Der Aufzug am Bahnhof sorgt nach wie vor für Verdruss. (Symbolbild) Foto: pixabay

Häufig werden Fahrgäste eingeschlossen. Kosten für Einsätze bleiben an der Stadt hängen.

Rottweil - Risikofaktor Bahnhofs-Aufzug: Manch ein Reisender schleppt seine Koffer inzwischen lieber die Treppe hoch, als in den Aufzug einzusteigen. Denn seit Wochen hört man regelmäßig von Personen, die dort stecken bleiben. Nach einer "nachhaltigen Lösung" wird noch gesucht.

Erst gab es Probleme mit der Zeitschaltuhr, dann waren Ersatzteile nötig – nun bleiben immer wieder Personen im Fahrstuhl stecken. Am Rottweiler Bahnhof wird die Situation mit den Aufzügen zu einem richtigen Ärgernis.

Seit einigen Wochen häufen sich die Meldungen, dass die Feuerwehr zur Personenbefreiung ausrücken muss. Nach dem Einsatz am vergangenen Sonntag machte auch Stadtbrandmeister Frank Müller seinem Ärger Luft. Denn die ehrenamtlichen Helfer "müssen herhalten", weil der Aufzug an Gleis 1 "nicht gescheit gewartet und instand gesetzt wird".

Dazu kommt, dass er solche Einsätze nicht kostenpflichtig machen kann. Denn laut Feuerwehrgesetz des Landes Baden-Württemberg gehört die Rettung von Menschen und Tieren aus lebensbedrohlichen Lagen zu den Pflichtaufgaben der Feuerwehr, die generell nicht abrechnungspflichtig sind. Es gebe da nur wenige Ausnahmen, sagt Müller. Und so bleiben die Kosten für die Einsätze am Bahnhof im Endeffekt an der Stadt Rottweil hängen.

Doch woran liegt es, dass der Aufzug an Gleis 1 immer wieder außer Betrieb ist? Insgesamt 22 Störungen habe es im Jahr 2019 gegeben, teilt ein Sprecher der Deutschen Bahn auf Nachfrage mit. "Es sind verschiedene Defekte, Störungen und Vandalismusschäden", erklärt er. Unter anderem nennt er die Beschädigung und den Austausch der Türantriebe, Hydraulikstörungen und Manipulation an der Bedieneinrichtung. "Die meisten Störungen waren kurzfristiger Natur, einige Störungen dauerten aber auch länger wegen der notwendigen Beschaffung der Ersatzteile", sagt er.

Einfach austauschen lasse sich der Problemaufzug aus dem Baujahr 2003 allerdings nicht. "Der Ersatz von Aufzügen wird gemäß ihrem technischen Lebenszyklus geplant und umgesetzt. Der Austausch aller Aufzüge in Rottweil ist für das Jahr 2021 vorgesehen", lässt der Bahnsprecher wissen.

Kein Anspruch auf Entschädigung

Zuständig für die Wartung der Aufzüge am Rottweiler Bahnhof sei die Firma Kone – im Rahmen eines Vollwartungsvertrags. Die Wartung erfolge dabei vierteljährlich. Zudem gebe es eine jährliche Überprüfung durch einen Sachverständigen.

Und was genau passiert bei einer Störung? Der Ablauf ist genau geregelt. "Eine Störung wird über ein Elektronikmodul an der Anlage in der Sekunde der Entstehung automatisiert an unseren Dienstleister gemeldet", schildert der Bahnsprecher. Die Reaktionszeit bis zur Anwesenheit vor Ort betrage zwei Stunden. "Unabhängig davon ist die Personenbefreiung aus dem Aufzug", führt er weiter aus. Über die Sprechverbindung in jedem Aufzug könne rund um die Uhr eine Notrufzentrale erreicht werden, die die Befreiung innerhalb von 30 Minuten organisiere.

In Rottweil geht es laut Schilderungen des Stadtbrandmeisters sogar noch schneller. Drei bis vier Minuten dauert es, bis die Meldung die Feuerwehr erreicht, fünf bis sechs weitere Minuten vergehen, bis die Einsatzkräfte nach der Alarmierung mit zwei Fahrzeugen vor Ort sind. Und für die eigentliche Befreiung brauchen sie noch drei bis vier Minuten. "Trotzdem kann es sein, dass die Person, die im Aufzug eingeschlossen war, ihren Zug verpasst", weiß Müller.

Anspruch auf Entschädigung haben die Fahrgäste in diesem Fall übrigens nicht. "Die Nutzung eines Aufzuges beinhaltet solche Risiken", erklärt der Bahnsprecher.

Firma Kone muss eine konkrete Lösung finden

Immerhin: Dass der Aufzug auffällig oft für Probleme sorgt, geht an den Verantwortlichen bei der Deutschen Bahn wohl nicht unbemerkt vorbei. "Die Aufzugsfirma Kone wurde aufgefordert, eine nachhaltige Lösung umzusetzen, um künftige Personeneinschlüsse zu vermeiden", sagt der Bahnsprecher.

Wie diese Lösung aussehen wird, darauf gibt es von Kone trotz mehrmaliger Nachfrage keine Antwort. Auf der Homepage wirbt der Konzern aber mit schneller Hilfe im Notfall. "Bleiben Sie in jedem Fall ruhig und melden Sie sich bei uns", heißt es. Das mit dem ruhig bleiben fällt den Rottweilern aber langsam nicht mehr so leicht.