Munich Re-Chef Joachim Wenning ist höchst zufrieden mit den Geschäften. Foto: imago/Frank Hoermann

Der Assekuranzriese steht heute besser da als vor einem Jahr. Inflation überkompensiert, Kriegsrisiken beherrschbar, Klimawandel zum profitablen Geschäft gemacht. Es läuft.

Die Welt scheint aus den Fugen. Krieg, Erdbeben oder Inflation treffen in erster Linie die Menschen hart. Aber auch die Finanzmärkte sind betroffen und damit große Kapitalsammelstellen wie Versicherer. Den Münchner Branchenriesen Munich Re ficht das nicht an. „Die Assekuranz muss solchen Katastrophen widerstehen, wir haben widerstanden“, sagt Konzernchef Joachim Wenning zur Bilanzvorlage in München.

Seine Branche sei als Risikoschützer gerade gefragt wie nie. Im Vorjahr hat sich das erkennbar bezahlt gemacht. Mit 3,4 Milliarden Euro haben die Bayern nicht nur eine halbe Milliarde Euro mehr verdient als 2021. Sie liegen auch 100 Millionen Euro über der zuletzt nach oben korrigierten Prognose. „Wir sind heute zuversichtlicher als vor ein, zwei Jahren“, betont Wenning.

Inflation und Risiken sind eingepreist

Da wäre die Inflation, die Verbrauchern viel Kaufkraft raubt. Ein Versicherer mit großer Marktmacht und Stabilität erhöht einfach die Preise. Bei der jüngsten Erneuerungsrunde Anfang 2023, als im jährlichen Turnus Versicherungsverträge in der Branche neu vereinbart wurden, setzte Munich Re im Schnitt um 2,3 Prozent steigende Prämien durch, so Wenning. Das heißt: Inflation und absehbar steigendes Risiko etwa bei Naturkatastrophen durch den Klimawandel sind schon eingepreist. „Die 2,3 Prozent sind dann gleichbedeutend mit Margenerhöhung“, versichert der Munich-Re-Chef.

Das Unternehmen wisse sich abzeichnende Risiken im Gegensatz zu so manchem Konkurrenten richtig einzuschätzen und habe in den letzten fünf Jahren mit Prognosen stets richtig gelegen. „Naturkatastrophen sind eine unserer profitabelsten Sparten“, sagt Wenning deshalb.

Kriegsrisiken in den meisten Policen ausgeschlossen

Wegen des Krieges in der Ukraine wiederum hat die Munich Re bislang nur knapp eine halbe Milliarde Euro zurückgestellt. Das erscheint angesichts der enormen Schäden gering. Aber Kriegsrisiken sind in den meisten Policen ausgeschlossen.

Am ehesten zur Kasse gebeten werden dürfte die Assekuranz bei in Russland gestrandeten Flugzeugen westlicher Leasinggesellschaften. Hier könnte es um mehrfache Milliardensummen gehen. „Aber es dauert viele Quartale oder Jahre, bis das ausgefochten ist“, sagt Wenning.

Hohe Zuwächse

Zudem zeichnete die Munich Re 2022 viel hochprofitables Neugeschäft. Die Bruttobeitragssumme, zu der auch die heimische Tochter Ergo beiträgt, stieg um sieben auf 48 Milliarden Euro – ein außergewöhnlich hoher Zuwachs. Dieses operative Geschäft durch den Verkauf von Policen hat auch Rückgänge im Kapitalanlageergebnis von fast zwei Drittel auf 4,9 Milliarden Euro überkompensiert.

In den kommenden Jahren wird sich das in der Bilanz bezahlt machen. „Wir haben 3,9 Prozent Wiederanlagerendite erzielt. Zu so hohen Zinsen haben wir schon lange nicht mehr angelegt“, sagt Munich-Re-Finanzchef Christoph Jurecka. Er und Wenning gehen deshalb davon aus, dass die Munich Re im laufenden Jahr rund vier Milliarden Euro Jahresüberschuss erzielt – noch einmal 600 Millionen Euro mehr als 2022. Aktionäre streichen dafür eine um fünf Prozent auf 11,60 Euro je Aktie erhöhte Dividende ein.

Der Finanzchef wirkt entspannt

Für das jüngste Erdbeben in der Türkei und Syrien sieht Jurecka eine Schadenlast von einer mittleren dreistelligen Millionensumme auf sein Haus zukommen, was Munich Re problemlos wegstecken kann. Auch für einen eventuellen Zukauf fühlt man sich finanziell zusätzlich gerüstet, falls sich eine Gelegenheit auftut. „Viel besser könnte der Ausblick nicht sein“, findet Finanzchef Jurecka und wirkt trotz aller aktueller Krisen entspannt.