Die Forscher erhoffen sich Informationen über die Wanderung von Zecken und über eventuelle spontane Veränderungen in den Genen der Krankheitserreger. Foto: dpa

Nach schwereren Erkrankungsfällen werden gefährdete Gebiete wie der Kreis Rottweil genau erkundet.

Kreis Rottweil - Mit Unterstützung des örtlichen Gesundheitsamtes gingen Mitarbeiter des Landesgesundheitsamtes dieser Tage im Kreis auf die Jagd nach Zecken.In Regionen, in denen es in den vergangenen Jahren zu schwereren Erkrankungsfällen an der Frühsommermeningoencephalitis (FSME) gekommen war, wurden mit weißen Tüchern an die 800 Zecken gesammelt. Die Tiere werden nun im Labor des Landesgesundheitsamtes in Stuttgart auf FSME-Viren untersucht. Dabei interessiert nicht nur die reine Anzahl an virustragenden Zecken, sondern auch die genetische Zusammensetzung dieser Viren.

Die Forscher erhoffen sich dabei Informationen über die Wanderung von Zecken und über eventuelle spontane Veränderungen in den Genen der Krankheitserreger. "Bislang ist die Erbinformation der FSME-Erreger erfreulich stabil, so dass die zugelassenen Impfstoffe nach wie vor gegen die Krankheit schützen. Würden sich Genveränderungen häufen, wäre eine rasche Analyse dieser Situation Grundvoraussetzung um neue Strategien, in diesem Fall eventuell neue Impfstoffe, entwickeln zu können", erklärt Ulrike Riedinger-Riebl, Ärztin beim Gesundheitsamt Rottweil.

Noch immer sei die Impfung die einzige Chance, der Erkrankung sicher zu entgehen, die in seltenen Fällen zu bleibenden neurologischen Schäden und im schlimmsten Fall auch zum Tod führen könne. Sei die Erkrankung ausgebrochen, könnten höchstens noch Symptome gelindert werden, während der Verlauf insgesamt sich "schicksalhaft" weiterentwickle. Während die Rate an virustragenden Zecken und damit das Risiko bei einem Zeckenstich infiziert zu werden, relativ schnell ermittelt werden könne, nehme die Genanalyse mehr Zeit in Anspruch, so dass nicht mit einem schnellen Ergebnis gerechnet werden könne.

Laut Statistik beträgt die Rate an virushaltigen Zecken zwischen 0,5 und vier Prozent, das heißt, in der Mehrzahl der Fälle kann davon ausgegangen werden, dass bei einem Zeckenstich keine Virusübertragung erfolgt.

Wegen des Risikos bleibender Schäden beim Pech, von einer befallenen Zecke gestochen zu werden, sei es aber sinnvoll, mit einer Impfung vorzubeugen, betont die Expertin beim Gesundheitsamt. Angesichts des Risikos, durch den Zeckenstich an der bakteriellen Infektion Borelliose zu erkranken, seien auch gründliche Vorsichtsmaßnahmen hilfreich. Dazu gehöre das gründliche Absuchen des Körpers auf einen Zeckenbefall. Zur Sicherheit sei das Tragen schützender Strümpfe, langärmliger Kleidung und hochschließender Schuhe zu empfehlen. Auch der Gebrauch sogenannter Repellents (insektenabweisende Substanzen ) könne erfolgen. Allerdings sei deren Wirkung umstritten.

Neben dem Kreis Rottweil suchen die Forscher in weiteren Regionen nach befallenen Zecken. Es bleibe spannend, zu welchen Schlüssen sie durch ihre Forschungsergebnissen gelangten, betont Riedinger-Riebl.