Die Moschee in der Bahnhofstraße 2 öffnet am Dienstag, 3. Oktober, ihre Pforten. Mustafa Keskinsoy – hier im neu gestalteten Betsaal – freut sich auf viele Besucher. Foto: Siegmeier

Die Türkische Islamische Gemeinde ist in die Bahnhofstraße 2 umgezogen und stellt sich und ihre neuen Räume anlässlich der „Interkulturellen Wochen“ am 3. Oktober vor.

Altehrwürdig, mit breitem Treppenaufgang, empfängt das Gebäude in der Bahnhofstraße 2 seine Besucher. Und könnte es sprechen, so hätte es wohl eine ganze Menge zu erzählen. Denn wo heute die Türkisch Islamische Gemeinde Rottweil heimisch ist und ihr Gemeindezentrum samt Betsaal eingerichtet hat, gab es in den Anfängen des Gebäudes Kinofilme zu sehen, und bis vor wenigen Jahren haben hier hunderte Schüler und Erwachsene Tanzen gelernt.

Erster Film läuft 1926

Im Sommer 1926 wurde mit dem Bau des Gebäudes in der Bahnhofstraße 2 begonnen. Das neue „Lichtspielhaus“ konnte Otto Seyfried dann bereits am 3. Dezember 1926 eröffnen. Das Kino bot damals 451 Besuchern Platz (im Vorführsaal gab es 348 Plätze, auf dem Balkon 103 Plätze). In der Eröffnungswoche liefen neben der Ufa-Wochenschau die Filme „Die Försterchristl“ und „Zirkus Pat und Patachon“.

1968 hatte das „Lichtspielhaus“ ausgedient, eine Tanzschule zog ein. Im Jahr 2020 hat die Türkisch Islamische Gemeinde das Gebäude gekauft, das sie seit vergangenem Jahr sukzessive in ein Gemeindezentrum umgestaltet.

Aus Tanzsaal wird Betsaal

Wo einst Ballett und Tanz unterrichtet wurden, ist mittlerweile der Betsaal der muslimischen Gemeinde eingerichtet, den Mustafa Keskinsoy stolz präsentiert. Die Sitzbänke wurden neu bezogen, der Fußboden mit hellgrauem Teppich ausgelegt, die Wände weiß gestrichen. Hell und modern ist der Raum geworden, der einen Vorgeschmack auf den restlichen Umbau der Innenräume gibt.

Bislang hatte die Türkisch Islamische Gemeinde ihre Unterkunft in der Flöttlinstorstraße, doch die war über die Jahre zu klein geworden. „Unsere Gemeinde zählt mittlerweile mehr als 800 Personen, darunter sind auch sehr viele Flüchtlinge“, informiert Keskinsoy.

Die Türkisch-Islamische Gemeinde gibt es seit knapp 50 Jahren in Rottweil. Gegründet wurde der „Türkische Arbeiter-, Kultur- und Hilfsverein“, wie er laut Keskinsoy anfangs hieß, von Gastarbeitern als Treffpunkt. „Die Gemeinde wuchs, als die Gastarbeiter auch die Familien nach Rottweil holten“, erzählt Keskinsoy.

Seit 1990 eigenen Imam

Seit 20 Jahren ist die Türkisch Islamische Gemeinde dem Dachverband DITIB angeschlossen und bietet den Muslimen in Rottweil unter anderem religiöse Dienste wie das Freitagsgebet an.

Auch Angebote im Bereich des gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenlebens sind ein wichtiger Bestandteil des Vereinsangebots, so Keskinsoy. Kinder erhalten an den Wochenenden Religionsunterricht.

Mitte der 1990er Jahre hat Rottweil dann auch einen eigenen Imam, einen Religionsgelehrten, bekommen. Die Gemeinde finanziert sich überwiegend über Mitgliedsbeiträge und Spenden.

Umbau dauert noch

Über viele Jahre habe die Gemeinde bereits neue Räume gesucht, geklappt habe es aber nie. „Wir haben eine ganze Menge angeschaut, aber das Gebäude der einstigen Tanzschule hat optimal gepasst“, freut sich Keskinsoy. Bis dann letztlich aber alles umgebaut ist, wird es noch eine Weile dauern.

Im Rahmen der „Interkulturellen Wochen“ öffnet die Moschee in der Bahnhofstraße 2 am Dienstag, 3. Oktober, von 12.30 bis 17 Uhr ihre Pforten. Passend zum Motto „Neue Räume“ freut sich die Türkisch-Islamische Gemeinde Interessierte begrüßen, und mit ihnen bei Tee und Häppchen ins Gespräch kommen und über Gott und die Welt sprechen zu können.