13 Menschen verlieren 2022 im Schwarzwald-Baar-Kreis ihr Leben bei einem Verkehrsunfall. Foto: © Halfpoint – stock.adobe.com/Pixabay – piper60/Montage: Lars Druve

Die Zahl der Verkehrsunfälle im Bereich des Polizeipräsidiums Konstanz, das auch für den Schwarzwald-Baar-Kreis zuständig ist, ist im Jahr 2022 um 8,1 Prozent auf 19 117 gestiegen, im Schnitt ereigneten sich somit 52 Verkehrsunfälle pro Tag.

Das Polizeipräsidium in Konstanz hatte in Sachen Unfallaufnahme im zurückliegenden Jahr gut zu tun.

Eindrückliche Zahlen für den kompletten Präsidiumsbereich veröffentlichte die Polizei nun mit Blick auf das Jahr 2022. Und auch die Zahlen für den Schwarzwald-Baar-Kreis lassen aufhorchen.

Wie ist die Lage im Schwarzwald-Baar-Kreis?

Besonders schlimm: Eine traurige Zunahme ist bei den verunglückten Senioren zu verzeichnen, hier stieg die Anzahl der Getöteten von einer auf sechs Personen. Und auch die Zahl der Verkehrsunfälle allgemein kletterte im Landkreis nach oben – 9,7 Prozent auf 5454. Bei diesen Unfällen verloren 13 Personen ihr Leben – fünf Motorradfahrer, vier Radfahrer, drei Personen im Zusammenhang mit einem Lkw-Unfall und ein Fußgänger.

In der Liste der Unfälle mit motorisierten Zweiradfahrern steht eine Zunahme um 23,6 Prozent auf 109. Wird häufig auf die steigende Zahl junger Unfallfahrer verwiesen, lässt sich dieser Eindruck hier nicht bestätigen. Die Anzahl der Unfälle mit Beteiligung junger Erwachsener blieb von 2021 (452) auf 2022 (449) nahezu gleich, und die Anzahl der Getöteten sank bei dieser Personengruppe von drei auf zwei, und die der Schwerverletzten um minus 46,7 Prozent auf 16.

Alarmierend: der Blick aufs große Ganze

Der Blick auf das Gesamte – alle vier Landkreise (Schwarzwald-Baar, Rottweil, Tuttlingen und Konstanz) – hilft der Polizei unter Polizeipräsident Hubert Wörner, den Kurs für die nächsten Jahre festzulegen. Die zugrundeliegenden Zahlen sind teilweise alarmierend. Alleine die Zahl der Unfälle mit Personenschäden in den vier Landkreisen ist um 12,5 Prozent auf insgesamt 2410 angestiegen. Im Schnitt wurden im Jahr 2022 jeden Tag acht Personen bei Verkehrsunfällen verletzt (3033).

Im Laufe des gesamten Jahres verloren 35 Menschen bei einem Verkehrsunfall ihr Leben, sieben mehr als im Jahr zuvor. Unter den tödlich Verunglückten waren sieben Pkw-Insassen, 13 Radfahrer (acht ohne Fahrradhelm), neun Motorradfahrer, vier Personen bei einem Unfall mit einem Lkw und zwei Fußgänger. Auch bei der Anzahl der Personen, die bei einem Unfall schwer verletzt wurden, ist eine prozentuale Steigerung um 15,3 Prozent auf 511 Personen zu verzeichnen.

Wenigstens auf der Autobahn sah es besser aus. Hier sei ein erfreulicher Rückgang um 38,5 Prozent zu verzeichnen, 96 Personen verunglückten. Die Zahl der Getöteten ging von sechs auf zwei Personen zurück (minus 66,7 Prozent), die der Schwerverletzten sank um 41,7 Prozent auf 14. Unfälle mit Leichtverletzten auf der Bundesautobahn nahmen um 36,5 Prozent auf 80 Personen ab.

