Die Piloten Sebastian Keller (links) und Markus Duwe befestigen die beiden Generatoren. Foto: Hella Schimkat

Der Hagelflieger ist startklar. Zum 1. Mai wurde die Saison für den Flieger und seine Piloten am Donaueschinger Flugplatz eröffnet.

Villingen-Schwenningen - Die Piloten Markus Duwe und Sebastian Keller befestigten die beiden Generatoren, mit deren Inhalt aus Aceton/Silberiodid bis September bei Gewitter die Wolken "geimpft" werden, um Hagelschäden zu vermeiden. Der Flieger stand in diesem Winter besonders lange in der Werft, Duwe berichtete, erstens sei er nicht mehr der Jüngste mit Baujahr 1975 und zweitens habe man auch länger auf Ersatzteile warten müssen.

Vorsitzender Peter Hellstern zeigte sich zufrieden, dass das Innere des Fliegers weiter aufgerüstet und verbessert wurde: "Der Pilot sieht während seines Flugs im Cockpit das Wettergeschehen. Das Wetterbild wird dauernd neu übermittelt. Bis dato hatte man das Wettergeschehen nicht so perfekt im Griff gehabt", betonte er. "Wir kommen der Hagelabwehr so noch ein ganzes Stück näher und können belegen, dass die Hagelabwehr funktioniert", berichtet er weiter.

Entscheidung fällt der Pilot

"Wenn mehrere Gewitterwolken gleichzeitig unterwegs sind entscheidet der Pilot, welche Wolke die gefährlichste ist und fliegt sie an. Die verbesserte Software ist da hilfreich, aber die Entscheidung fällt der Pilot", so Hellstern.

Damit kam er zum Knackpunkt "Mitglieder der Hagelabwehr, Finanzierung und einem eventuellen zweiten Hagelflieger." Donaueschingen sei dem Verein beigetreten, Rottweil sei bereit, beizutreten, doch Rottweil könne man noch nicht bedienen, dazu reiche die Kapazität des einen Fliegers nicht, so der Vorsitzende.

Der Flieger koste pro Saison 130 000 Euro, um weitere Städte und Gemeinden schützen zu können, benötige man ein zweites Flugzeug und damit noch einmal 130 000 Euro. "Wir haben rund 3000 Mitglieder und müssten zur Finanzierung eines zweiten Fliegers noch einmal mindestens 2500 Mitglieder bekommen, das ist nicht so einfach", betonte er.

Im vergangenen Jahr viele Einsätze

Im vergangenen Jahr habe es sehr viele Einsätze gegeben, die würden auch in diesem Jahr nicht weniger werden: "Das Wetter wird es uns zeigen, der Computer steht bereit", so Hellstern.

Das Interesse der Bürger am Hagelflieger steige schlagartig an, wenn sich Gewitter anmelden und Hagel drohe, weiß er aus Erfahrung.

Wirkung durch Wolkenimpfen

Thomas Oppenländer, Beirat des Vereins Hagelabwehr Südwest, hat eigenen Angaben zufolge mit Laborversuchen und der Auswertung aller Videos den Nachweis erbracht, dass 85 Prozent der Wolken zusammenstürzen, wenn der Hagelflieger die Gewitterwolke im Silberiodid impft.

Seinen wissenschaftlichen Beitrag in der Fachzeitschrift "Chemie in unserer Zeit" hat er vereinfacht zusammengefasst und auf den Punkt gebracht: Bei der Hagelbekämpfung werde die Komplexität der unterschiedlichen Wolkensysteme verhindert, wobei natürlich keine Wolke der anderen gleiche. Mit Wettervideos und eingebetteten GPS-Flugrouten der Einsätze habe er gesehen, dass das gezielte Einbringen von Silberiodid-Kondensationskeimen mit Flugzeugen in die Aufwindzone einer herannahenden Gewitterwolke in den allermeisten Fällen zu deren Zusammenbruch führe.

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