Die bisherigen Anmeldezahlen für das Jahr 2022/23 sprechen für das Althengstetter Schulzentrum. Eines der ungelösten Probleme ist allerdings die Raumnot, die durch frei werdende Räume in der Kindertagesstätte Nordstraße bald gemildert wird. Foto: Fritsch

Die digitale Welt dreht sich rasant – und das Althengstetter Schulzentrum geht dieses Tempo mit. Digitales Lernen und konservative Lehrmethoden – ein Schwerpunktthema der jüngsten Sitzung des Althengstetter Nachbarschaftsschulverbands –­ ergänzen sich gegenseitig.

Althengstett - Die Anmeldezahlen für das nächste Schuljahr dürften dafür sprechen, dass das Althengstetter Schulzentrum sich auch mit dem digitalen Unterricht und dem Schwerpunkt Medienkompetenz einen guten Namen gemacht hat. Man habe in den oberen Klassenstufen bei den Schülerzahlen sehr zugelegt, berichtete dazu Elke Ruf, Leiterin der Gemeinschaftsschule (GMS). Und: "Die Sechser sind sehr gewachsen, ab dem nächsten Schuljahr werden wir drei siebte Klassen haben". Diese und die weiteren Klassenstufen werden Tabletklassen, berichtete Konrektor Pascal Linzner. Jeder Schüler arbeite dann mit einem – von den Eltern finanzierten – Gerät. "Wir sind gespannt, was da auf uns zukommt."

Spendenaktion für Ukraine geht weiter

Von einer "ganz neuen Aufgabe" im Vergleich zur schulischen Betreuung syrischer Kinder sprach Ruf im Hinblick auf die derzeit zehn ukrainischen Kinder, die die GMS besuchen. "Sie haben allesamt noch Onlineunterricht von ihren Schulen in der Ukraine aus", erläuterte die Rektorin. Diesen gelte es mit dem an GMS zu verbinden. Wer in der neuen Schule ankomme, habe erst einmal eine Woche Deutschunterricht. "Wir versuchen die ukrainischen Schüler so viel wie möglich zu fördern."

Die Spendenaktion zugunsten ukrainischer Kinder und Jugendlicher geht unterdessen weiter. Durch den Verkauf von Einkaufswagenchips und Armbändern mit Friedenstaube-Motiv, die in der Schule am 3D-Drucker hergestellt wurden, kamen bislang rund 2000 Euro zusammen.

Werbung für Naturwissenschaften

Zum Ausblick Rufs gehörte die erste MINT-Nacht am 14. Oktober, mit der Werbung für die Naturwissenschaften gemacht werden soll. Die von der Vector Stiftung mit 5000 Euro geförderte Veranstaltung dauert von 17 bis 21 Uhr und ist für die Klassen 4 bis 10 gedacht. "Wir haben bereits viele Zusagen von Firmen, die teilnehmen werden", kündigte die Schulleiterin an. Mit dem Geld von der Stiftung könne für diesen Abend eine Show mit naturwissenschaftlichen Experimenten finanziert werden.

Positive Nachrichten hatte auch Stefan Eiding, Rektor der Realschule, für das Gremium parat. Bislang gebe es 95 Anmeldungen für das neue Schuljahr: "In der Klassenstufe fünf sind wir 2022/23 vierzügig". Eiding und seine Kollegen hoffen auf eine Einschulungsfeier in Präsenz, die jüngste habe wegen Corona ja in Etappen organisiert werden müssen.

Althengstett "schlägt" Heidelberg und Ludwigsburg

Zu Beginn des Schuljahr sei die Personalsituation angespannt gewesen, auch seit Ostern gebe es Engpässe, die durch das Engagement des Kollegiums aber aufgefangen werden könnten. Entspannung sei ins Sicht: Für das kommende Schuljahr habe es zwei Stellenausschreibungen gegeben. Dabei habe sich gezeigt, dass junge Lehrkräfte durchaus den Schulstandort Althengstett denen in Heidelberg, Karlsruhe oder Ludwigsburg vorziehen und man diese "geschlagen" habe.

Nach wie beeindruckt ist Eiding von der neulich organisierten Kundgebung gegen den Ukraine-Krieg. Die Initiative dafür sei allein von den Schülern ausgegangen. Man habe außerdem beschlossen, die Einnahmen aus der Landschaftsputzete – 1400 bis 1500 Euro – für Geflüchtete aus der Ukraine zu spenden.

"Es läuft alles gut, das ist ein Traum", äußerte sich Eiding zum Digitalunterricht und der entsprechenden Ausstattung. Man habe mittlerweile 120 iPads angeschafft, der Medienentwicklungsplan sei fertig. Man wolle Mädchen mehr an die Technik heranführen. "Auch Mädels können programmieren", sagte der Schulleiter mit Blick auf die digitale Stickmaschine, die für das Fach Alltagskultur, Ernährung, Soziales, kurz AES, angeschafft worden sei.

Info: Zusätzliche Schulräume

Der Belegungsdruck in den Klassen- und Fachräumen der Real- und Gemeinschaftsschule ist unverändert groß, weitere Unterrichtsräume sind dringend notwendig. Da kommt es gerade recht, dass der Kindergarten Nordstraße Ende August bis Anfang September vom jetzigen Standort in den neuen in der Poststraße umziehen wird. Die dann freien Räume sollen von den beiden Schulen genutzt werden können. Der Nachbarschaftsschulverband beschloss daher am Mittwochabend eine Nutzungsänderung und die damit verbundenen Änderungen im Gebäude sowie im Außenbereich der Kita Nordstraße. "Wir rechnen mit Kosten von rund 83 000 Euro", sagte dazu Bauamtsleiter Rainer Bubser.

Ende April war das Kita-Gebäude mit den beiden Schulleitungen besichtigt worden. Das Ergebnis: Die Nutzung der Räume hätte viele Vorteile und wurde von beiden Bildungseinrichtungen ausdrücklich gewünscht. Drei der bisherigen Spielzimmer können für die Bläserklassen, das Fach Bildende Kunst und als Multifunktionsraum genutzt werden. Weitere Spielzimmer werden für die Wiederaufnahme des Projekts "C-U" der Schulsozialarbeiter benötigt. In den verbleibenden Nebenräumen können das Büro der Schulsozialarbeit sowie der Instrumentalunterricht untergebracht werden, heißt es in der Sitzungsvorlage. Somit stünde dem Nachbarschaftsschulverband kurzfristig eine Nettogrundfläche mit rund 550 Quadratmetern zur Verfügung.

Gemeinderat Lothar Kante (SPD) und die beiden Schulleiter sehen die zusätzlichen Räume als Segen, "das kann aber nicht ein Ersatz für die Schulsanierung sein, sondern nur ein Provisorium", so Kante. "Das ist nicht die Hauptlösung unserer Raumprobleme", sagte Realschulrektor Stefan Eiding. "Wir haben noch ganz andere Raumprobleme", ergänzte seine Kollegin Elke Ruf von der Gemeinschaftsschule.

Für das Gesamtprojekt Sanierung brauche es den gemeinsamen Willen der beiden Schulen, offene Türen im zuständigen Ministerium sowie eine Meinungsbildung und die Zustimmung der Verbandsgemeinden, äußerte sich Bürgermeister Clemens Götz. Eine Sanierung des Schulzentrum ist seiner Einschätzung nach "innerhalb dieses Jahrzehnts" machbar.