Das schmucke Lautlinger Gesindehaus ist derzeit Domizil des Schwäbischen Albvereins. Foto: Eyrich

Der Albverein Lautlingen kränkelt – und erhofft sich Aufwind von einer Fusion mit den Laufener Nachbarn.

Albstadt-Lautlingen - Sein 125-jähriges Bestehen hatte der Schwäbische Albverein Lautlingen vor drei Jahren gefeiert und dabei noch das Bild eines arbeitsfähigen und solventen Ortsvereins vermittelt. Zwar klang damals schon an, dass die Zahl der Aktivisten bedenklich klein und der Altersdurchschnitt bedenklich hoch – um die 70 oder noch höher – war, aber diese Probleme hatte der Lautlinger Albverein mit manchen anderen gemein.

Inzwischen ist klar, dass die Lage schlimmer war als geahnt. Schon viele Jahre zuvor, berichtet Peter Koller, der stellvertretende Vorsitzende, sei nach Querelen, die unter anderem mit der Organisationsstruktur des Albvereins zusammenhingen, ein Teil der Jüngeren von der Fahne gegangen. Mit der Wahl von Helga Reinauer zur Vorsitzenden kam neue Hoffnung auf eine Verjüngung und Revitalisierung der Ortsgruppe auf, doch diese Hoffnung zerschlug sich, als Reinauer im Sommer 2016 starb und eine nicht zu füllende Lücke im Vereinsleben hinterließ. Danach, so Koller, habe der Albverein Lautlingen vor sich "hingedümpelt"; Corona brachte die gemeinsamen Aktivitäten vollends zum Erliegen. Da Hauptversammlungen nicht möglich waren, blieben die Funktionäre bis auf weiteres im Amt, und man wartete auf bessere Zeiten, ohne zu wissen, wie sie kommen sollten.

Von 32 Befragten geben 29 ihr Einverständnis

Eine Hauptversammlung hat es auch 2021 nicht gegeben, wohl aber eine Mitgliederbefragung, in der Peter Koller eine konkrete Frage an die verbliebenen Mitglieder richtete: Was hielten sie von einer Fusion mit der Albvereinsortsgruppe im benachbarten Laufen? Die hatte vor nicht allzulanger Zeit ganz ähnliche Probleme wie die Lautlinger, jedoch mit einer bemerkenswerten Kraftanstrengung jene Verjüngung und Reanimierung ins Werk gesetzt, die Helga Reinauers Tod in Lautlingen zunichte gemacht hatte. Dass sie ohne eine treibende Kraft wie Reinauer gelingen könnte, hielt Koller für ausgeschlossen – und der größere Teil der Mitglieder offenbar auch: Von 52, die Stimmrecht haben, antworteten 32 auf seinen Vorschlag; davon stimmten 24 schriftlich, weitere fünf per E-Mail seinem Vorschlag zu. Zwei enthielten sich, ein Mitglied votierte gegen die Fusion und ließ laut Koller diesem Votum kurz danach die Austrittserklärung folgen.

Laufener entscheiden über den Antrag

Aber natürlich können die Lautlinger die Rechnung nicht ohne den Wirt machen – jetzt ist es an den Laufenern, den Heiratsantrag zu prüfen. Am Samstag, 29. Januar, ist Hauptversammlung in der Festhalle – sie beginnt um 19.30 Uhr – und auf der Tagesordnung stehen neben Vorstandswahlen und einer Neufassung der Ortsgruppensatzung Debatte und Abstimmung über den Vorschlag, zu fusionieren. Was die Mitglieder – es sind derzeit knapp 100 – geneigt machen könnte, ihm zuzustimmen, ist unter anderem die Morgengabe der Lautlinger, eine volle Vereinskasse, deren Inhalt im Falle einer anschlusslosen Auflösung an den Hauptverein in Stuttgart abgeführt werden müsste. Der wäre freilich so oder so involviert: Albvereinsortsgruppen sind keine eigenständigen eingetragenen Vereine und können sich daher auch ohne Notar zusammenschließen - aber dafür müssen sie die Eheschließung vom Hauptverein absegnen lassen.

Was passiert mit dem Gesindehaus im Schloss?

Und noch etwas haben die Lautlinger theoretisch zu bieten: ein schönes Vereinsheim in Gestalt des Gesindehauses im Schloss. Allerdings steht hinter diesem Teil der Mitgift ein Fragezeichen. Das Gesindehaus gehört der Stadt, und wer darin logiert, entscheidet am Ende sie. Es gibt in Lautlingen manch anderen Verein, der glücklich über so ein schönes Domizil wäre – und auf die Idee kommen könnte anzumahnen, dass Lautlingens Schloss doch zuerst und vor allem für die Lautlinger da sei.