Die Hiobsbotschaft, dass das Milchwerk Rottweil im Herbst 2014 geschlossen wird, erreichte die 120 Mitarbeiter am Mittwoch in einer Betriebsversammlung. Foto: Schmidt

Omira will Produktion in 14 Monaten stilllegen. Für 120 Beschäftige eine äußerst bittere Nachricht.

Kreis Rottweil - Das Milchwerk Rottweil mit 120 Beschäftigten scheint keine lange Zukunft mehr zu haben. Die wirtschaftlichen Probleme der Ravensburger Großmolkerei Omira sorgen voraussichtlich zum 1. November 2014 für das Ende der Niederlassung Bodensee-Albmilch Rottweil.Damit tritt ein, was noch im Juni bei einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung in Weingarten hinter verschlossenen Türen keiner als Beitrag zu einer Sanierungslösung in den Mund nehmen wollte.

Omira hat im vergangenen Jahr 15,7 Millionen Euro Verlust gemacht. Diese Zahl sorgte Mitte des Jahres in Versammlungen mit Bauernvertretern für große Unruhe, zumal viele Milcherzeuger in dem genossenschaftlich organisierten Unternehmen auch Anteilseigner sind. Weil der Preis für die Erzeuger zeitweise auf 31 Cent je Liter in den Keller sank, kündigten aus dem Schwarzwaldgebiet etliche ihren Milchliefervertrag. Kreisbauernobmann Manfred Haas ahnt, dass auch solche Reaktionen Mosaiksteine für die Entscheidung zur Aufgabe des Werks Rottweil gewesen sind. Erfahren habe man von Omira aber bisher offiziell nichts. Immerhin sei für die kommende Woche im Oberland eine Gesellschafterversammlung anberaumt.

Die am stärksten von der Schließungsentscheidung Betroffenen, die Mitarbeiter des Werks Rottweil, erfuhren am Mittwoch in einer Betriebsversammlung von der für sie niederschmetternden Nachricht.

Mit dem Ende des aus der Bodensee-Albmilch hervorgegangenen Omira-Werks mit seinen laut dem Omira-Generalbevollmächtigten Ralph Wonnemann 120 Beschäftigten, geht in Rottweil eine lange Tradition der Milchverarbeitung zu Ende, die mit dem einstigen Milchwerk Rottweil ihren Anfang nahm. Mit Rottweil soll offensichtlich das vermeintlich schwächste der mit Ravensburg und Neuburg (Bayern) insgesamt drei Werke aufgegeben werden. Laut der Geschäftsführung ist das in Rottweil produzierte Sortiment mit Konsummilch für Supermärkte sowie Sahne am wenigsten interessant. Wegen des harten Wettbewerbs müsse hier zu absoluten Dumpingpreisen vermarktet werden.

Der Freudenstädter Willi Armbruster, Vorstand der Verwertungsgenossenschaft Albmilch und Aufsichtsrat bei der Omira, stimmte als einziger gegen die Schließung in Rottweil. Grundsätzlich aber lobt er den von Wonnemann eingeschlagenen Weg, das Unternehmen zu restrukturieren und kompakter aufzustellen, um so zum Beispiel auch lukrativere Produktlinien wie Milchpulver für die Industrieproduktion konsequenter bedienen zu können.

Wie Haas will auch Armbruster trotz aller Turbulenzen als Milchlieferant weiter Flagge für die Omira zeigen. Ähnliche Monopolstellungen wie in der Fleischproduktion müssten nicht zuletzt zum Wohle des Verbrauchers vermieden werden, sagen beide unisono.

Man wolle sich im Rahmen der Mitarbeiterentlassungen ins Zeug legen, um dies möglichst verträglich mit einem guten Sozialplan zu machen, verspricht Wonnemann. Einen Hoffnungsschimmer auf Wiederbeschäftigung soll auch die Idee geben, das Rottweiler Werk Interessenten für andere Verwendungen wie zum Beispiel einer Saftverwertung anzubieten. Auch Arbeitsplatzangebote in den beiden verbleibenden Werken seien denkbar.