Noch auf dem Weg zurück in die Kabine wurde der Schiedsrichter in Überauchen mehrfach beleidigt. Foto: Bundesmann

Die Kreisliga-B1-Partie zwischen dem SV Überauchen und dem FC Grüningen wurde am Sonntag in der 44. Minute von Schiedsrichter Mark Zimmermann (Villingen) abgebrochen. Mit Kommentar

Der Schiedsrichter-Bericht schildert folgenden Sachverhalt: In der 26. Minute hatte der Torhüter des SV Überauchen – Marius-Florin Duman – Rot gesehen, nachdem er sich von Grüninger Zuschauern provoziert gefühlt hatte, den Ball in Richtung der Zuschauer schoss und dabei in diese Richtung mit den Worten "Fuck you" schimpfte. Grüninger Anhänger hatten offenbar tatsächlich Aktionen des Torhüters hämisch zuvor beklatscht. Der Überauchener Keeper soll dem Schiedsrichter nach seinem Platzverweis beim Verlassen des Spielfeldes damit gedroht haben, nach dem Spiel auf ihn vor der Kabine zu warten. Nach einer achtminütigen Unterbrechung lief die Partie zunächst weiter.

In Minute 44 erfolgt der Spielabbruch

In der 44. Minute gab es einen direkten Freistoß für den FC Grüningen. Ein Überauchener Spieler spielte aber trotz der Unterbrechung den Ball weiter. Nachdem der Überauchener Spieler Andrei Szabo wegen Reklamierens Gelb gesehen hatte, forderte dieser vom Unparteiischen, ihm gleich Gelb-Rot – mit den Worten "Leck mich doch am Arsch" – zu zeigen. Der Überauchener Spieler Mihail-Catalin Babaiona – so im Spielbericht vermerkt – habe die Gelbe Karte dem Unparteiischen aus der Hand gerissen, ihn leicht gerempelt und verbal bedroht. Es erfolgte der Spielabbruch. Auf dem Weg zur Kabine wurde der Schiedsrichter noch mehrfach beleidigt.

Noch keine Überauchener Stellungnahme

Der SV Überauchen, so Vorstandsmitglied Dennis Lukaschewski, möchte erst nach Einsicht der Verantwortlichen in den Schiedsrichter-Bericht eine Stellungnahme abgeben.

Kein Einzelfall

Erst vor einer Woche war die Bezirksliga-Partie zwischen der SG Marbach/Rietheim und der SG Riedböhringen/Fützen abgebrochen worden – davor das Spiel der FSV Schwenningen und dem SC 04 Tuttlingen.

Kommentar: Durchgreifen!

Von Gunter Wiedemann

"Überproportional viele Spiele werden in den letzten drei Minuten vor der Halbzeit abgebrochen." So heißt es in einer vom DFB in Auftrag gegebenen Studie. So war es auch am Sonntag in Überauchen. Wieder ein Abbruch, erneut war Gewalt im Spiel. Nicht nur Bezirksschiedsrichterobmann Tobias Doering versteht so langsam die Fußballwelt nicht mehr, schüttelt angesichts der Tätlichkeiten in Überauchen, Marbach und Co. – darunter waren auch Nachwuchsspiele – nur noch mit dem Kopf. Die Verfasser der aktuellen Studie fordern als Konsequenz "ein klares Durchgreifen". Nur wenige Landesverbände würden Vergehen mit weitergehenden Auflagen wie Vereinssperren ahnden. Es gehe darum, dass sich die Beteiligten auch mit ihrem Fehlverhalten auseinandersetzen würden. Harte Strafen, spürbare Konsequenzen – anders scheint es nicht zu gehen. Leider!