Das Projekt wurde erläutert von (von links) Alfons Gimper, Vorsitzender des Landesschafzuchtverbands, Umweltminister Franz Untersteller und Dietmar Götze, stellvertretender Vorsitzender des Nabu. Foto: Günther

Umweltminister sichert Schafzüchtern im Südwesten weitere Unterstützung des Landes zu.

Pfalzgrafenweiler - Deutschlandweit entwickelt sich das Thema Wolf in den vergangenen Jahren zu einem Reizthema zwischen Naturschützern und Schafhaltern. Im Südwesten präsentierten nun in Pfalzgrafenweiler Nabu und Landesschafzuchtverband (LSV) gemeinsam Lösungen für Weidetierhalter.

Baden-Württembergs Schafherden sollen künftig mit neuen Schutzzäunen besser gegen Angriffe von Wölfen geschützt werden. Anette Wohlfahrt (Geschäftsführerin LSV) und Frank Lamprecht (Nabu-Projektleiter und Herdenschutzbeauftragter) erläuterten bei der Abschlussveranstaltung des Herdenschutzprojekts dem großteils fachkundigem-Publikum detailliert die Projektergebnisse. Minister Franz Untersteller (Grüne) machte zunächst nochmals die Projekt-Ausgangslage klar: Der Wolf sei eine nach europäischem und deutschem Recht streng geschützte Art. Zwar sei er selbst kein Wolfsfreund, wie Untersteller bekannte, das werde ihm manchmal fälschlicherweise zugeschrieben, aber: "Ich bin an Recht und Gesetz gebunden." Für die Schäfer habe sich durch den Wolf manches verändert: Während Schäfer früher Zäune aufstellten, damit ihre Schafe nicht ihre Weidefläche verließen, sei es heute umgekehrt: Es gelte, Zäune zu bauen, die verhindern, dass Wölfe hereinkommen. Denn eines sei sicher, so stellte Untersteller gut gelaunt fest, zum Veganer wird der Wolf nie.

Volle Unterstützung für Schafzüchter

Was die Frage der teuren Wolfsschutzzäune anbelangt, sicherte Untersteller den Schafzüchtern die volle Unterstützung des Landes beim Umgang mit Wölfen zu. Er habe kein Interesse daran, dass die Zahl der Schafzüchter in den kommenden Jahren noch weiter zurückgehe, leisteten diese doch einen sehr wichtigen Beitrag zum Arten- und Landschaftsschutz. Dabei sehe er durchaus, meinte der Minister, die Mehrbelastung durch die aufwendigen Zaunarbeiten, trotzdem bestehe absolut die Notwendigkeit, die Schafherden wolfssicher einzuzäunen. Wie wolfssichere Zäune konkret aussehen erläuterten Lamprecht und Wohlfahrt: Die neuen Zäune sind mit 1,05 Metern deutlich höher und damit auch schwerer und unhandlicher als herkömmliche Zäune. Unabdingbar sind Erdleiter entlang der gesamten Zaunlänge, teilweise ist es zudem erforderlich, diese mit bis zu einem Meter tief in den Boden gegrabenen Pfählen zu versehen.

Welche Mühen dies macht, beklagte Schäfer Jörg Frey aus Baiersbronn-Schwarzenberg. Konsens herrschte im Gremium, dass für die neu entwickelten Zaunsysteme Anwenderschulungen angeboten werden müssen. Unabdingbar ist zukünftig deshalb auch die Herdenschutzberatung.

300.000 Euro Fördermittel

Wie Untersteller den anwesenden Schafhaltern versicherte, würde er sich nicht davor scheuen, einen Wolf auch töten zu lassen, wenn dieser mehrfach Schutzzäune überwinden und Tiere reißen sollte. Dass durch das gemeinsame Herdenschutzprojekt die Gräben zwischen beiden Organisationen zugeschüttet wurden, wurde von NABU-Vize Dietmar Götze bestätigt. Landesschafzuchtvorsitzender Alfons Gimber verwies darauf, dass es zwischen Nabu und LSV bereits in "Vor-Wolf-Zeiten" einen Kooperationsvertrag gab: "Der Wolf ist streng geschützt, und er wird da sein. Ein Wolf wird für uns immer ein Problem sein."

In Bezug auf das Herdenschutzprojekt konstatierte er lobend: "Wir wurden mit dem Problem nicht alleinegelassen." Dies bekräftigte Untersteller, dessen Ministerium das LSV-Nabu-Projekt bis zum Jahresende mit 300.000 Euro fördert. Bis Ende August seien knapp 700.000 Euro für den Herdenschutz bewilligt worden, davon profitierten rund 230 Halter.

Seit Oktober 2017 habe es nachweislich 16 Übergriffe von Wölfen auf Herden gegeben. Dabei hätten die Raubtiere 77 Schafe und sechs Ziegen gerissen Für getötete Tiere bekamen die Eigentümer gut 11.000 Euro Entschädigung. Im Südwesten sind aktuell zwei Wölfe bekannt, die dauerhaft im Schwarzwald leben. Untersteller lobte Nabu und LSV: "Natürlich gibt es bei dem Thema unterschiedliche Interessen und Emotionen, aber der Wille, Lösungen für die Herausforderungen beim Nebeneinander von Wildtier und Nutztierhaltung zu finden, zeichnet beide aus." Versöhnliche Stimmung – bis zum nächsten Riss?