Die SPD stellt sich auf die Seite der Gegner des Militärflugplatzes. Foto: Archiv/Fritsch

Noch ist Fluglärm für zahlreiche Gemeinden im Anflugbereich des geplanten Haiterbacher Militärflugplatzes Zukunftslärm, doch es ist auch in Pandemiezeiten nicht still geworden um den Militärflugplatz in Haiterbach – die Diskussionen und Aktivitäten verlagerten sich in den virtuellen Raum.

Haiterbach - Dort traf sich SPD-Landtagskandidat Philipp Göhner mit Mitgliedern der Nagolder und der Haiterbacher Initiativen gegen den Militärflugplatz.

In der Ära der ehemaligen Ministerpräsidenten Mappus und Oettinger wurde in Renningen das dortige Fluggelände der Firma Bosch übereignet. Die dann (im Anschluss erst) folgende Suche fiel, nach mehrmaligen Änderungen der Suchkriterien, auf die Fläche am Dürrenhardter Hof auf den Gemarkungen Nagold-Gündrindgen und –Schietingen sowie Haiterbach.

Allein schon dieser Suchvorgang selbst sei in hohem Maße intransparent und für die Bevölkerung nicht nachvollziehbar gewesen, konstatierte Bernd Gorenflo von der Nagolder Initiative. Ebenso wenig nachvollziehbar seien auch die umgehend gestellten kommunalen Geldforderungen gewesen, so Gorenflo in seinem Statement.

So wollte Nagold die Belastung, die durch einen neuen Militärflugplatz entsteht, in Form von Kompensationen erstattet wissen. Bekanntlich will Nagold die Gleisanbindung an Stuttgart, und der schulische Sanierungsbedarf ist enorm.

Tauschgeschäfte nicht akzeptabel

Dennoch, so die eindeutige Meinung der Runde, sind derartige Tauschgeschäfte nicht zu akzeptieren, da werden Äpfel gegen Birnen getauscht. Schließlich stelle die Sanierung von Schulen, im Gegensatz zum Bau einer Tiefgarage, eine kommunale Pflichtaufgabe dar, auch eine Gleisanbindung an Stuttgart könne nicht von einem Militärflugplatz abhängig gemacht werden, wolle man nicht in den Verdacht von Hinterzimmergesprächen geraten. Ulrich Mansfeld von der Nagolder Initiative betonte, dass Steuergelder nach Sachargumenten ausgegeben werden müssen und Dinge nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen.

Ein Hauptaugenmerk der Runde wurde auf den Erholungsfaktor des Dürrenhardter Hofes geworfen. Wolfgang Herrling vom Nabu Vollmaringen legte die Einzigartigkeit des dortigen Geländes dar. Es handle sich bei der Gündringer Höhe um eine strukturreiche Kulturlandschaft. Allein der engere Bereich der tangierten Hochfläche betrage zehn Quadratkilometer.

Unter Biotopvernetzungsgesichtspunkten seien solche unzerschnittenen Flächen ökologisch besonders wertvoll. "Selten gewordene Arten wie das Rebhuhn, die auf offene Flächen angewiesen sind, finden hier einen Lebensraum. Doch auch die Funktion der von Verkehrslärm verschonten Hochfläche als Naherholungsgebiet ist für die Menschen vor Ort von großer Bedeutung, wie sich das auch in Coronazeiten deutlich zeigte", betonte Herrling. Zudem führt die Hauptanflugschneise über das Stadtzentrum Nagolds und das Kreiskrankenhaus, die durch den niedrig verlaufenden Flugbetrieb massiv tangiert würden. Die Teilorte und angrenzenden Gemeinden seien durch die wiederholten Anflüge bei den Absetzübungen betroffen.

Bundeswehr will nun Maßnahmen ableiten

Um Bürgerbeteiligung bemühe sich die Landesregierung nicht ernsthaft, warf Dieter Laquai vom Arbeitskreis Umwelt und Verkehr den Verantwortlichen vor. Laquai ist Mitglied in der Begleitgruppe des Landes zum Thema Militärflugplatz. "Die Fakten sollten längst auf dem Tisch liegen, doch weder die Umweltverträglichkeitsstudie noch Informationen zum längst vergangenen Scopingtermin werden der Begleitgruppe und der Bevölkerung zugänglich gemacht."

SPD-Stadtrat Daniel Steinrode wies darauf hin, dass ein Eingriff in diese unzerschnittene Landschaft gänzlich abwegig erscheine, solange andere Trainingsareale mit bereits bestehender Infrastruktur existieren, die in Haiterbach zusätzlich erst noch ausgebaut werden muss. Auch sei bekannt, dass die allermeisten Landwirte sich gegen einen Verkauf ausgesprochen haben und somit enteignet werden müssten.

Diese Notwendigkeit sei eigentlich nicht gegeben, da die Bundeswehr und die Kommandospezialkräfte nach eigener Aussage derzeit über anderen Absprunggeländen übten.

Kritik an Intransparenz

SPD-Gemeinderat David Mogler aus der mitbetroffenen Region Wildberg kritisierte die Intransparenz der Beteiligten mit den Worten: "So betreibt man Politik nicht mit sondern gegen die Bevölkerung." Er wies zudem darauf hin, dass Fauna und Flora – insbesondere die Vogelpopulation – des benachbarten Natur- und Landschaft-schutzgebietes Egenhäuser Kapf in Mitleidenschaft gezogen werde.

Philipp Göhner, der selbst in der Verwaltung einer Gemeinde tätig ist, äußerte sich betroffen über die Vorgehensweise der Behörden: "Dies ist kein akzeptabler Politikstil", und sicherte den Gegnern des Militärflugplatzes zu, dass er sich als Landtagsabgeordneter gegen die Realisierung auf diesem Gelände einsetzen werde. Politik müsse sich an sachlichen Argumenten orientieren und nicht an Hinterzimmerdeals.

Die Teilnehmer des Treffens verlangten von der grün geführten Landesregierung eine Neubewertung des Vorganges. Gerade von den Grünen erwartet man hier deutliche Signale  zur Schonung natürlicher Ressourcen und den Erhalt der Umwelt, auf Landes- aber auch auf Kreisebene.