Der SPD-Kreisverband nimmt den Lehrermangel im Kreis Rottweil ins Visier. Foto: Gabbert/dpa

Der Lehrermangel im Kreis Rottweil ist aktuell an vielen Schulen deutlich spürbar. Das Problem zieht sich seit Jahren hin und verschärft sich zusehends. Der SPD-Kreisverband fordert ein Konzept für den ländlichen Raum.

Kreis Rottweil - Mit großer Sorge sieht der SPD-Kreisverband Rottweil die aktuelle und zukünftige Lehrerversorgung im Landkreis Rottweil. Wie in einer kleinen Landtagsanfrage des SPD-Betreuungsabgeordneten Hans-Peter Storz deutlich geworden sei, zählt der Landkreis Rottweil zu den drei Kreisen im Regierungsbezirk Freiburg, in denen die Stellenbesetzung durch neue Lehrkräfte besonders schwierig ist, so die SPD in einer Mitteilung.

Etliche Lehrerstellen seien unbesetzt, die Unterrichtsversorgung über alle Schularten hinweg sei keineswegs immer gesichert. Die Situation werde sich weiter zuspitzen. Aus Sicht des SPD-Kreisverbands Rottweil sind die getroffenen Maßnahmen von Ministeriumsseite her nicht ausreichend und lediglich ein Tropfen auf dem berühmten heißen Stein. "Wir sind sehr dankbar, dass sich immer wieder Eltern, Ehrenamtliche aus den Vereinen, und andere Aktive in unseren Schulen mit ihrem Wissen und ihrem Sachverstand einbringen. Ohne sie wäre das System Schule mancherorts sonst schon lange zusammengebrochen", ist sich der SPD-Kreisvorsitzende Mirko Witkowski sicher und verweist auf die Unterrichtsversorgung an manchen Schulen, wo zwischenzeitlich mehr als ein Drittel des Unterrichts durch Nicht-Lehrkräfte oder durch Lehrkräfte, die an zwei oder drei Schulen gleichzeitig tätig sind, abgedeckt werde.

Forderung nach Konzept für den ländlichen Raum

In der Diskussion zum Thema machte Torsten Stumpf, SPD-Ortsvereinsvorsitzender in Deißlingen und SPD-Landtagskandidat bei der jüngsten Landtagswahl, deutlich: "Bereits im Landtagswahlkampf hatten wir immer darauf hingewiesen, dass wir im ländlichen Raum auf dieses Problem zusteuern und die Lage prekärer wird. Wir können den pensionierten Lehrkräften dankbar sein, dass Sie zum Wohl unserer Kinder weiter unterrichten", so Stumpf. Dennoch ist für den SPD-Kreisverband Rottweil klar, dass diese Situation nicht zum Dauerzustand werden darf. Das Kultusministerium muss endlich ein Konzept vorlegen, wie ausgebildete Lehrkräfte für den ländlichen Raum und speziell für die in der Lehrerversorgung unterversorgten Landkreise, zu denen Rottweil gehört, gewonnen werden können, so die Meinung im SPD-Kreisverband Rottweil.

Dramatische Unterversorgung

"Es gibt zahlreiche Beispiele in unserem Landkreis, die belegen, wie dramatisch die Unterrichtsversorgung mancherorts ist, dabei gibt es je nach Schulart noch einmal große Unterschiede", weiß Mirko Witkowski aus zahlreichen Gesprächen. Lehrkräfte müssten gleich mehrere Klassen als Klassenlehrkraft versorgen, weil es insgesamt zu wenig Personal an manchen Schulen gebe. Bestimmte Fachlehrkräfte seien Mangelware, dementsprechend könne in diesen Fächern nur bedingt qualitativ hochwertiger Unterricht erwartet werden.

"Nicht ausgebildete Lehrkräfte springen ein und geben ihr Bestes – gleichzeitig werden ihnen aber die Chancen auf eine Übernahme in den Schuldienst erschwert oder meist ganz verwehrt", so der SPD-Kreisverband. Erst nach langjähriger Tätigkeit als so genannter "Nicht-Erfüller" gebe es eine kleine Chance auf Übernahme in den Schuldienst. "Es wäre interessant zu erfahren, wie viele Personen im Schulamtsgebiet Donaueschingen bisher tatsächlich auf diesem Weg in den Schuldienst übernommen wurden. Es sind vermutlich sehr wenige", schätzt Witkowski. Kritisch sieht der SPD-Kreisverband auch das neue Aufholprogramm "Rückenwind". Das Programm laufe nur schleppend an, weil auch da pädagogisches Fachpersonal Mangelware ist.