Melanie Gebhard hat in ihrer Heimat gesungen: Die Musical-Lady ist zusammen mit ihrer Kollegin im Winterlinger K3 aufgetreten. Foto: Karina Eyrich

In der Heimat singt Melanie Gebhard noch ein bisschen schöner als sonst: Sie und ihre Kollegin Beatrix Reiterer haben als „Musical-Ladies“ im K3 „Frauenpower“ gegeben – vor ausverkauftem Haus – und sich an die Werke der ganz Großen ihrer Zunft gewagt.

„Ich wollt’ schon immer mal in Winterlingen singen“, reimt Beatrix Reiterer und strahlt: Dass sie und Melanie Gebhard im K3 für ein voll besetztes Auditorium singen, war zu erwarten, und tatsächlich mögen manche deshalb gekommen sein, weil sie Melanie Gebhard nicht mehr so oft zu Hause erleben können.

Da müssen sie schon zu den großen Musicalbühnen nach Wien, nach Stuttgart, nach Duisburg oder Berlin reisen, wo die Winterlingerin Hauptrollen singt. Klar zieht ihr Star-Status in dieser Branche. Doch die Winterlinger wissen schon immer, was sie an ihr haben – und werden sogar noch positiv überrascht.

Keine Angst vor Barbra Streisand

Knapp drei Stunden lang dürfen sie den schönsten Stücken aus bekannten und weniger bekannten Musicals lauschen, die immer Frauen gesungen haben, und zwar keine geringeren als etwa Barbra Streisand, Whitney Houston, Marlene Dietrich und Shirley Bassey. Es gehört schon unbändig viel Mut dazu, sich diesem Vergleich zu stellen – und großes Können, um ihn zu bestehen.

Beatrix Reiterer sang mit Verve, zeigte aber auch ihr schauspielerisches Können. Foto: Eyrich

Melanie Gebhard und die Südtirolerin Beatrix Reiterer haben beide an der Stage School for Professional Artists in Hamburg, der Kaderschmiede der Branche, studiert, wissen um die Bandbreite ihrer Stimmen und reizen diese voll aus. Die eine eine Spur wärmer, die andere einen Hauch heller, aber stets Pinsel für tausend Klangfarben. Mal solo, mal im Duett – meist geht es dabei um zwei Frauen, die den selben Mann lieben – geben Gebhard und Reiterer die frech-frivole Frau wie in „Big Spender“ und „Kleinstadtblues“ aus dem Hohner-Musical, sind keck und verspielt wie in Natalie Coles „L.O.V.E.“ oder „Beeing Green“ mit Kermit, dem Frosch, zelebrieren die Liebe wie in „My Heart will go on“ aus „Titanic“ und der Perle „I know him so well“ aus „Chess“ – und sie provozieren Gänsehaut mit Songs wie „Das bin ich“ aus „Die Päpstin“.

Stolpersteine für die Zunge

Schauspielerischer Höhepunkt ist „Wart’s nur ab, Henry Higgins“, bei dem Beatrix Reiterer ein Feuerwerk mit Berliner Schnauze zündet, größter Stolperstein für Melanie Gebhards Zunge ist „Don’t rain on my Parade“ aus „Funny Girl“, wobei die Musical-Ladies zeigen, dass Profis weit mehr können als singen.

Tun sie es zweistimmig, wird eine Stimme zum Schatten der anderen, ist der Effekt phänomenal: Salz und Pfeffer in perfekter Mischung.

Wolfgang Fischer begleitete die Musical-Ladies am Piano, durfte aber auch selbst singen. Foto: Eyrich

Der einzige Mann auf der Bühne spielt bei dieser Mischung eine wichtige Rolle: Profi-Pianist Wolfgang Fischer hat ein anspruchsvolles Programm zu spielen und muss dabei einen schmalen Grat erwischen: das hohe Niveau der Sängerinnen unterstreichen, aber nicht toppen, sie glänzen lassen. Was ihm mit leichter Hand gelingt.

Stolze Eltern: Susanne und Udo Gebhard applaudierten stehend. Foto: Eyrich

Im Schluss-Terzett, Bette Middlers „The Rose“, darf Fischer dann sogar mitsingen, und gemeinsam setzen die drei Künstler einem Abend ein Sahnehäubchen auf, der drei Stunden dauert und ebenso lange kurzweilig, vergnüglich und einfach wunderschön ist. Kein Wunder, dass die Drei tosenden Beifall ernten – am lautesten von Susanne und Udo Gebhard, den stolzen Eltern eines Musical-Stars, der daheim noch ein bisschen schöner singt.