Die Maschinen haben breite Räder. Von Umweltschäden im Wald kann man trotzdem nicht sprechen, sagt Forstrevierleiter Hans-Joachim Häberle. Foto: Alt

Vom brutalen Chaos und enormen Umweltschäden ist die Rede. Forst weist Kritik zurück.

Rottweil-Hausen - Beim Bettlinsbad in Hausen "fräst ein Vollernter mit ohrenbetäubend brüllenden Motoren breite Schneisen in den Wald", schreibt eine Leserin - und die Wellen schlagen hoch. Vom brutalen Chaos und enormen Umweltschäden im Wald ist die Rede. Doch was genau passiert im Hausener Wald?

Hans-Joachim Häberle, Leiter des Rottweiler Forstreviers, ist dieser Tage gezwungen, viel zu erklären, viel aufzuklären. Denn die Vorwürfe, die gegen das Vorgehen des Forstamtes im Wald nahe Bettlinsbad im Bereich des Trimm-dich-Pfads erhoben werden, wiegen schwer. Hunderte von Bäumen würden dort im Minutentakt umgesägt, entastet und zerkleinert. Riesige Gefährte würden mit ihren breiten Reifen alles niederwalzen.

Es ist massive Kritik, die auf Häberle einprasselt. Dafür hat er kein Verständnis. Denn die Debatte werde hoch emotional und absolut unsachlich geführt, sagt er. "Der Vollernter ist ein Synonym für etwas unsäglich Schlechtes. Die Maschine wird so beschrieben, als wäre es ein Monster, das sich durch den Wald frisst." Häberle nimmt sich deshalb Zeit, um die Hintergründe zu erklären.

Häberle bittet um Vetrauen ins Forstamt

"Es handelt sich um eine planmäßige Durchforstung", erläutert er. Auf dieser Fläche habe er die gleiche Maßnahme vom gleichen Unternehmer schon zwei Mal durchführen lassen - diese seien nie auf Kritik gestoßen.

"Ich weiß, dass es ein sehr sensibler Bereich ist. Ich führe dort auch Gespräche mit den Menschen. Sie konnten es bis jetzt immer akzeptieren." Auch jetzt bittet Häberle um etwas Geduld - und ums Vertrauen in das, was das Forstamt macht.

"Der Zyklus, in dem die Wälder planmäßig durchforstet werden, ist genau vorgegeben", erklärt der Revierleiter. Bei jungen Beständen gehe es um sieben, acht Jahre. Dabei entnehme man die schwächeren, negativ auffallenden Bäume, um die verbleibenden zu fördern.

"Manchmal werden auch solche Bäume entfernt, die ordentlich aussehen, aber keine Perspektive für die Zukunft haben", beschreibt Häberle. So lasse man anderen Bäumen mehr Standraum. "Das ist die Hauptintention von Beforstung."

Das Interessante am Wald sei das Wachstum, betont Häberle. "Wenn wir durchforsten und Wald entnehmen, reagiert der verbleibende Bestand kompensierend. Der Effekt ist, dass das Holzwachstum nicht weniger wird, sondern auf weniger Bäume verteilt ist."

"Maschinen müssen tonnenschwere Stämme lupfen"

Ende September hat das beauftragte Unternehmen mit der Maßnahme in Hausen angefangen. Geplant ist, insgesamt 18 Hektar zu durchforsten. "Wenn es keine Störungen gibt, sind wir Mitte November fertig", sagt Häberle. Erst dann - wenn das Holz ausgefahren ist - werden die Wege, die in Mitleidenschaft gezogen wurden, gerichtet, und im Wald wird aufgeräumt.

Diese Situation hat Konfliktpotenzial. Das weiß auch Häberle. "Die Optik ist das Problem." Vor allem nach den Niederschlägen der vergangenen Tage sieht der Wald ungepflegt und verdreckt aus. "Wenn man das zum ersten Mal sieht, ist man vielleicht erschrocken", sagt er. Doch es sei nur ein temporärer Zustand, es sei quasi eine offene Baustelle. "In einem Jahr sieht man nichts mehr von der Hiebsmaßnahme, und der verbleibende Bestand hat sich in dieser Zeit positiv entwickelt", versichert Häberle.

Die Maschinen seien groß und schwer, das gibt er zu, doch es seien keine Monster. "Diese Maschinen müssen tonnenschwere Stämme lupfen, die brauchen Substanz. Deshalb haben sie breite Räder." Alle Maschinen bewegen sich ausschließlich auf speziell dafür angelegten Rückegassen. "Da steht ein bestimmtes System dahinter. Zwischen diesen etwa vier Meter breiten Rückegassen ist absolutes Fahrverbot", erklärt Häberle.

Die meisten Rückegassen gebe es übrigens schon länger, nur in Bereichen mit dem jüngeren Bestand sei das Gassennetz frisch angelegt worden. "Der Erhalt des Waldbodens ist unser oberstes Gebot", hebt der Forstrevierleiter hervor. Die Äste werden zum Teil auf der Gasse so aufgebaut, dass sie als Reisigmatratze dienen und der Bodendruck so besser verteilt wird. "Die Bodenschäden sind nicht zu vermeiden, aber wir versuchen, sie zu reduzieren", unterstreicht Häberle.