Janeta-Adelina Balica ist die neue Pächterin der Braustube Schraivogel. Sie freut sich bereits auf die Gäste. Foto: Riesterer

Die neue Pächterin des Schramberger Traditionslokals stellt sich und ihre Küche vor.

“Das ist meine Lieblingsecke“, sagt Janeta-Adelina Balica und lächelt, als sie sich in der Braustube „Schraivogel“ im Gastraum auf einen Stuhl setzt – am langen Tisch vom Eingang gesehen hinten links. Der Tisch, an dem natürlich auch nach der einjährigen Pause an der Wand der Text des Schramberger Narranmarschs geschrieben steht. Die neue Pächterin des Schramberger Traditionslokals ist im Gespräch am Freitagvormittag – am Abend war dann offizielle Eröffnung – zwar nervös, aber auch voller Tatendrang: „Ich freue mich schon, die Schramberger kennenzulernen und für sie zu kochen. Aber mit meinem Deutsch werden sie ein wenig Geduld haben müssen – ich habe in meiner Zeit in Deutschland eher kroatisch gelernt“, sagt sie und lacht.

In Betrieb hochgearbeitet

Die 52-Jährige spielt damit auf ihre bislang längste Lebensstation in Deutschland in ihrer langjährigen Heimat Konstanz an: Geboren und aufgewachsen ist Balica in Rumänien, beruflich kommt sie ursprünglich aus dem kaufmännischen Bereich. Nach Deutschland kam sie im November 2003, im Jahr darauf begann sie eine Anstellung eben in einem kroatischen Restaurant. „Ich habe ganz unten beim Kartoffelschälen angefangen. Dafür schäme ich mich nicht. Ich habe halt Arbeit gebraucht.“

Die Kraft für den eigenen Traum ist da

In den folgenden knapp 20 Jahren – eigene Rezepte arbeitete sie dort von Anfang an aus – schaffte Balica sich in dem Gastrobetrieb nach oben. Bis sie zuletzt einige Jahre lang quasi im Alleingang die Küche verantwortete. „Wenn wir einen Kunden für ein Event hatten, habe ich das Menü ausgearbeitet, den Einkauf, die Kalkulationen. Mein Chef hat mir da komplett vertraut. Zuletzt hat er mir auch vorgeschlagen, als Partner zu arbeiten. Das alles hat mich darin bestärkt, dass ich die Kraft habe, mir meinen großen Traum eines eigenen Betriebs zu erfüllen“, erzählt Balica. Ein Traum, der nun wahr geworden ist.

Vieles neu gerichtet

Nach der Schließung an Weihnachten 2021 hat Gebäude-Besitzer Martin Kopp, wie er unserer Redaktion erzählte, die komplette Küche neu gefliest, neue Leitungen verlegt – und auch im Gastraum alles auf einen Neustart vorbereitet, beispielsweise den Boden abgeschliffen. Die Pächtersuche sei dann nach Beendigung dieser Arbeiten im Spätherbst 2022 intensiv gestartet worden. Zu diesem Zeitpunkt stieß Balica in einer Internet-Annonce auf den „Schraivogel“. Von da an ging alles ganz flott: Nicht mal einen Monat nach dem ersten Treffen wurde der Vertrag unterzeichnet.

Herausforderung Personal

In den vergangenen Wochen nun gab es noch vieles zu tun: Einkauf, Vorkochen, Administratives, Lieferanten für Getränke abklären, Karte gestalten – und vor allem Personal finden. „Die Personaldecke ist sehr dünn. Da ist die Gastronomie bekanntlich keine Ausnahme“, sagt Balica. Am Montag soll nun mit dem Hanselschlag der Narrenzunft gleich der erste Brocken gewuppt werden – zur Hauptfasnet soll es aber noch „nur“ einen Straßenverkauf mit Flaschengetränken, Gulaschsuppe, Bratwurst und sauren Kutteln mit Brot geben. „Im kommenden Jahr, wenn sich alles eingespielt hat, werden wir auch normal öffnen“, ist sich die neue Wirtin sicher.

Es wird gutbürgerlich

Zu den regulären Öffnungszeiten gibt’s im „Schraivogel“ Gutbürgerliches. Auf einen Geheimtipp möchte sich Balica gar nicht einlassen: „Bei mir schmeckt alles“, sagt sie und lacht. Die Speisekarte kann auf der Internetseite www.braustube-schraivogel.de eingesehen werden und umfasst Suppen, Salate, eine vegetarische Auswahl um Kässpätzle oder vegetarische Maultaschen mit Kartoffelsalat sowie Klassiker wie das Schnitzel, Cordon bleu und die Lendchen vom Schwein, saure Leber und ein Zwiebelrostbraten vom Rind aber auch Hähnchen und ein Zanderfilet. Dazu: eine Vesper- und Dessertkarte.

Sie habe sich sehr gefreut, als sie die vielen holzgeschnitzten Eulen, die „Schraivögel“, in der Gaststätte gesehen habe, sagt Balica. In ihrer Heimat Rumänien habe sie von einer Nachbarin den lieb gemeinten Spitznamen Eule bekommen. Dass sie nun also Wirtin in diesem Lokal ist, war „wohl ein Zeichen“, sagt ihr Sohn und lächelt. Nun soll Schramberg zur neuen Heimat werden – der Umzug mit Lebensgefährten und Sohn ist schon fest eingeplant.

Die Braustube Schraivogel hat dienstags bis samstags 11.30 bis 14 Uhr sowie 17 bis 24 Uhr geöffnet, am Sonntag von 11.30 bis 15 Uhr. „Wir werden sonntags aber bestimmt niemanden um Punkt 15 Uhr wegschicken“, sagt Balica mit einem Augenzwinkern, „und auch wenn ein Verein unter der Woche abends noch vorbei kommt, wird es sicher noch eine warme Kleinigkeit geben.“ Montags ist Ruhetag.