Zahlreiche Zuschauer verfolgen die Übung in der Villinger Bickenstraße, hier mit einer Schleifkorbtrage. Foto: Zimmermann

Die Freiwillige Feuerwehr Villingen wählte als Übungsprojekt für ihre Herbsthauptprobe den denkmalgeschützten Gebäudekomplex von Bickentor und den direkt angrenzenden ehemaligen Ursulinen-Kloster, den heutigen St. Ursula-Schulen, mitten in der Villinger Innenstadt.

Einsätze in der eng bebauten historischen Villinger Innenstadt mit ihren engen Gassen und unübersichtlichen Gebäuden und den Gefahren, dass Brände auf andere Gebäude übergreifen, macht der Feuerwehr und ihren Einsatzplanern stets von Neuem Kopfzerbrechen.

Die Anfahrtswege waren kurz, und ein Durchkommen an diesem Samstag in der sehr belebten Innenstadt glücklicherweise kein Problem.

Brand dehnt sich aus

Angenommen wurde, dass bei Bauarbeiten im Bickentor ein Schwelbrand mit sehr starker Rauchentwicklung entstand, der sich auf die direkt mit dem Turm verbundenen und auch verschachtelten benachbarten Gebäude des Kloster-Komplexes ausdehnte. Das hieß: Nicht nur den Arbeitern im Bickentor, sondern auch den Schülern in den Obergeschossen der St. Ursula-Schulen und den Handwerkern in einem Gebäude an der Ringmauer und zu den Ringanlagen war der Fluchtweg abgeschnitten.

Gefährliches Rauchgas

Es sei nicht immer nur das Feuer, das die Gefährlichkeit ausmache, sondern das Rauchgas, dessen Gift unmittelbar und schnell sich im Körper auswirkt, erklärte Klaus Rappenegger den zahlreichen Interessierten am Rande des Geschehens.

Die Feuerwehr mit über 120 Personen, zuzüglich Rettungskräfte des DRK, ging in drei Abschnitten vor. Die Schüler konnten über die Fensterfront mit Steckleitern evakuiert werden. Die mit in die Übung eingebundenen Feuerwehren von Obereschach und Pfaffenweiler mit Drehleiter nahmen sich den Gebäudeabschnitt in den Ringanlagen vor, wobei auch eine Schlauchleitung zur Brigach gelegt werden musste, Durchgangsverkehr aber trotzdem möglich war. Die Autoverkehrsteilnehmer auf den Innenring nahmen die Beeinträchtigung vorbildlich hin.

Große Drehleiter

Die Hauptattraktion für die Zuschauer, unter denen sich auch eine große Delegation der Feuerwehr aus der französischen Partnerstadt Pontarlier befand, war natürlich die Vorführung der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der großen Drehleiter in der Bickenstraße vor dem Bickentor.

Im verrauchten Turm war es nicht möglich, Verletzte über die enge und sehr steile Treppe und dazu noch verschachtelte Räume ins Freie zu bringen. In diesem Fall wurde beispielsweise an den Rettungskorb zusätzlich eine Schleifkorbtrage montiert, in welcher der Verletzte gut „verschnürt“ durch die Lüfte nach unten geholt wurde. Dort angekommen, wurde er sofort vom Roten Kreuz zur Weiterversorgung übernommen.

Gut ausgebildet

Für die Zuschauer nicht nur sehenswert, sondern sicherlich auch fesselnd. Aus dieser Leistungsschau konnten sie die Gewissheit mitnehmen, dass die Feuerwehr gut ausgebildet ist und es drauf hat, wenn es ernst werden würde.

„Ich habe niemand rennen sehen“, sagte OB Jürgen Roth, heißt auch: Jeder wusste, was zu tun ist, alles war bestens koordiniert. Ausbildung, Fahrzeuge und Feuerwehrtechnik sind zwar teuer, es lohnt sich aber, wenn die Leute mit ihnen richtig umgehen können.

Die Feuerwehr ist auch dabei zu überprüfen, wo und wie Abläufe verbessert werden können. Dazu war eine große Zahl der Einsatzkräfte mit Webcams ausgestattet, und auch Drohnen schwirrten durch die Lüfte.