Der Umbau vom Schul- zum Kitagebäude sollte mal 1,5 Millionen Euro kosten – davon ist man inzwischen weit entfernt. Foto: Wegner

Mehrkosten bei Großprojekten sind derzeit ein großes Thema: fast 15 Millionen Euro für das Gymnasium, fast 15 Millionen brutto für die Tennenbronner Halle. Nun kommen in Sulgen fünf Millionen Euro dazu.

„Wir haben mal angefangen zwischen 1 und 1,5 Millionen. Jetzt sind wir bei 4,8 Millionen. Das tut schon weh“, sagte Thomas Brantner (CDU). „Ich bin mittlerweile ziemlich ratlos und frustriert“, sagte Tanja Witkowski (SPD/Buntspecht). „Mir waren die 1,5 Millionen damals für ein intaktes Gebäude schon zu viel. Diese Kröte habe ich noch nicht geschluckt“, sagte Udo Neudeck (Freie Liste). Grund für die Rage der Räte jüngst im Verwaltungsausschuss war der Umbau der Sulgener Kirchplatzschule.

Zuletzt, begann Hochbau-Abteilungsleiter Andreas Krause seinen Sachstandsbericht, habe man im November 2022 über die Maßnahme informiert. Zwischenzeitlich sei sie nach einem Fachingenieurwechsel weiter vorangetrieben worden, übergab er das Wort an Architekt Roland Hess.

Baugenehmigung erst im April 2023 da

Jener erinnerte an die Hauptdaten (erbaut 1912, Pausenhallen-Anbau 1979, der 1990 aufgestockt wurde) und das Ziel (Umnutzung zur Kita, zwei Gruppen Ü3, eine U3). Zwar sei Ende 2022 ein HLS-Planer beauftragt worden, „wir konnten aber nicht loslegen, weil die Baugenehmigung erst im April 2023 erteilt wurde“, so Hess. Grund für die Verzögerungen: „Probleme mit dem Denkmalschutz“. Wegen neuen Gesetzesvorgaben und einer Empfehlung des Bundes wurde zudem nun doch der Einbau einer Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung geprüft, die nun eingebaut oder nachgerüstet werden könne.

4,82 Millionen Euro Kosten

Die Änderungen im Plan seien dennoch nur geringfügig, so der Architekt. So würde der IT-Serverraum wegen der Lüftungsplanung vom Dach- ins Untergeschoss weichen; im EG wurde eine weitere Ausgangstür angebracht sowie ein Platz für Fahrräder und ein Müllhäuschen geschaffen. Nach 3,88 Millionen Euro Kosten beim letzten Bericht stehe man nun vor allem nach den Steigerungen beim Baukostenindex bei 4,82 Millionen Euro. Baue man die Lüftung gleich ein, würde das zudem rund 110 000 Euro kosten, so Hess. Die Vorentwürfe seien an die Fachingenieure versandt worden, sagte Architekt Werner Wittmann zum Zeitplan. „Wenn alles reibungslos läuft“ könnten im Februar erste Ausschreibungen raus. Ein Baubeginn könne dann etwa am 1. Juli ins Auge gefasst werden. Nach rund zehn Monaten wäre das Haus also Anfang Mai 2025 fertig.

Blickt auf die große Politik

Bei einem Kita-Neubau liege man etwa bei einer Million Euro Kosten pro Gruppe. „Hier haben wir umgerechnet 1,6 Millionen“, rechnete Thomas Brantner vor. Bedenken müsse man aber den Denkmalschutz und dass die Stadt verpflichtet sei, das Gebäude zu erhalten. Teurer dürfe es aber nicht mehr werden – dass die Baukostenpreise nicht mehr so sehr steigen mache Hoffnung. Er forderte Entbürokratisierung und dass für solche Vorhaben die Gesetzeslage zur Baugenehmigung gelten sollte, so dass sie nicht von Änderungen zurückgeworfen werden.

Keine schnelle Lösung mehr

„Wir wollten hier eine schnelle Lösung schaffen. Jetzt haben wir zum Don Bosco keinen Zeitvorteil mehr“, ärgerte sich Tanja Witkowski. Es mache sie nachdenklich, wie schlecht es bei den vielen Bauprojekten laufe und fragte nach der Notwendigkeit des Fachingenieurwechsels, einer Förderung für die Lüftung oder was es mit dem Serverraum auf sich habe.

Die Kosten seien, das sehe man auch beim Don-Bosco-Neubau, in den vergangenen zwei Jahren „exorbitant“ gestiegen, erklärte Krause. Zudem müsse immer mehr Wert auf das Thema Schadstoffe gelegt werden – bei der Kirchplatzschule mache da vor allem der Anbau Probleme. Bei der Lüftung sollte zumindest baulich ein Einbau vorbereitet werden – das sei sinnvoll, später werde dies teurer. Die Zuschussfrage müsse noch geklärt werden, bislang sei es ja Beschluss, dass keine Lüftung kommen soll. In dem IT-Raum befinde sich nur das Nötigste für den Betrieb. Zum Ingenieurwechsel habe man sich wegen vielerlei Verzögerungen durch das Büro gezwungen gesehen. Es war trotz des Mehraufwands der Neu-Einarbeitung aus seiner sicht dennoch sinnvoll, ergänzte Hess.

Muss die Lüftung sein?

Udo Neudeck fand, dass auf die Lüftung verzichtet werden müsse: „Selbst, wenn der Einbau jetzt wünschenswert oder vernünftiger wäre. Aber uns laufen bereits die Kosten davon. Wir können sie uns nicht leisten.“ Hilmar Bühler (Aktive Bürger) wollte es dagegen schon davon abhängig machen, wie viel teurer Einbau im Nachgang wäre. Aus dem Stegreif meinte Wittmann, mindestens 50 Prozent müsste man drauf rechnen. Es werde teurer, je länger man warte und geschehe dann auch im laufenden Betrieb. Zudem seien die Filteranlagen in einer Lüftung etwa für Allergiker viel angenehmer.

Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr hatte bei Hess nachgefragt: Die Lüftungsfrage könne bis hin zum Baubeginn geklärt werden. Mit dieser Thematik wird die Stadt in den kommenden Monaten nochmals ins Gremium kommen.