Laut Polizeischätzung 300 bis 350 Mitglieder der Rockergruppe "Outlaw MC" fuhren am Samstag durch Empfingen. Grund war ein "Memory Run", um verstorbenen Mitgliedern zu gedenken. Foto: Baiker

Hunderte Biker des Motorradclubs "Outlaws MC" sind auf ihrem "Memory Run" am Samstag unter anderem durch Empfingen und Horb gefahren. Doch wie verwurzelt ist die berühmt-berüchtigte Rockergruppe in Horb? Eine Spurensuche.

Horb - Es war ein Anblick, der für Aufsehen sorgte: Hunderte Biker – vor Ort wurden 600 geschätzt, die Polizei geht von 300 bis 350 Fahrern aus – donnerten am Samstag durch Empfingen, vorbei am Pflegehaus Rosengarten, Richtung Nordstetten. Ziel: der Ruhewald in Nordstetten. Grund: der "Memory Run" für verstorbene Mitglieder. Aus ganz Deutschland machten Mitglieder der Rockergruppe "Outlaws MC" mit.

Keine Vorkommnisse während "Memory Run"

Die Polizei überwachte die Fahrt. "Wir waren zusammen mit den Kollegen aus Konstanz vor Ort, die auch die verkehrspolizeiliche Überwachung übernommen haben. In Empfingen und Horb blieb alles ruhig und ohne Vorkommnisse, auch von den Kollegen aus Konstanz haben wir nichts anderes gehört", erklärt ein Pressesprecher des Polizeipräsidiums Pforzheim.

Ruhig sei es aus polizeilicher Sicht auch in den vergangenen Monaten und Jahren rund um die "Outlaws" gewesen. "Es hat zumindest seit 2020 meines Wissens keine Auffälligkeiten oder polizeirelevante Vorkommnisse gegeben", berichtet der Polizeisprecher.

Sehr zurückhaltend verhalten sich die "Outlaws" auch in ihrer Außenwirkung in der Stadt. Wo sich ihr Chapter-Sitz befindet, wissen nur Insider. Das "Vereinslokal" soll im Heiligenfeld sein. Ab und zu sieht man einen "Outlaw" mit seiner Kutte in einer Horber Kneipe. Anfragen unserer Redaktion auf die E-Mailadresse des Horber Chapters blieben in der Vergangenheit unbeantwortet.

Doch in der Vergangenheit gab es auch unruhigere Zeiten. Zwei Mal tauchen die "Outlaws MC Horb" in der öffentlichen Wahrnehmung auf:

Große Razzia im Jahr 2011: Waffenfunde in Horb

2011: 13 Objekte der Rockergruppe "Outlaws MC" werden in ganz Baden-Württemberg sowie der Schweiz durchsucht. 185 Polizeibeamte sind in Calw, Freudenstadt, Balingen und Villingen-Schwenningen und auch in Horb im Einsatz. Privatwohnungen der Führungsspitze des Chapters Horb der "Outlaws" sowie Vereinsräume werden unter die Lupe genommen. Seit Monaten sucht die Ermittlungsgruppe Leder der Polizeidirektion (PD) Rottweil nach Erkenntnissen zu dem Machtkampf von Rocker-Banden im Südwesten. Auch in Horb wird ein Arsenal an Waffen, Munition, Messer und Schlagwerkzeugen beschlagnahmt.

Mittelpunkt dieses Gebietskampfes ist im Jahr 2011 laut Polizei der Raum Rottweil, wo es immer wieder zu Auseinandersetzungen kommt, bei denen mitunter sogar scharf geschossen wird. Einer der mutmaßlichen Täter, dem die Polizei vorwirft, auf das Auto des früheren Präsidenten des "Gremium MC Rottweil" geschossen zu haben, ist ein 34-jähriges Führungsmitglied der "Outlaws Horb". Die Tat sei ihm nachgewiesen worden.

Doch wie aussagekräftig ist die Ortsbezeichnung "Horb" beim "Outlaws-Chapter" in diesem Fall überhaupt? Diese Frage recherchierte unsere Redaktion 2011. Die Antwort: Viele Mitglieder der Motorradclubs "Outlaws" Horb und Schwenningen wohnen gar nicht vor Ort, sondern in Rottweil.

Prozess vor Amtsgericht: Hells Angels gegen Outlaws

2016: Vor dem Schöffengericht Horb gibt es einen Prozess gegen zwei Mitglieder der Reutlinger "Hells Angels". Vorgeworfen wird ihnen vorsätzliche, gefährliche Körperverletzung. Sie sollen einen Mann im Horber Ortsteil Dettingen brutal zusammengeschlagen haben. All das soll aufgrund eines Missverständnisses geschehen sein.

Die polizeiliche Annahme nach Ermittlungen: Zwei Mitglieder der Reutlinger "Hells Angels" besuchten morgens um 1 Uhr das Lokal, das ein Treffpunkt des "Outlaws" ist. Gleich zehn Mitglieder dieses Motorradclubs verprügelten wegen dieser "Grenzüberschreitung" ihre Reutlinger "Kollegen". Gegen 3 Uhr morgens standen dann gut 30 Rocker aus Reutlingen in Horb und wollten sich eine Schlacht mit den Horber Rockern liefern. Dies konnte von der Polizei unterbunden werden. Aus dieser Vorgeschichte heraus und aus der Tatsache, dass das Opfer ein guter Bekannter des Horber "Outlaws"-Präsidenten und im Besitz einer "Outlaws-Supporter"-Jacke ist, konstruierten die ermittelnden Polizeibeamte den vermuteten Sachzusammenhang.

Finsteres Treiben im Hintergrund?

Ansonsten alles friedlich? Unser Berichterstatter schrieb dazu im Jahre 2011: "Der Kampf um Macht, Geld und Ruhm in der Szene – oder je nachdem auch im kriminellen Milieu: Das ist laut Polizei die Gemeinsamkeit aller Rockergangs. Kaum beruhigen kann die Erkenntnis der Ermittler, dass ›Otto Normalbürger‹ in der Regel nichts von dem finsteren Treiben mitbekommt, ›es sei denn, es fahren mal hundert Motorräder durch die Stadt und behindern den Verkehr‹, so ein Ermittler aus Rottweil."