Fotos: Hopp Foto: Schwarzwälder Bote

Chamaeleon-Theater mit Dorothee Jakubowski bezaubert Horb

Es ist kalt an diesem Abend auf dem Horber Marktplatz – gerade im Sitzen. Doch das Chamäleon-Theater von Doro Jakubowski trotzt der Kälte, denn Lachen macht nicht nur gesund, sondern auch warm!

Horb. Der Theatersommer wird zum Theater-Herbst. Trotzdem sind die Stühle gut besetzt – denn die Unterhaltung durch die Komödie "Der Entaklemmer" verspricht jede Menge Spaß.

Und das schafft das Ensemble unter der Regie von Dorothee Jakubowski und Andreas Schnell von der ersten bis zur letzten Minute. Obwohl die Bühnendekoration mit den vier Kisten diesmal besonders karg wirkt. Daneben ist noch eine Schaukel am Holzgestell aufgestellt. Umso größer die Herausforderung für die Schauspieler, diese schlichte Umgebung mit Leben zu füllen.

Geht schon los bei den Kostümen und bei der Sprache: Alois (Sohn der Entaklemmerin alias Christoph Daeke) in hellblau in kurzer Hose und weißen Schuhen. Schwester Hilde (Tochter der Entaklemmerin alias Lea Kirn) in weißer Hose und gelbem, körperbetontem Oberteil, welches über die Hüften geht. Der Heiratsvermittler (Ferdinand Rother) spricht sächsisch. Erntet schon bei seinem ersten Auftritt schallendes Gelächter vom Publikum, als er sein Jackett aufmacht und seine Angebote als Visitenkarten verteilt…

Andreas Schnell mimt den Ami und Vater von Marian (Luis Schneiderhan) und Eugenia (Valentina Sadiku). Er tritt im oberkreischigen Hawaii-Hemd und einer dazu farblich garantiert nicht passenden blauen, kurzen Hose mit weißen Streifen auf. Typisches Ami-Klischee – auf den ersten Blick. Und natürlich Doro Jakubowski – egal, ob sie das Hausfrauen-Kleid mit Weste trägt oder den Sonntagsstaat. Selbst, wenn sie aus den Augen des Publikums verschwindet und hinten am Marktplatz im Blumenkübel ihren Schatz bewacht, ist sie das Klischee der typisch schwäbischen Hausfrau.

Das Spiel. Immer mal wieder ruhige, entspannte Phasen. Die ausgebildete Musical-Darstellerin Lea Kirn aus Altensteig singt poetisch auf der Treppe zum Uhrengeschäft, während Alois und Eugenia diagonal gegenüber auf der Schaukel sitzen und romantische Gedicht-Zeilen von sich geben. Sprachliche Attacke. Ziemlich zum Schluss stellen sich Frieda (Monika Bugala), Alois, Lea Kirn und Valentina Sadliku an allen vier Ecken rund ums Publikum mit weißen Gesichts-Masken am Stiel auf. Reden im Wechsel. Eine Sprachkaskade, die in den Worten endet: Geiz. Einzeln. Entenklemmerin. Gewalt.

Stille Gags, die durch die Requisiten funktionieren. Die Entaklemmerin bereitet sich auf den ersten Treff mit ihrem mega-jungen Auserkorenen Marian vor. Macht eine ihrer verschlossenen Schatzkisten auf. Holt erst eine lila Federboa raus, hängt sie sich um. Holt Lippenstift mit Spiegel raus. Dann das 4711 Kölnisch Wasser in Originalverpackung. Tupft sich erst einen Tropfen an die Handinnenfläche. An den Hals. Zögert kurz und gibt dann schnell noch einen Tropfen ins Dekolleté. Das Publikum lacht schallend.

Und genau mit diesen vielen Details schafft es das Chamäleon-Theater, dass die Lacher im Stück auch auf den Punkt funktionieren. Großes Theater – auch auf dem kalten Marktplatz!