Die Anforderungen an die Einzäunung von Schafherden haben sich durch den Wolf verändert. (Symbolfoto) Foto: dpa-Zentralbild

Schafzuchtverband und Nabu stellen in Pfalzgrafenweiler Ergebnisse des Herdenschutzprojekts vor.

Pfalzgrafenweiler - Der Landesschafzuchtverband (LSV) und der Nabu haben in Pfalzgrafenweiler die Ergebnisse ihres Herdenschutzprojekts vorgestellt. Auch Landesumweltminister Franz Untersteller (Grüne) war zu dem Termin gekommen.

Zwei der vier Betriebe, die sich an dem Projekt beteiligten, kommen aus dem Kreis Freudenstadt. Das Projekt startete vor zwei Jahren. Mit der Schäferei Jörg Frey aus Schwarzenberg wurden mobile wolfssichere Zaunsysteme entwickelt und getestet. Auf dem Island-Pferdegestüt Schlosswaldhof Schweikle in Pfalzgrafenweiler wurden Festzaunsysteme erprobt und weiterentwickelt.

Bei einem Rundgang über seine Weiden berichtete Betriebsinhaber Kadmiel Schweikle, de Rinder und Pferde hält, über seine positiven Erfahrungen mit den Festzaunsystemen.

Neben der Gewissheit, dass er damit seine Tiere wolfssicher einzäunen kann, ersparen ihm diese auch viel Arbeit, weil er die Zaunlängen vorher nicht mehr freimähen muss.

Erprobt wurden auf den Weiden rund um den Schlosswaldhof und den großen Weideflächen im Zinsbachtal sowohl Festbauzäune ohne gesonderte Erdungslitzen als auch ein neues dänisches Zaunsystem, das aus festen, naturbelassenen Robinienpfosten und Litzen aus verzinnten Kupferdrähten, die mit einem elektrisch leitenden Gummimantel versehen sind, besteht.

Hänge und Bachläufe auf den Weiden

Da sich auf den Schlosswaldhof-Weiden teilweise steiniges und steiles Gelände und auch mehrere Bachläufe befinden, war dort ein wolfssicherer Herdenschutz keine leichte Aufgabe. Was das Ergebnis anbelangte, freute sich Schweikle: "Wir sind ganz glücklich über das neue Herdenschutzprogramm, wir profitieren sehr von den neuen Zaunsystemen und der intensiven Beratung."

Froh sei er auch, dass er von den Herdenschutzberatern auf mögliche Schwachstellen seiner Weiden hingewiesen worden sei: "Mir wurden geradezu die Augen dafür geöffnet, was man beim Wolf beachten muss. Und die neuen Zäune sind einfach gigantisch und passen sich super der Landschaft an."

Die Herdenschutzberatung beinhaltete auch die Suche nach Möglichkeiten, an denen der Wolf "einspringen" kann, und Ratschläge, wie diese Schwachstellen entschärft werden können. Auf Schweikles Gelände fanden auch Zaunbauschulungen für andere Weidetierhalter statt.

LSV-Geschäftsführerin Anette Wohlfahrt und Frank Lamprecht, Nabu-Projektleiter und Herdenschutzbeauftragter, stellten die Ergebnisse des Projekts vor, bei dem alltagstaugliche und flexible Lösungen für Weidetierhalter in Baden-Württemberg gesucht wurden, um Schafe, Ziegen, Pferde oder Rinder vor Wolfsangriffen zu schützen. Die Lösungen sollten an den steilen Hängen im Schwarzwald genauso funktionieren wie bei den Wanderschäfern auf der Schwäbischen Alb.

Die Ausgangslage des Herdenschutzprojektes verdeutlichte Umweltminister Franz Untersteller (Grüne): Er selbst sei kein Wolfsfreund, auch wenn ihm das manchmal zugeschrieben werde. Jedoch sei der Wolf eine nach europäischem und deutschem Recht streng geschützte Art, und er sei an Recht und Gesetz gebunden. Und eines sei sicher, scherzte Untersteller: "Zum Veganer wird der Wolf nie."

Unerwartetes Ergebnis bei Versuchen

Über den Einsatz mobiler Zäune berichtete anschließend Schäfer Frey. Er hatte rund um Schwarzenberg ein mobiles Zaunsystem mit Erdleitern, einer Höhe von 105 Zentimetern, einem Gewicht von 6,7 Kilogramm und einer durchschnittlichen Auf- und Abbaudauer von 14 Minuten pro Netz (und damit drei Minuten länger als herkömmliche Netze) getestet und für gut befunden. Allerdings sei, so Frey, die bis zu einen Meter tiefe Erdung im steinigen Gelände schon sehr schweißtreibend.

Technische Fragen zur Zaunspannung, Schlagzahlen und Schlagstärken sowie zur Biologie und Verhaltensweise des Wolfs beantwortete Laura Huber-Eustachi von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt. LSV-Vorsitzender Alfons Gimber zeigte sich mit den Projektergebnissen zufrieden und wies auf ein unerwartetes Ergebnis der Versuche hin: Wölfe sehen die neuen Netze in Schwarz-Weiß besser als die bisherigen in Rot-Grün. Man gehe davon aus, dass auch diese – ähnlich wie Wildschweine oder Hirsche – eine Rot-Grün-Sehschwäche haben und deshalb die meist orange- und grünfarbenen Netze nur schlecht erkennen.

Der weitere Austausch betraf die Erfahrungen mit der Integration von Herdenschutzhunden in Schaf- und Ziegenherden und Berichten über den Einsatz von Tierbildkameras, Warngeräten an Zaunsystemen und Spannungsmessern für die Weidezäune.

Abschließend betonten der VDL- und LSV-Vorsitzende Alfons Gimber und der stellvertretende Nabu-Vorstand Dietmar Götze, wie wertvoll der Schulterschluss beider Verbände sei. Es brauche Wege für ein konfliktfreies Zusammenleben von Wolf und Weidetierhaltung.