Mit dem Durchschneiden des roten Bandes werden die neuen Aufzüge am Oberndorfer Bahnhof symbolisch in Betrieb genommen. Unser Bild zeigt (von links): Wolf-Dieter Sutter (Leiter DB-Bahnhofsmanagment), FDP-Landtagsabgeordneter Daniel Karrais, Martina Bitzer (Dezernentin Öffentliche Sicherheit, Verkehr, Recht im Landratsamt Rottweil), Bürgermeister Hermann Acker, Michael Groh (Leiter Regionalbereich Südwest DB Station & Service AG), Clemens Fischer (Ministerium für Verkehr und Infrastruktur Baden-Württemberg) und DB-Projektleiter Manfred Zdzuj. Foto: Danner

Neue Aufzüge ein Jahr nach Spatenstich in Betrieb genommen. Reisen wird komfortabler.

Oberndorf - Es ist so weit: Seit Dienstag darf sich der Oberndorfer Bahnhof barrierefrei nennen. Die neuen Aufzüge wurden in einer kleinen Feierstunde offiziell in Betrieb genommen.

Weniger als ein Jahr nach dem Spatenstich schnitten die Verantwortlichen das symbolische rote Band zur Einweihung der Aufzüge durch. "Barrierefreiheit ist ein hohes Gut", sagte Michael Groh, Leiter Regionalbereich Südwest DB Station & Service AG. Und weil "uns für Oberndorf nichts gut genug ist", habe man hier Thyssen-Aufzüge der neuesten Generation verbaut. Nachdem man im Jahr 2015 den Neubau des Mittelbahnsteigs feiern konnte, habe man jetzt mit den Aufzügen einen weiteren Schritt in Richtung Modernisierung des Bahnhofs gemacht. Damit werde das Reisen für Fahrgäste mit eingeschränkter Mobilität, mit Kinderwagen, Fahrrädern oder schwerem Gepäck deutlich komfortabler.

900 Fahrgäste pro Tag

Momentan verkehren in der Neckarstadt rund 900 Reisende pro Tag mit dem Zug. 1000 wären für den Bau von Aufzügen eigentlich nötig. Groh erinnerte daran, dass die Stadt Oberndorf durch die Auflage des und die Aufnahme ins Zukunftsinvestitionsprogramm "Barrierefreiheit" für kleinere Bahnhöfe in den Genuss der Maßnahme gekommen ist. Um die 50 Prozent der Investitionskosten, die bei 2,6 Millionen Euro liegen, trägt der Bund. Den Rest teilen sich in etwa Land und Kommune. Das Projekt bleibt aber deutlich unter dem zuletzt genannten Kostenrahmen. Ursprünglich war man von einem städtischen Anteil in Höhe von 1,2 Millionen Euro ausgegangen. Michael Groh wünschte allen Reisenden und natürlich auch der Deutschen Bahn, "stets verfügbare Aufzüge". "Bahnhöfe und Busbahnhöfe bilden das Entree einer Stadt", sagte Bürgermeister Hermann Acker. Sie seien die Visitenkarte des Standorts, und in Oberndorf lüden sie geradezu dazu ein, den öffentlichen Personennahverkehr zu nutzen. Das sei nicht immer so gewesen.

Einst unschöne Zustände

Acker erinnerte sich an die Zeit, als er vor 20 Jahren hier seinen Dienst als Bürgermeister angetreten habe. Damals habe es marode Bahnanlagen, Industriebrachen und verwahrloste Grundstücke links und rechts der Gleise gegeben – einen alten, abgewirtschafteten Güterschuppen und ein wenig ansprechendes Umfeld um das gesamte Bahnhofsgebäude. Der Eindruck, der sich ihm seinerzeit geboten hätte, habe ihn an Zustände der Nachkriegszeit, beziehungsweise der 1970er-Jahre erinnert. Wer nun sage, dass sich "unsere Innenstadt in den vergangenen 20 Jahren nicht positiv entwickelt hat, übersehe auch das alles hier am Bahnhof neu Entstandene, oder wolle es einfach nicht wahrhaben, so Acker.

Keine Diskussionen

Viele Jahre der Planung und Vorbereitung seien dem vorausgegangen. Die Beschlüsse im Gemeinderat seien – abgesehen von den Finanzierungsfragen – immer leicht und mit deutlicher Mehrheit gefallen. Man habe keine Diskussionen, "geschweige denn Auseinandersetzungen mit Bürgerinitiativen" zu führen gehabt, betonte der Bürgermeister.

20 Jahre seien vergangen, seit die Stadt die ersten Flächen von der Bahn gekauft habe. Vor mehr als 15 Jahren habe man die ersten Planungen für die Neugestaltung eines zentralen Omnibusbahnhofs mit einer den heutigen Anforderungen entsprechenden Park & Ride-Anlage erstellt. Mit dem Bau wurde im Herbst 2010 begonnnen.

2008 habe man mit der Neugestaltung des Bahnhofvorplatzes begonnen. Dieser habe mit den neu gepflanzten Bäumen und den aufgestellten Bänken das Areal deutlich aufgewertet und gebe ihm heute ein modernes und einladendes Ambiente. Später kam die Gleisunterführung in Richtung Sägewerkstraße dazu. Nun wurde mit den Aufzügen der letzten Abschnitt vollendet.

Acker fügte an, der Stadt wäre eine Wiederaktivierung des Gleis 1 lieber gewesen, da dies die einfachste Lösung zur Barrierefreiheit geboten hätte. Die Bahn habe dies "leider" abgelehnt, da sie das Halten der Züge am Gleis 1 aufgrund damit verbundener Fahrbahneinschränkungen für nicht realisierbar halte.

Zeitgemäße Anlage

"Attraktive Bahnreisen beginnen und enden auf barrierefreien und komfortabel ausgestatteten Bahnhöfen," sagte Clemens Fischer, Regierungsdirektor im Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg. Er freue sich, dass nun auch Oberndorf über eine solch zeitgemäße Anlage verfüge. Mit einer Probefahrt endete die Feierstunde.