Rosa Maria Paz zeigt hier als Model die Kollektion zum Weltuntergang Foto: Jürgen Lück

Top-Models, Top-Story, Top-Unterhaltung und Top-Tiefgang. Das Lied von der Erde hat am Freitag, 21. Juli in der Dualen Hochschule Horb Premiere. Jakubowskis Ensemble belebt ein bitter-böses Stück von 1936 wieder – mit Elementen wie aus „Germany’s next Topmodel“

Doro Jakubowski und ihr Chamäleon-Theater. Ein kleines Ensemble, das großes leistet. Egal, ob Entaklemmer, kleiner Prinz, Jedermann oder Pygmalion – jedes Mal werden diese Klassiker brillant auf die Bühne gebracht. Meistens auch auf den Marktplatz Horb. Doch diesmal ist die Premiere in der Dualen Hochschule.

Doro Jakuboswki: „Eigentlich wollten wir unser neues Stück auf dem Marktplatz bringen. Doch durch den Horber Musiksommer haben wir beschlossen, den Hof der Dualen Hochschule zu nehmen!“

Etwas ganz neues für das Chamäleon-Ensemble: Denn das „Lied von der Erde“ ist ein eher unbekannt. Wurde 1936 uraufgeführt. Autor: Jura Soyfer. Er starb im Herbst 1939 im KZ Buchenwald, obwohl seine Entlassungspapiere schon unterzeichnet waren.

Eigentlich ein finsteres Stück

Magdalena Rau: „Eigentlich ein finsteres Stück. Skurril, ein Mix aus Wiener Humor mit Tiefgang. Mit kritischem Blick auf die Mitmenschen und einer entlarvender Blick auf die Politiker!“

Hört sich ja nicht nach Vergnügen an, oder?

Von wegen! Erste Szene bei der Probe in der Dualen Hochschule. Sonne, Mars, Saturn und Venus stehen in bunten Kostümen vor der Metall-Skulptur. Magdalena Rau als Sonne: „Die Erde stört die Sphärenharmonie. Liegt wohl an den Menschen.“

Swen Richter als Mond zupft an seinem Bart, als ob er Krümel oder Ungeziefer entfernt: „Ich hatte schon mal ein paar. Unangenehm, aber mich haben sie nicht gestört!“

Doro und Rosa als Models

Die Intervention nützt nichts: Komet Konrad wird mit voller Sphärenpower Richtung Erde geschleudert – ein großartiges Bild.

Szene 2. Professor Guck warnt die Politiker vor dem drohenden Kometeneinschlag. Die Politiker achten mehr auf den Fotografen am Rande als auf seine Warnungen.

Szene 3. Doro und Rosa Maria Paz freuen sich als Models schon auf den Laufsteg. Doro: „Damit landen wir auch bei Heidi!“

Modezar mit Perücke

Grandios: Swen Richter als Modezar Paul Grünzweig mit blonder Perücke, Lockenwicklern und goldenem Umhang präsentiert barfuß die perfekte Kollektion für den Weltuntergang: Ein Mix aus Silber, figurbetont und spacigem Hellblau. Die Models präsentieren die Stylings perfekt und sexy auf den roten Teppich. Hinterher gibts noch die Klum’schen „Hma, hma“-Küsschen links und rechts.

Drei genialen Szenen. Jede Menge Spielwitz und –kunst. Schon in der Probe sitzt (fast) alles auf den Punkt. Die Kostüme – passend. Die Seitenhiebe auf die Eitelkeit der Politiker und der Menschen – grandios herausgespielt.

Gegengewicht zu Egoismus

Und? Geht die Erde unter? Doro Jakubowki, die zusammen mit Andreas Schnell (u.a. Professor Guck, davor: der böse Herzog Eberhard bei den Ritterspielen) das Stück von Soyfer aktualisiert hat: „Wir haben neu die Erde in einer eigenen Rolle zugefügt. Sie selbst bildet durch ihre Natur in ihrem eigenen Lied von der Erde ein kräftiges Gegengewicht zum Egoismus der Menschen.“

Fakt ist: Schon mit den drei Szenen in der Probe zeigt sich, dass das Chamäleon-Ensemble eine neue Tür in seinem Theater-Kosmos aufschlägt. Durchaus vergnüglich, abwechslungsreich, ernst, aber auch sehenswert für alle Zuschauer.