An Silvester steht Sümbül Ergen letztmals in ihrer Pfeffinger Backstube Foto: Schweizer

Auch in Albstadt fallen der Energiekrise und Preisexplosion Bäckereien zum Opfer: Vor einem Jahrzehnt eröffnete Sümbül Ergen in der Pfeffinger Traditionsbäckerei Benz eine Backstube. Am 31. Dezember schließt sie wieder.

Albstadt-Pfeffingen - Die ältere Generation im Ort ist noch mit dem "Benza-Bäck" in der Brielstraße 1 aufgewachsen, zu dem man auch den eigenen Teig bringen konnte – er buk ihn aus, die Kundschaft holte das noch warme Brot bei ihm ab. Später führten Tochter Paula und ihr Ehemann "Jupp" Euskirchen die Bäckerei weiter; sie bauten den Verkaufsraum an, in dem bis zuletzt verkauft wurde. Danach betrieben verschiedene Mieter kleine Backfilialen in der Brielstraße; 2010 erwarb das Ehepaar Ergen aus Geislingen das Haus, in dem die Ebinger Bäckerei Klaiber bis dahin noch den Verkaufsraum genutzt hatte. Deren Insolvenz eröffnete Sümbül Ergen die Möglichkeit, im eigenen Gebäude eine eigene Bäckerei zu betreiben – die bisherige medizinische Fachangestellte wollte mal etwas ganz anderes ausprobieren.

Und so gründete sie im Dezember 2012 die "Pfeffinger Backstube" samt einem kleinen Steh-Café. Mit Annemarie Maurer, die bereits acht Jahre für die Bäckerei Klaiber gearbeitet hatte, übernahm sie eine Fachverkäuferin, welche die Pfeffinger Kundschaft kannte – und diese sie. Die Backwaren kamen fortan von der Bäckerei Sauter aus Harthausen, die Teiglinge von einem Stuttgarter Unternehmen. "Sie wurden hier im Backofen immer frisch aufgebacken", sagt Sümbül Ergen.

Ideal für Frühaufsteher

Zum Angebot zählte außerdem eine kleine Auswahl von Lebensmitteln, Getränken und Süßigkeiten. Dass die "Pfeffinger Backstube" zentral an der Durchgangsstraße lag, kam der Kundschaft ebenso entgegen wie Sümbül Ergens Bereitschaft, schon um 6.30 Uhr zu öffnen – ideal für Handwerker oder Lkw-Fahrer, die zu dieser Zeit schon auf den Beinen und dem Weg zur Arbeit waren  und sich noch ein Vesper besorgen oder kurz frühstücken wollten – Parkraum für einen kurzen Zwischenstopp stand gegenüber im "Lamm-Hof" zur Verfügung. Aber auch die Schüler kamen, um sich noch rasch eine Brezel zu holen; die Bushaltestelle lag nur wenige Schritte entfernt – und auch die Busfahrer schauten in ihrer Pause auf einen Kaffee herein. "Vor allem morgens hatten wir eine sehr gute Kundschaft", versichert Sümbül Ergen.

Trotz Corona die Stellung gehalten

Der Laden war Teil ihres Lebens – in der Zeit, in der sie ihn betrieb, wurden ihre drei Kinder geboren; sie sind heute sechs, fünf beziehungsweise ein Jahr alt. "Immer wieder habe ich gesagt, ich möchte mehr Zeit für sie haben", erinnert sich Ergen, doch trotz Corona habe sie sich gegen die Schließung entschieden, nicht zuletzt, weil Annemarie Maurer, die jetzt in Rente ist , und ihre zweite Aushilfe Eva Ditfurt bereit gewesen waren, noch ein oder zwei Jahre lang weiterzumachen.

Drei Preiserhöhungen sind zu viel

Doch dann kam der Ukraine-Krieg. Im zu Ende gehenden Jahr haben die Lieferanten Sümbül Ergen zweimal die Preise erhöht; zum neuen Jahr wäre ein dritter Aufschlag fällig gewesen. "Einmal habe ich die Preise angepasst – mehr kann ich der Kundschaft nicht zumuten." Die monatlichen Stromkosten wären von bisher 560 auf über 1300 Euro angestiegen; eine leichte Senkung hätte allenfalls die Strompreisbremse beschert. Ergen zog die Konsequenz: "Wenn ich das mit den Preisen nicht mitmache, dann entspricht mein eigener Verdienst nicht mehr dem, was für meine Arbeit angemessen wäre."

Die Zukunft ist völlig offen

Und so macht die "Pfeffinger Backstube" an Silvester um 12 Uhr dicht. Kommt jemand nach? Es habe Gespräche mit einer Interessentin gegeben, berichtet Ergen, aber in der momentanen, völlig unkalkulierbaren Situation sei alles offen. Zumindest in den kommenden Wochen werden die Kunden, auch die aus Nachbarortschaften, auf ihre lieb gewonnenen frischen Backwaren verzichten müssen. Als Alternative bietet sich der benachbarte Kronenladen an, der die ganze Woche über Backwaren der Bäckerei Sauter verkauft – aber immer erst ab 8 Uhr.