Das Foto zeigt die Hündin Shiva. Sie wurde im Februar 2022 an einer Straßenlaterne ausgesetzt, lebt seitdem im Tierheim in Freudenstadt und sucht immer noch ihr passendes Zuhause. Foto: Philipp Dirschwigl/Kreistierheim Freudenstadt

Die Zahl der Haustiere, die jedes Jahr vor dem Sommerurlaub ausgesetzt werden, ist dramatisch. Manches Tierheim in Kreis stößt daher an Kapazitätsgrenzen –und gibt Tipps für die Ferienzeit.

Von Jahr zu Jahr landen mehr Tiere ab Beginn der Sommerferien im Tierheim. Laut der Tierschutzorganisation Peta werden jeden Sommer deutschlandweit zwischen 50.000 und 80.000 Tiere ausgesetzt, häufig in einem völlig verwahrlosten Zustand (Stand: 2022). Viele scheinen bei der Planung ihrer Ferien Schwierigkeiten zu haben, geeignete Betreuungsmöglichkeiten für ihre Haustiere zu finden. Erleiden auch Haustiere hier in der Region dieses Schicksal?

 

Eine Welle von Streunern

„Leider ja“, berichtet Mariell Keim, Leiterin des Kreistierheims Freudenstadt. „Man merkt, dass jetzt wieder Wellen von Streunern, trächtigen Katzen und Fundkatzen kommen. Tiere, bei denen man ganz genau weiß, dass sie zuhause nicht mehr gewollt werden.“ Auch die Anzahl der ausgesetzten Kaninchen hat zugenommen, so Keim. „Es wird über die Jahre hinweg immer schlimmer.“

Allerdings scheint dieses Problem der Tiere, die im Sommer heimatlos werden, nicht überall so stark aufzutreten. So berichtet Carola Greiner aus dem Horber Tierheim: „Bei uns gibt es zur Sommerzeit keine verstärkten Abgaben. Dieses Problem haben wir nicht.“ Um große Wellen an Fundtieren abzufangen, fehlten zudem Kapazitäten. Denn auch die Tierheime sind von Personalmangel betroffen und Tierpfleger werden händeringend gesucht.

Tipps für die Ferienzeit

Als Tipps für die Ferienzeit rät Greiner, dass sich Nachbarn oder Bekannte in der Abwesenheit um die Tiere kümmern. „Wichtig ist, dass die Betreuer vorher richtig eingewiesen werden“, merkt sie an. Dies funktioniere jedoch nicht bei allen Haustieren. „Gut möglich ist das zum Beispiel bei Hunden, die auf jeden Menschen offen zugehen“, nennt sie als Beispiel.

Tierpensionen stellen eine gute Möglichkeit dar, trotz Haustier in den Sommerurlaub zu fahren. Auch im Tierheim Freudenstadt können tierische Mitbewohner im Sommer abgegeben werden. Mariell Keim erzählt von ihren Erfahrungen mit dieser „Zwischenlösung“: „Das Angebot wird gut angenommen – wir werden regelrecht überschüttet mit Anfragen.“ Die Aufnahmekapazitäten sind allerdings nur begrenzt. „In erster Linie sind wir ein Tierheim und keine Pension. Wir bieten diese Möglichkeit nur zusätzlich an.“ Prinzipiell dürfen das ganze Jahr über Tiere in die Pension kommen, so Keim – egal ob Hund, Katze oder Kleintier. „Wir bieten eine normale Urlaubspension an, die zwischen zwei und vier Wochen variieren kann.“

Oft sind Anfragen zu kurzfristig

Perfekt als Zwischenlösung für den Sommer – wenn das Timing stimmt. So gibt es auch Anrufer, die wenige Tage vor ihrem Urlaub noch nach einer Unterkunft für ihr Haustier fragen. Das ist dann aber meistens zu kurzfristig. „Im Sommer gibt es zusätzliche Plätze für Pensionstiere bei uns. So spontan können wir aber nicht auf Anfragen reagieren“, erklärt Keim. Daher muss auch der Sommerurlaub fürs Tier rechtzeitig „gebucht“ werden.

Doch nicht nur Sommergäste sind in Freudenstadt untergebracht. „Oft haben wir auch Pensionstiere hier, bei denen die Besitzer zur Kur oder in die Reha müssen“, berichtet Keim. „Hier gibt es dann meistens eine unbestimmte Aufenthaltslänge. Die Besitzer leisten dann vorab eine Anzahlung und danach bleiben wir in Kontakt, um abzusprechen, wie lange der Aufenthalt dauern kann.“

Hundepension in Starzach

Eine Bleibe für die Sommerzeit bietet auch die Hundepension Starzach. Bei Jürgen Weltzer können meist sechs bis acht Hunde gleichzeitig Platz finden. Auf dem Gelände des Hundetrainer und -therapeuten finden die Tiere auch in den Sommermonaten ein Zuhause mit „Familienanschluss“, auch wenn Herrchen oder Frauchen durch die weite Welt reisen.

Katzen bleiben lange

Leider finden nicht alle Tiere nach dem Sommerurlaub wieder den Weg zurück zu ihren Besitzern. „Bei Fundtieren können in seltenen Fällen die Besitzer ermittelt werden, wenn die Tiere gechipt sind“, erklärt Keim. Trotzdem blieben vor allem Katzen nach einem Fund lange im Tierheim. „Die Hälfte der Tiere ist nicht gechipt und die wenigsten Besitzer melden sich bei uns“, berichtet sie. Bei Hunden sieht die Lage etwas besser aus: Diese Vierbeiner werden in der Regel wieder abgeholt, so Keim – aber auch hier nicht alle. „Bei der Aufnahme von Hunden können wir relativ genau entscheiden, ob es sich um einen Hund handelt, der seinem Herrchen stiften gegangen ist oder ob der Hund aufgegriffen wurde, weil das so gewollt war“, schildert Keim.