Mit Fatme El Haj Ibrahim (links) holte Leonie Müller aus Salzstetten im vergangenen Jahr den ersten Platz im Teamwettbewerb U13. Über Fatmes Familie kam der Kontakt zum Wechsel nach Sindelfingen zustande. Nun spielen sie im selben Team. Foto: Müller

Von den SF Salzstetten zum VfL Sindelfingen ist das Tischtennis-Nachwuchstalent Leonie Müller gewechselt und mischt nun dort die Regionalliga auf. Einen Abstecher in die dritte Bundesliga gab es derweil für die Zwölfjährige bereits zum Auftakt.

Die Geschichte von Leonie Müller ist die Geschichte von einer, die mit Sporttasche und Schläger auszog, um die große Tischtenniswelt zu erkunden. Zumindest ansatzweise. Von einem Auszug im klassischen Sinne kann man bei einer Zwölfjährigen schließlich noch nicht reden. Dennoch: Wenn es vom beschaulichen Salzstetten ins städtische Sindelfingen geht, dann gilt es sich erst einmal an das neue Umfeld zu gewöhnen.

Ein Umstand, der dem Tischtennistalent indes nicht allzu viel Mühe bereiten dürfte. Schließlich ist in Sindelfingen nicht alles neu. Einige junge Spielerinnen, die das VfL-Trikot tragen, kennt Leonie Müller bereits von überregionalen Veranstaltungen. Allen voran Fatme El Haj Ibrahim, der sie freundschaftlich verbunden ist und mit der sie auch schon gemeinsam Erfolge feiern konnte. Sogar auf internationaler Bühne, wo sie im vergangenen Jahr das stark besetzte U-13-Turnier in Linz gewannen.

Im ersten Training überzeugt

"Über Fatmes Familie kam dann auch der Kontakt zum VfL Sindelfingen zustande. Und offenbar hat unsere Jüngste dann im ersten Training gleich überzeugt, so dass wir spontan zu einer Zusage gedrängt wurden", erzählt Vater Michael Müller mit einem Augenzwinkern.

Es waren noch weitere Gründe, die für den Wechsel der Nachwuchshoffnung nach Sindelfingen sprachen. "In Sindelfingen herrscht eine nette und familiäre Atmosphäre", sagt Michael Müller, "außerdem sind durch die große Anzahl an Damenteams die Entwicklungsmöglichkeiten hervorragend. Und nicht zuletzt hatten wir ein äußerst angenehmes Gespräch mit Jugendleiterin Mareike Spieß."

Echte Sportlerfamilie

Leonie Müller stammt aus einer Sportlerfamilie. Vater Michael spielte früher höherklassig Fußball und ist seit über zehn Jahren als Trainer in der Bezirksliga, zurzeit bei der SGM Felldorf/Bierlingen, aktiv. Mutter Dagmar spielt Tennis und ist Skilehrerin. Über den Schulsportwettbewerb "Jugend trainiert für Olympia" fand Leonie Müller den Spaß am Tischtennissport. Was auch der Initiative des unermüdlichen Jugendtrainers Herbert Kummer zu verdanken war, der bereits Salzstetter Talente wie Alexander und Markus Frank sowie Carlos Dettling, die aktuelle Nummer zwei des VfL Sindelfingen, hervorbrachte. Auch Vereinscoach Andras Krenhardt trug wesentlich zur steil ansteigenden Formkurve der Nachwuchshoffnung bei.

Im Jahr 2018 gewann Leonie Müller, die derzeit die siebte Klasse des Horber Martin-Gerbert-Gymnasiums besucht und deren Lieblingsfächer Französisch und Sport sind, die U-11-Schwerpunktrangliste und wurde daraufhin ins Landesstützpunkttraining nach Böblingen eingeladen. Im Jahr 2020 wurde Leonie Müller württembergische Einzelmeisterin, im vergangenen Jahr belegte sie den dritten Platz beim baden-württembergischen Top-16-Turnier der U-13-Jugend. Das übrigens Fatme El Haj Ibrahim gewann.

Vier Mal in der Woche trainiert Leonie Müller mit den Landestrainern in Böblingen, freitags nunmehr beim VfL Sindelfingen unter Oliver Appelt, der unlängst sagte: "Leonie wird ihren Weg machen, sie ist sehr ehrgeizig und trainingsfleißig."

Premiere verläuft kurios

Kurios verlief beim Youngster die Punktspielpremiere. "Meine Frau und ich sind aus allen Wolken gefallen, als uns Oliver mitteilte, dass Leonie kurzfristig in der dritten Bundesliga aushelfen müsste", blickt Michael Müller zurück. Zu diesem Zeitpunkt nahm die 12-Jährige, gemeinsam mit Fatme El Haj Ibrahim, am Landeskaderlehrgang in Albstadt-Tailfingen teil. "Da war Leonie dann kurz irritiert, als die Trainer ihr sagten, sie müsse zusammen mit ihrer Freundin die Sportschule verlassen." Und so war der Anfang in Sindelfingen gemacht, wenngleich der Newcomerin trotz eines forschen Auftretens kein Satzgewinn vergönnt war. Was in der dritten Bundesliga auch niemand erwartete. "Leider habe ich in meinem Abschlusseinzel drei Sätze in der Verlängerung verloren, das war bitter", sagt Leonie Müller.

Eine Woche später beim Heimspiel des Regionalligateams mussten ihr dann auch die Gegner gratulieren, so dass die Offensivspielerin, die Annett Kaufmann als ihr Vorbild sieht, einen wertvollen Beitrag zum 8:2-Erfolg gegen Süßen II leistete.

Weiterhin für Salzstetten spielberechtigt

In der Rückrunde wird Leonie Müller verstärkt im Regionalligateam zum Einsatz kommen – und zudem in der Verbandsliga, sofern hier überhaupt weitergespielt wird. Im Jugendbereich ist sie weiterhin für die Sportfreunde Salzstetten spielberechtigt. Oberstes Ziel von Spielerin, Eltern und dem Trainerteam ist es jetzt, Spielpraxis im Konzert der Großen zu sammeln, um eine optimale Entwicklung des Talents sicherzustellen. "Wir sind jetzt erst einmal froh, dass Leonie in Sindelfingen diese Möglichkeit bekommt", sagt Michael Müller, "wohin die sportliche Reise letzten Endes führt, wird sich zeigen."