In Herrenzimmern, Ortsteil von Bösingen im Kreis Rottweil, hat der Sturm die Festhütte auf dem Sportplatz zerlegt. Foto: /Cools

Nach sehr heißen Tagen ziehen gleich mehrere Unwetter über Baden-Württemberg hinweg. Bäume stürzen um, Bahnstrecken sind gesperrt, Zeltlager und Campingplätze müssen geräumt werden.

Bei heftigen Unwettern in Baden-Württemberg am Donnerstagabend und in der Nacht sind mehrere Menschen verletzt worden. Hunderte Camper in Friedrichshafen und Lindau am Bodensee mussten wegen Orkanböen in Hallen übernachten. Auch ein Pfadfinder-Zeltlager in Tuttlingen musste wegen Sturms geräumt werden.

Ein 78-Jähriger bei Althütte im Rems-Murr-Kreis wurde am Donnerstagabend von einem umstürzenden Baum getroffen und eingeklemmt. Bei der komplizierten Rettung in einem Waldgebiet wurde auch ein Hubschrauber eingesetzt. Der Mann kam den Angaben zufolge in ein Krankenhaus.

Sechs Camper verletzt

Die brisante Wetterlage sorgte auch für die Räumung eines Zeltlagers in Friedrichshafen. Laut Polizei verbrachten rund 300 Menschen die Nacht auf Feldbetten in der Turnhalle einer Schule. Verletzt wurde niemand. Auch die 24 Jugendlichen des Zeltlagers in Tuttlingen kamen glimpflich davon. Sie und mehrere Betreuer wurden wegen einstürzender Zelte laut Stadt in Sicherheit gebracht.

Anders dagegen sah es in Lindau am bayerischen Bodenseeufer aus. Dort wurden laut Polizei sechs Camper verletzt, einer von ihnen schwer. Rund 900 Menschen mussten den Camping-Platz aus Sicherheitsgründen verlassen. Sie übernachteten in der Inselhalle, wie ein Polizeisprecher am Freitagmorgen sagte.

Bauernhaus gerät in Brand

Vermutlich durch einen Blitzeinschlag geriet ein Bauernhaus in Pfullendorf (Landkreis Sigmaringen) in Brand. Es entstand ein Schaden von rund 700 000 Euro. Das Dach der Scheune sei eingestürzt, das Wohnhaus in Mitleidenschaft gezogen worden, erklärte ein Polizeisprecher. Verletzt wurde demnach niemand.

Von dem Unwetter überrascht wurden in der Nacht zu Freitag zahlreiche Menschen bei einem Motorradtreffen im schwäbischen Nördlingen. Zehn Menschen seien von umherfliegenden Teilen verletzt worden, teilte die Polizei mit. Drei von ihnen kamen ins Krankenhaus. Nach Polizeiangaben hatten sich ersten Erkenntnissen zufolge bei dem Treffen auf dem Nördlinger Flugplatz auch Teile einer Bühne gelöst.

Foto: Stadt Tuttlingen

Zahlreiche Unfälle

Unwetterschäden sorgten bis in den Freitag hinein für Störungen auf Regionalbahnstrecken im Südwesten. Auch auf Autobahnen und anderen Straßen kam es immer wieder zu Unfällen. Auf der A864 im Schwarzwald-Baar-Kreis geriet ein Auto gegen die Mittelleitplanke. Drei Menschen wurden laut Polizei verletzt. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) fiel im Schwarzwald mit bis zu 40 Litern pro Stunde der meiste Regen in Baden-Württemberg.

Zollernalbkreis „Zum Glück wurde niemand verletzt“, sagt Anette Stiehle vom Gartenschauteam in Balingen. Die Veranstaltung auf der Hauptbühne war lange vor dem Sturm zu Ende, das Gelände musste nicht evakuiert werden. Im Stadtpark und beim Spielplatz am Etzelbach hielten Äste alter Bäume dem Unwetter nicht stand. Die Bäume wurden vom Bauhof gesichert. Kaputt gegangen sind einige Sonnenschirme. Stühle wurden über das Gelände gewirbelt.

In Hechingen ist die Burg Hohenzollern seit Freitag geschlossen und bleibt auch am Samstag zu. Zwischen Hechingen und Stetten ist ein Mann von einem Baum erschlagen worden. Der 62-Jährige zeltete alleine an einem frei stehenden Baum, wie die Polizei mitteilt. Während des Gewitters wurde durch den Sturm ein Teil des Baumes entwurzelt und stürzte auf das Zelt. Für den Mann kam jede Hilfe zu spät.

Schwarzwald-Baar-Kreis Das Kreisforstamt warnte am Freitag Waldbesucher im Schwarzwald-Baar-Kreis vor herabfallenden Ästen und eventuell noch umstürzenden Bäumen. „Wer jetzt in den Wald geht, riskiert sein Leben“, hieß es auch vom Forstamt in Villingen-Schwenningen. Ein durch einen Blitzeinschlag umgestürzter Baum hat die Stromleitung zu einem Haus in Niedereschach vom Dach gerissen. An der Romäusquelle bei Villingen saßen Autofahrer fest. Durch umgestürzte Bäume wurde die Ausfahrtsstraße blockiert, so dass zwei Fahrzeuge mit fünf Personen eingeschlossen waren und befreit werden mussten.

Furtwangen lag genau im Zentrum des Gewitters. Im Katzensteig, wo ein Baum auf die Stromleitung gefallen und dadurch in Brand geraten war, musste die Feuerwehr eingreifen. Auf der Landesstraße zwischen Gütenbach und Simonswald gab es am Abend wegen umgestürzter Bäume zeitweise kein Durchkommen mehr.

Im Römerbad in Rottweil stürzten Bäume um. Foto: Siegmeier

Rottweil Im Stadtgebiet Rottweil kam es zu 55 Einsätzen, wobei es sich meistens um umgestürzte Bäume handelte. Am Freitagmittag rückte die Rottweiler Feuerwehr mit der Drehleiter zur Predigerkirche aus. Dort hatte das Unwetter zahlreiche Dachziegel gelockert, welche gesichert werden mussten, um nicht auf den darunterliegenden Gehweg zu fallen. In Rottweil-Hausen stürzte ein Baum auf ein abgestelltes Fahrzeug. Im Bösinger Ortsteil Herrenzimmern zerlegte der Sturm die Festhütte des dortigen Sportvereins. In Oberndorf musste sich die Feuerwehr um vollgelaufene Keller kümmern.

Freiburg Starkregen hat im Raum Freiburg den Verkehr komplett zum Erliegen gebracht. Straßen wurden überflutet und Bäume fielen um. Zahlreiche Autos wurden beschädigt und Keller liefen voll, die Polizei spricht von insgesamt 140 Einsätzen. Dazu kamen noch über 600 Notrufe bei der Feuerwehr, mehr als 400 davon im Freiburger Stadtgebiet.

Kreise Lörrach und Waldshut Auch in den Landkreisen Lörrach und Waldshut knickte der Sturm zahlreiche Bäume um. Verletzte habe es nicht gegeben, teilte die Polizei in der Nacht auf Freitag mit. Im Bereich Freiburg-St. Georgen und zwischen Weil am Rhein und Lörrach fielen Bäume auf die Oberleitung der Rheintalbahn und legten dort den Zugverkehr lahm.

Im Südwesten blieb es auch am Freitag unbeständig. Auch wird das Wochenende gemäß Wettervorhersage eher ungemütlich.