Das Schwenninger Heimatmuseum sowie Brauchtum und Kultur aus der Zeit, als die Neckarstadt ein Bauerndorf war, müssen weiterleben. Davon ist eine Projektgruppe, die sich im Heimatverein gebildet hat, felsenfest überzeugt.
VS-Schwenningen - Das Schwenninger Heimatmuseum und vor allem der Erhalt von Brauchtum und Kultur der Zeit, als die Neckarstadt ein Bauerndorf war, müssen weiterleben. Davon ist eine ehrenamtlich agierende Projektgruppe, die sich im Heimatverein gebildet hat, felsenfest überzeugt. Die Gruppe setzt sich schwerpunktmäßig aus zahlreichen zertifizierten Schwenninger Stadtführen zusammen.
Doch alle sind dort willkommen, die sich dafür einsetzen möchten, dass das damalige Leben in Schwenningen einen adäquaten Stellenwert in der Museumslandschaft von VS erhält. "Die Villinger und die Schwenninger Geschichte ergänzen sich hervorragend, da sie vollkommen verschieden verlaufen sind. Sie bieten reichlich Potenzial, im kulturellen Bereich mehr aus der Historie der beiden vor 1200 Jahren im selben Jahr gegründeten Gemeinden zu machen", ist Anita Munz überzeugt.
Neuartiger Ort der Begegnung
Die Stadtführerin und Schriftführerin im Heimatverein befürchtet indes, dass die prägende Geschichte als Bauerndorf immer stärker reduziert werden soll. Dass das Heimatmuseum im neuen Bürk-Areal, welches sich als Zeit-, Kunst- und Freiraum zu einem völlig neuartigen Ort der Begegnung entwickeln soll, untergebracht wird, begrüßt der Heimatverein grundsätzlich. "Das heutige Heimatmuseum ist nach jetziger Planung dort thematisch mit vier Dauerausstellungen zu den Themen Alemannen, Trachten, Kienzle-Uhren und Fastnacht vertreten. Das ist bei weitem nicht die Fülle die das heutige Heimatmuseum beinhaltet", hat der stellvertretende Vorsitzende Hans Martin Weber noch einen Funken Hoffnung auf den Erhalt des heutigen Heimatmuseums, das sich sehr gut mit dem modern gestalteten Bürk-Areal ergänzen könnte.
Inventar aus dem Bauernmuseum in Mühlhausen
Hinzu kommt noch das Inventar aus dem Bauernmuseum in Mühlhausen, dessen Schließung ebenfalls bevorsteht. "Eine gesamte Epoche wird dadurch unter Wert verkauft", befürchtet Weber, dass ein Großteil der Kulturgüter aus Platzmangel für immer von der Bildfläche verschwindet. "Es gibt Kommunen, die nutzen eine derartige Fülle an kulturellem Angebot werbetechnisch für Museumstouren durch ihre Städte." Weber gibt aus diesem Grund die Hoffnung noch nicht auf, dass das Schwenninger Heimatmuseum innerhalb der Museumslandschaft erhalten bleiben kann.
Dritte Projektgruppe gegründet
Um die Beleibtheit des Heimatmuseums mit Zahlen zu belegen, gründete der Heimatverein neben seinen Projektgruppen "Geschichts- und Naturlehrpfad" und "Alter Friedhof" eine dritte Projektgruppe unter dem Namen "Heimatmuseum". Seit eineinhalb Jahren legt sie den Fokus darauf, das traditionsreiche Heimatmuseum am Muslenplatz zu neuem Leben zu erwecken. Mit reichlich ehrenamtlichem Engagement ist es den Projektteilnehmern dabei in einem ersten Schritt gelungen, das Heimatmuseum jeden zweiten Sonntag mit thematisch unterschiedlichen Führungen zu öffnen. Die Darstellung von Leben, Wohnen, Arbeiten und die kulturelle Entwicklung von Schwenningen erhält so eine Plattform, die im Falle einer dauerhaften Schließung des Heimatmuseums mindestens bis zur Eröffnung des Bürk-Areals verschwinden würde.
Museumscafé mit Spielenachmittag
Zum Engagement der Projektgruppe zählt auch das mindestens einmal monatliche Angebot eines Museumscafés in Verbindung mit besonderen Aktionen. So fanden dort bereits ein Spielenachmittag, diverse kleine Museumsfeste oder ein Nachmittag mit Alphornbläsern statt. Am 11. Dezember steht Weihnachten im Museum mit der Schwenninger Stubenmusik im Programm.
"Die Resonanz ist beeindruckend", berichtet Munz, dass sich mit bis zu 70 Gästen pro Öffnungstag das Heimatmuseum nicht zu verstecken braucht. Die Projektgruppe hat sich in nächsten Schritten zum Ziel gesetzt, mit dem Leiter der städtischen Galerie, Stephan Rössler, ins Gespräch zu kommen. Es soll geklärt werden, wie das Heimatmuseum und die Geschichte Schwenningens vor der Zeit der Industrialisierung mit dem ihr gebührenden Stellenwert erhalten werden kann. Die Projektgruppe ist vorerst bestrebt, mit ehrenamtlichem Engagement die 14-tägige Öffnung des Heimatmuseums mindestens bis zur Fertigstellung des Bürk-Areals aufrecht zu erhalten.