparkasse Pforzheim-Calw, so Vorstand Georg Stickel, hat drei Werke von Otto Dünkelsbühler erworben, darunter auch das Bild "Laute, Früchte, Flasche" und will sowohl die Kunst als auch den Künstler der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Vertrag wurde gründlich beraten sowie geprüft

Für den Sohn von Otto Dünkelsbühler, Gaspard Dünkelsbühler, war die Stiftungsgründung in Nagold kein alltäglicher Anlass. "Hier hat mein Vater 1938 sein erstes Bild von Nagold gemalt, während im Tagebuch seiner Frau zu lesen war, dass Otto Nagold malerisch akzeptiert." Bei der Unterzeichnung der Stiftungsurkunde wies er darauf hin, dass der Stiftungsvertrag gründlich beraten sowie geprüft wurde und ihm die Risiken bekannt seien. Oberbürgermeister Großmann betonte, dass auch die künftigen Oberbürgermeister das Werk von Otto Dünkelsbühler fortführen werden und es hier in den besten Händen sei. Die Stadt Nagold schätze sehr die Großzügigkeit der Familie Dünkelsbühler, sich von persönlichen Werken zu trennen.

Nach der Unterzeichnung der Stiftungsurkunde trug sich Gaspard Dünkelsbühler im Beisein vom ehemaligen Oberbürgermeister Rainer Prewo ins Goldene Buch der Stadt Nagold ein. Die musikalische Umrahmung der Stiftungsgründung übernahmen die Musikschuldozentinnen Margret Hummel, Violine und Sabine Joß, Klavier.