200.000 Euro braucht die Einrichtung der KB gGmbH zusätzlich. (Archivbild) Foto: Archiv

"Ich bin jetzt 17 Jahre in diesem Gremium, aber so etwas ist mir noch nie vorgekommen", kommentierte Rainer Pfersich, Fraktionschef von "Zukunft Winterlingen", der in der Nacht zuvor nach eigener Aussage "nicht geschlafen" hatte.

Winterlingen - Weswegen? Der Gemeinderat sollte überplanmäßigen Ausgaben in Höhe von 200.000 Euro zustimmen. Konkret ging es um den Zuschuss der Gemeinde zu den Betriebsausgaben der integrativen Kindertagesstätte Friedrichstraße, welche die KBF mit Sitz in Mössingen betreibt. 852.000 Euro waren für den Zuschuss im Haushalt 2021 vorgesehen, auf 1.052.000 Euro steigt er nun.

Der Grund wird in der Sitzungsvorlage genannt: Als erste Abschlagszahlung seien 257.500 statt 207.500 Euro abgerufen worden, und auf Nachfrage habe die Geschäftsführung mitgeteilt, dass die "für die Einrichtung veranschlagten Personalkosten in Höhe von 900.000 Euro nicht richtig waren. Sie müssen auf 1,1 Millionen Euro erhöht werden." Darunter steht noch wörtlich: "Man bitte, den Fehler zu entschuldigen."

Ein teurer Fehler, den auszubügeln die Gemeinde freilich nicht umhin kommt, denn vertraglich ist sie verpflichtet, die "nicht durch gesetzliche Zuschüsse, Elternbeiträge und sonstige Betriebseinnahmen gedeckten Betriebsausgaben in voller Höhe zu übernehmen".

Für Rainer Pfersich machte das Fehlen einer Alternative die Sache nicht besser. "200.000 Euro mehr, ohne Telefonat, ohne E-Mail, ohne einen Termin mit dem Schultes Maier zu machen", echauffierte er sich. "Die KBF macht gute Arbeit, und wir haben denen 2012 einen wunderbaren Bau hingestellt, aber so geht es nicht. Der Mann gehört hierher", sagte Pfersich und deutete auf den Platz für Gastreferenten in der Sitzung. "Dann sollte er sich entschuldigen."

Das Zähneknirschen der Räte war bei der anschließenden Abstimmung zumindest atmosphärisch hörbar. Trotzdem stimmten sie den Mehrausgaben zu – bei zwei Gegenstimmen.