Da läuft er noch, der Aufzug am Bahnhof – zumindest tagsüber. Im Herbst war die Zeitschaltuhr das Problem. Foto: Otto

Menschen mit Gehbehinderungen sind in Rottweil aufgeschmissen. Reparatur wohl erst Ende Juli.

Kreis Rottweil - Wenn ein Aufzug defekt ist, wird er zügig repariert, sollte man meinen. Nicht so bei der Deutschen Bahn. Da kann es schon mal mehrere Wochen gehen. Die Folge: Menschen mit Gehbehinderung kommen derzeit am Rottweiler Bahnhof nicht weit. Denn den von der Bahn angepriesenen "Mobilitätsservice" gibt es hier nicht.

"Das kann wirklich nicht wahr sein, das ist eine wahre Servicewüste", ärgert sich Gudrun Rudolf aus Zimmern. Die gehbehinderte 75-Jährige konnte an diesem Montag nur mit Müh und Not ihre geplante Reise per Zug in die Schweiz antreten. Der Aufzug, der direkt am Bahnhofsgebäude hinunter und damit zu den anderen Gleisen führt, ist defekt. Die Treppe ist für sie ein schier unüberwindbares Hindernis. Normalerweise lässt sie sich auf Bahnhöfen mit dem Rollstuhl fahren. Nur weil sie wohlweislich fast eine Stunde früher am Bahnhof war, schaffte sie es aufs richtige Gleis. Es sei schlimm gewesen.

"Wer wirklich auf den Rollstuhl angewiesen ist, kommt in Rottweil derzeit nicht weg", sagt sie. Immerhin hatte sie die Hoffnung, dass der Aufzug bei ihrer Rückkehr wieder funktioniert. Mitnichten. Sie habe sich ans Landratsamt gewandt, dort habe man sich für sie in Freiburg erkundigt. Ergebnis: Der Fahrstuhl sei voraussichtlich noch bis Ende Juli außer Betrieb, es würden Ersatzteile fehlen. Fünf weitere Wochen also, in denen es beispielsweise auch mit dem Kinderwagen schwierig sein dürfte, ohne tatkräftige Hilfe von anderen mit der Bahn zu reisen – außer man reist zufällig an Gleis 1 ab und kommt dort auch wieder an.

Hotline: In Rottweil keine Hilfe möglich

Ein Sprecher der Bahn in Stuttgart sieht da gar nicht so ein gravierendes Problem. Wer eine Gehbehinderung habe, müsse sich eben vorher anmelden, dann werde der "Mobilitätsservice" der Bahn tätig. Das bedeute, man bekommt Hilfe am Bahnhof oder es werde eine passende Reiseroute gesucht, erklärt er.

Nun, genau darauf wollte Gudrun Rudolf zurückgreifen. "Ich habe meine Reise sehr wohl angemeldet. An der Hotline hieß es dann aber, in Rottweil sei keine Hilfe möglich. Der nächste Bahnhof mit diesem Angebot sei in Stuttgart", berichtet sie. Eine Alternative habe man nicht genannt.

Sie schwärmt dagegen vom Service in der Schweiz. Dort habe alles reibungslos geklappt. "Da stand ein junger Mann bereit, der mir bei allem geholfen hat und auch noch geschaut hat, wo der Waggon des Anschlusszuges stehen wird. Er ist bei mir geblieben bis ich eingestiegen bin." Es habe alles reibungslos geklappt.

Warum eine Aufzugsreparatur wochenlang dauert, kann sie – wie manch anderer – nicht nachvollziehen. Der Bahnsprecher erklärt dies damit, dass manche Aufzüge schon recht alt seien und für diese dann Ersatzteile schwer zu beschaffen seien. So ein Bahnhofsaufzug habe durch die intensive Nutzung eine durchschnittliche Lebensdauer von etwa 15 Jahren. Wann denn nun die Reparatur des Rottweiler Aufzugs erfolgen soll, war auf die Schnelle nicht in Erfahrung zu bringen.

Ausfälle auch an den neuen Aufzügen in Oberndorf

Dass das Alter des Aufzugs nicht unbedingt etwas zu sagen hat, zeigte sich übrigens jüngst in Oberndorf. Schon am Tag der Einweihung der neuen Aufzüge vor rund zwei Wochen gab es dort die ersten Ausfälle. Tage später streikte ein Aufzug erneut. Die Fahrgäste staunten nicht schlecht. "Der ist doch ganz neu!" Doch immerhin konnte der Defekt dort schneller behoben werden.

Schon im vergangenen Herbst hatten sich außerdem Leser an uns gewandt, weil die Aufzüge zwar funktionierten, abends aber zu früh abgeschaltet wurden, sodass ankommende Reisende sie nicht mehr nutzen konnten. Hier wurden Probleme mit der Zeitschaltuhr genannt. Auch bei den Anzeigetafeln gab es Probleme, diese konnten ebenfalls wegen "fehlender Ersatzteile" erst nach wochenlangem Ausfall repariert werden.

Gudrun Rudolf jedenfalls wird nicht mehr so schnell am Rottweiler Bahnhof abreisen. Ihrer Ansicht nach hätte dieser Standort von der Bahn etwas mehr Aufmerksamkeit verdient. "Das ist schließlich nicht irgendein Kleckerles-Bahnhof." Wenn die Stadt so die Besucher zur Landesgartenschau empfangen müsse, sehe sie schwarz.

Bis 2028, so ist zu hoffen, wird sich in der Stadt, in der High-Tech-Aufzüge getestet werden, vielleicht auch bei den Aufzügen am Bahnhof etwas tun.