Das Vermögen der Stadt Sulz in Sach- und Finanzwerten beträgt insgesamt rund 100 Millionen Euro. Foto: Steinmetz

Was besitzen wir eigentlich alles, und was ist es wert? Die Stadt Sulz hat nachgezählt. Eine erstaunliche Summe kommt zusammen, wenn eine Gemeinde Inventur macht.

Sulz - Wie nach und nach alle Gemeinden in Baden-Württemberg hat auch die Stadt Sulz ihr Rechnungswesen auf die doppelte Buchführung umgestellt. Akribisch mussten dazu auch alle Vermögenswerte der Gemeinde in einer Eröffnungsbilanz erfasst werden. Im früheren Rechnungswesen der Kommunen hatte es so etwas nie gegeben.

Die gewaltige Arbeit hat der Erste Beigeordnete und Stadtkämmerer Hans-Peter Fauser jetzt dem Gemeinderat vorgelegt. Das meiste habe seine Mitarbeiterin Melanie Rehn erledigt, erklärte Fauser den Räten. Vorarbeiten habe es vor 2016 zudem von einer dazu beauftragten Firma gegeben. Sonst sei die Arbeit nicht zu schaffen gewesen in der Zeit, in der Fauser den Kämmererposten inne hat.

Plackerei hat sich gelohnt

Immerhin musste unter anderem der Wert von 6253 unbebauten Grundstücken ermittelt und erfasst werden, von 81 bebauten Grundstücken, von 430 Straßen, Plätzen und Wegen – und von vielem mehr.

Doch die Plackerei hat sich gelohnt: Die nackten Zahlen, die die Eröffnungsbilanz enthüllt, haben es in sich. Insgesamt, so zeigen sie, verfügte Sulz am 1. Januar 2019 über ein Vermögen von genau 99.884.582,39 Euro. Diese Summe sei in der Zwischenzeit eher größer geworden als kleiner, gab Fauser auf Nachfrage zu Protokoll: Die Investitionen der Gemeinde würden normalerweise die Abschreibungen übersteigen.

Backsteingebäude an der Spitze

Aber wo stecken jetzt die 100 Millionen Euro? Einen großen Batzen des Sulzer Vermögens machen die unbebauten Grundstücke aus, sie sind insgesamt knapp 19 Millionen Euro wert. Richtig viel Geld steckt zum Beispiel in Wald und Forsten. Hier ermittelte die Kämmerei einen Wert von 13,3 Millionen Euro. Bescheidener fallen die Grünflächen wie Parks und Erholungsflächen nebst Gewässern aus: Dafür stehen nur knapp drei Millionen Euro in den Büchern.

Ein noch bedeutenderes Vermögen stellen bebaute Grundstücke dar: Mit insgesamt 24,4 Millionen Euro nehmen sie die zweitgrößte Position auf der Aktiva-Seite ein. Großen Anteil haben Grundstücke mit Kultur- und Freizeitanlagen, die rund 9,5 Millionen Euro ausmachen, Dienst- und Betriebsgebäude mit 7,3 Millionen Euro und Grundstücke mit Schulen, die fast 6 Millionen Euro wert sind. Das wertvollste Einzelstück in der Sulzer Sammlung der Vermögenswerte stellt das Backsteingebäude dar, das mit 4,9 Millionen Euro in der Eröffnungsbilanz steht.

Die insgesamt wertvollste Position, die Sulz zu bieten hat, ist das Infrastrukturvermögen: Straßen, Wege, Plätze, Brücken, Tunnel, Friedhöfe und einige weitere Bauten. Hier kommen nach den Berechnungen 33,3 Millionen Euro zusammen – allein für die Sulzer Straßen, Wege und Plätze sind es 16,2 Millionen Euro.

Eine Million steckt in den Fahrzeugen

Die anderen Sulzer Sachwerte nehmen sich demgegenüber eher bescheiden aus. Zu nennen sind da die runde Million Euro für wertvolle Kunstgegenstände, die im wesentlichen aus der Stiftung Bidermann stammen: mittelalterliche historische Waffen, die im Schloss in Glatt gezeigt werden. Ungefähr die gleiche Größenordnung erreicht die Ausstattung der Gemeinde mit Fahrzeugen: Sie sind ebenfalls ungefähr eine Million Euro wert. Dabei handelt es sich eher nicht um die Dienstwagen der Rathausbeschäftigten, sondern vielmehr die Fahrzeuge von Feuerwehr und Bauhof.

Zum Sachvermögen gesellt sich auf der Aktiva-Seite das Finanzvermögen. Es umfasst insgesamt 13 Millionen Euro. Allein 10,2 Millionen Euro hatte die Gemeinde am Stichtag "auf der hohen Kante". Sie lagen zum weitaus größten Teil auf einem Festgeldkonto bei der Kreissparkasse. Bedeutend sind darüber hinaus die Anteile an der Stromversorgung Sulz, die der Gemeinde zu 75 Prozent gehört und die mit 2,4 Millionen Euro zu Buche schlagen.

Rein theoretisch 69 Millionen Euro Schulden möglich

Interessante Zahlen stehen auch auf der Passiv-Seite. Kämmerer Fauser hob besonders die Größe hervor, die hinter "Basiskapital", steht, sie entspricht in etwa dem, was ein Unternehmen "Eigenkapital" nennen würde. Das sind 69 Millionen Euro. "Das ist genau der Wert, bis zu dem wir rein rechtlich peu á peu Schulden aufnehmen könnten", erklärte der Kämmerer den Gemeinderäten. Fauser schob aber schnell nach: "Rein theoretisch – wird nie passieren!" Am Stichtag hatte Sulz insgesamt etwa 2,4 Millionen Euro Verbindlichkeiten, davon 1,1 Millionen Euro aus Kreditaufnahmen. Laut Fauser ergibt sich daraus ein Verschuldungsgrad von etwa 1,8 Prozent.

Am Ende seiner Präsentation bekam der Kämmerer kräftigen Applaus aus dem Gemeinderat. Einer kritischen Nachfrage der Rätin Heidi Kuhring (GAL) musste er sich dann aber doch noch stellen: "Haben Sie auch schon die Grundsteuer-Erklärung gemacht?" Alles lachte, Fauser auch: "Wir sind dran."