Besorgniserregend ist jedoch die hohe Zahl von Unfällen mit Personenschaden um 12,2 Prozent und 21 Prozent bei den Fahrradfahrern. Das, meint der Polizeipräsident, „unterstreicht die Notwendigkeit unserer Kontrollaktionen in diesem Bereich. Neben den repressiven Maßnahmen ist die polizeiliche Verkehrsprävention eine wichtige Säule zur Erhöhung der Verkehrssicherheit“ ist er sich sicher.

Welche Rolle spielen die Risikogruppen?

Allgemein waren bei den Risikogruppen – Kinder, junge Fahrende und Senioren – steigende Fallzahlen zu beobachten. Bei 121 Verkehrsunfällen mit Beteiligung von Kindern (null bis 13 Jahre) verunglückten insgesamt 180 Kinder. Auch in diesem Jahr musste der Tod eines Kindes beklagt werden, 17 Kinder sind bei Unfällen schwer verletzt worden.

Die Bilanz der Verkehrsunfälle mit Beteiligung „junger Erwachsener“ (18 bis 24 Jahre) weist eine Zunahme von 2,1 Prozent auf. Die Gesamtzahl der Unfälle stieg um 33 auf insgesamt 1623 im Jahr 2022. Die Anzahl der Todesopfer blieb mit fünf Verstorbenen gleich hoch wie im Jahr 2021. Die Zahl der Schwerverletzten stieg um 13 auf insgesamt 81 (plus 19,1 Prozent), annähernd wie 2021 wurden 406 (2021: 403) Personen leicht verletzt. Vor allem bei den Senioren (ab 65 Jahren) ist eine erhebliche Zunahme um 14,8 Prozent auf 1784 Unfälle zu verzeichnen. Nach 2021, als bei diesen Unfällen sechs Menschen ums Leben kamen, starben 2022 16 Senioren. Insgesamt 123 Menschen (2021: 109) wurden schwer, 371 (2021: 275) leicht verletzt.

Und immer öfter ist bei Unfällen auch Alkohol im Spiel – genau 35,8 Prozent häufiger (364 Mal) als im Vorjahr – drei Menschen starben bei den Alkoholunfällen.

Welche Lehren zieht die Polizei aus den Zahlen?

Nicht von ungefähr kommt die Tatsache, dass die Polizei ein besonderes Augenmerk auf Senioren legen will. „Wenn es zu einem Unfall kommt, erleiden ältere Menschen im Durchschnitt deutlich schwerere Unfallfolgen als jüngere Menschen, egal, ob sie im Auto, mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs sind. Deshalb setzt unsere Prävention ein besonderes Augenmerk auf die Information der Seniorinnen und Senioren in unserem Präsidiumsbereich“, betont Polizeipräsident Hubert Wörner.

Und auch wenn eine ganz andere Risikogruppe mit vergleichsweise wenigen Pferdestärken daherkommt, hat sie hohes Gefahrenpotenzial: „Im Jahr 2023 werden die Zielgruppen Radfahrer/Pedelec sowie motorisierte Zweiradfahrer einen Schwerpunkt der Verkehrssicherheitsarbeit des Polizeipräsidiums Konstanz darstellen“, betont Wörner beim Ausblick auf das Jahr 2023. „Die verkehrssichere Ausstattung der Zweiräder, aber auch die Fahrweise der Personen werden hierbei im Fokus stehen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Arbeit der Prävention, die beispielsweise mit der Aktion „Schütze Dein Bestes“, auf die Wichtigkeit eines Fahrradhelmes im Falles eines Unfalls hinweist.“ Bei insgesamt 57 Fahrradschwerpunktkontrollen im Jahr 2022 ergaben sich 2091 Beanstandungen. Des Weiteren wurden bei 180 eingerichteten Motorradkontrollen 1572 Fahrzeuge kontrolliert und 645 Verstöße festgestellt.