Der Anbau am Rathaus I stammt aus den 1970er Jahren. Er ist marode und eine Sanierung nicht sinnvoll. Foto: Strohmeier

Provisorien halten bekanntlich am längsten, doch der Rathausanbau hat wohl die längste Zeit gestanden. Ein Gutachten bestätigt, was schon viele vermuteten: Eine Sanierung wird nicht empfohlen. Zudem gibt es immer wieder ungebetene Untermieter.

Bad Dürrheim - Der Rathausanbau bereitet schon seit einigen Jahren Kopfzerbrechen und man weiß um den kritischen Zustand. Als Projekt liegt es nun bei Wirtschaftsförderer Alexander Stengelin, denn es benötigt nun eine gewisse Eile, da man versuchen wird, über das Sanierungsgebiet Zuschüsse zu bekommen. Der Gemeinderat stimmte dem Vorschlag der Verwaltung zu, eine Sanierung des Anbaus nicht weiter zu verfolgen. Dem vorausgegangen war die Erklärung zum Gutachten durch den Architekten Franz Eisele. Normalerweise tendiere er zwar zum Erhalt und zur Sanierung, doch in diesem Fall könne er dies nicht empfehlen. Und dafür gab es einige Gründe.

Der Erweiterungsbau wurden Mitte der 1970er Jahre errichtet – als Holzkonstruktion in einer eingeschossigen Bauweise mit Flachdach ohne Gefälle. Im Laufe der Jahre wurde an der Seite zur Luisenpassage hin nochmals zusätzlich zwei Blechcontainer angebaut.

Schädlingsbekämpfer im Einsatz

Der komplette Bau sitzt auf Stahlbeton-Streifenfundamenten, die in einem Abstand von 2,5 bis 5 Metern stehen, mit einer Höhe von bis zu 80 Zentimetern. Mit Querbalken wurde der Fußboden dazu aufgebaut, der wie jeder Besucher in den Kur und Bäder-Büros oder im Bürgeramt weiß, ziemlich ins Schwingen kommt beim Laufen. Die Streifenfundamente sind zum Großteil verkleidet, allerdings in einer Art und Weise, die manches Getier einlädt, sich eine trockene und dunkle Behausung zu bauen – und diese gelangten auch immer wieder in die Büros. Hier ist immer wieder ein Schädlingsbekämpfer im Einsatz. In diesem Zusammenhang warnte dieser auch vor angeknabberten Leitungen. Gegen Geruchsbelästigungen und möglicher Kontamination musste auch schon drei Nächte in Folge ein Ozongerät aufgestellt werden.

Oberlichter einfach verglast

Auf dem Boden aufgebaut sind die Stellwände, in der Konstruktion integriert die Fassade. Außen mit Holz verkleidet, das wenig gepflegt wurde und dadurch spröde und rissig ist. Auch hat man hier unterhalb der Fenster einen Bogen nach außen konstruiert, für Eisele eher unverständlich, da dadurch das Holz dem Wetter viel mehr ausgesetzt ist. So sind Nagelstellen in der Fassadenverkleidung teilweise auch gerissen. Zudem sind die Oberlichter in den Büros in einfacher Verglasung ausgeführt.

Das Dach wiederum ist als Flachdach ohne Gefälle mit einer mehrlagigen Bitumenschicht ausgeführt, auf dem bei Regen und in der Schneeschmelze oft das Wasser steht. Dieser Umstand führte im Laufe der Jahre dazu, dass es Wasserlecks gab. Hinzu kommt, dass die Isolierung von innen her nicht Wasserdicht ausgeführt ist, sondern Kondenswasser aus den Räumen ungehindert in die Isolierung eindringen kann, sich dort verflüssigt und so den Isoliereffekt zunichte macht, da das Dämmmaterial feucht ist. So hat der Anbau auch energetisch alles andere als eine Vorbildfunktion. Zudem müsste man bei der Sanierung neue Vorschriften, beispielsweise bei der Schneelast und beim Brandschutz, berücksichtigen. Dies alles führt in Summe zu der Erkenntnis, dass eine Sanierung nicht lohnt.

Barrierefreier Zugang nötig

Wirtschaftsförderer Alexander Stengelin führt dazu aus, dass man geschaut habe, wo man die Mitarbeiter der Stadt und der Kur und Bäder langfristig unterbringen könne. Hat die städtische Tochter sowieso das Haus des Gastes im Fokus, benötigt es für das Bürgeramt einen barrierefreien Zugang und da verkleinert sich die Zahl der Möglichkeiten rapide.

Im Gemeinderat war man sich einig, sprach Karen Roeckl für die LBU von untragbaren Zuständen und hielt einen Neubau aus ökologischer Sicht für sinnvoll, sah Heinrich Glunz auch die Notwendigkeit nun Nägel mit Köpfen zu machen. Man habe eine Fürsorgepflicht für die Mitarbeiter.

Nach dieser grundsätzlichen Entscheidung, dass nicht saniert wird, wird nun in die weitere Planung eingestiegen. Diese beinhaltet beispielsweise ein Konzept, wo die Mitarbeiter in der Bauphase untergebracht werden und eine Zeitschiene.