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Nach seltener Zwillingsgeburt: Harriet und Harper sind wohlauf. Dieses Jahr wird noch ein Fohlen erwartet.

Rangendingen - Wie geht es eigentlich den beiden Alpaka-Zwillingen auf dem Aura-Hof in Rangendingen? Sie sind wohlauf und haben sich aus der "schlechten Ausgangssituation" nach ihrer Zwillingsgeburt "gut entwickelt".

Auf dem Auro-Hof herrscht Aufregung. Gerade ist ein neues Fohlen auf die Welt gekommen. "Drei Stunden ist der Kleine alt", sagt Uli Rohrer und deutet auf die langbeinige Schönheit, die ein paar Dutzend Meter weiter noch etwas wackelig auf den Beinen steht und der Mutter mit seinen ersten Schritten folgt. Es ist das mittlerweile zehnte Fohlen auf dem Auro-Hof in diesem Jahr. In zwei Wochen erwarten die Rohrers den letzten Nachwuchs des Jahres. Dann würde ihre Herde 37 Tiere zählen.

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Das Neugeborene ist mit seinen über acht Kilogramm Gewicht recht gut entwickelt - und so, wie es bei einem Alpaka-Fohlen eigentlich sein sollte. Ganz anders sah es da vor zehn Wochen bei Harriet und Harper ausgesehen. 3300 und 4000 Gramm hatten die beiden gewogen – für Alpakas selbst nicht nur in der freien Wildbahn eine recht kritische Marke, um überhaupt die ersten Tage zu überstehen, wie die Rohrers sagen.

Die beiden Winzlinge nehmen ganz normal zu

Doch das scheint lange her, sieht man die beiden Jungspunde heute durch die Koppel galoppieren. "Sie rennen, spielen und raufen sich mit den anderen, wie jedes andere Alpaka-Fohlen auch - und sie nehmen ganz normal zu", sagt Andrea Rohrer. Auch mental hätten die Tiere keinerlei Defizite: "Sie sind sehr selbstbewusst und gut im Kindergarten integriert", wie Andere Rohrer die Fohlenherde liebevoll nennt.

Die etwas zärtlichere Harriet wiegt jetzt knappe neuneinhalb Kilo, Harper bringt schon knappe 14 Kilo auf die Waage. Er sei ein Kämpfer, meint die Alpaka-Züchterin - und ein "ganz vitaler junger Mann." Dazu auch noch ein treu sorgender Bruder, denn beim Trinken bei der Mutter lasse er stets der kleinen Harriet den Vortritt. In der Hochsommerphase habe ihn diese Fürsorge für die kleinere Schwester sogar selbst in Gefahr gebracht, sodass er mit der Flasche zugefüttert werden musste, um seinen Flüssigkeitshaushalt aufrecht zu erhalten.

Auch sonst hätten die Zwillinge eine ziemlich enge Bindung aneinander, haben die Züchter beobachtet. Sie seien viel zusammen und hätten untereinander eine stärkere Bindung als zur Mutter. "Sie ist halt die Tankstelle für die beiden", scherzt Uli Rohrer. Die beiden Winzlinge hätten ihnen einen viel intensiveren und auch "anderen Blick" auf die ganze Herde eröffnet, erzählt das Züchterehepaar.

Erfahrungen sind wertvoll für Züchterkreise

Zur Aufzucht von Alpaka-Zwillingen gebe es kaum Erfahrungswerte, weil lebende Tiere aus Doppelgeburten weltweit äußerst selten seien. Und so dürften die Beobachtungen der Rangendinger Züchter aus dem jungen Leben von Harriet und Harper sehr aufschlussreich und interessant sein - zumindest für Züchterkreise, wie sie sagen.

Das Leben mit den beiden sei vor allem spannend und zeitintensiv gewesen. Sorge und Freude hätten sich in den ersten beiden Wochen in einem "rauf und runter" vor allem bei der winzigen Harriet abgewechselt. Sie ist noch immer der Winzling in der Herde. Das Risiko, dass sie ihre ersten Wochen und die damit kritische Zeit für alle Neugeborenen Alpakas überlebt, sei schwer abzuschätzen gewesen.

"Es war letztendlich auch ein Experiment", meint Uli Rohrer. Doch es sei gut ausgegangen. Nicht zuletzt, weil die beide Tiere einen großen Überlebenswillen gezeigt, was ihnen wohl das Leben gerettet hätte, wie die Rohrers meinen. Heute haben die kleinen Alpakas eine "günstige Prognose", die vergleichbar sei mit jedem anderen Alpaka-Fohlen ihrer Herde.

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Ob sich die Zwillinge für die Zucht eignen, ist noch nicht abzusehen

Wie es einmal mit der Fruchtbarkeit aussehen werde, das lasse sich derzeit noch nicht abschätzen. Von ihrer Genetik her wäre es traumhaft, könnten Harper und Harriet als erwachsene Tiere einmal für die Zucht genutzt werden, sagt Andrea Rohrer. Denn deren "Grau" sei schon etwas ganz Besonderes - vor allem beim Männchen Harper. Beide hätten außerdem eine sehr feine Faser in ihrem Flies – was für die Wolle ein hohes Qualitätsmerkmal sei. Und dass es ein weiteres lebendes graues Alpaka-Zwillingspärchen auf der Welt gebe, sei wirklich extrem selten, wenn nicht sogar einmalig, sagt Andrea Rohrer.

Doch Harriet könnte für die Zucht schlichtweg einfach zu klein bleiben, wenn es nicht irgendwann einmal einen richtigen Wachstumsschub bei ihr gebe, vermuten sie. Bei Harper sieht es da noch etwas besser aus. Er sei sehr vital und könne sich gut entwickeln. "Der will Deckhengst werden", sagt Uli Rohrer. "Das merkt man dem heute schon an."

Ungeachtet von der Geburt des neuen Alpaka-Babys und der Entwicklung des Zwillingspärchens hat bei den Rohrers aktuell schon die neue Zuchtsaison begonnen. Und da sind sie sehr zuversichtlich, denn zwei ihrer Hengste seien "Weltklasse" und hätten USA- und Europaweit die höchste Felldichte, erzählt Uli Rohrer. Dies habe ihnen ein unabhängiges Labor in den Staaten wissenschaftlich bestätigt. Gemessen werde dies in Haarfollikel pro Quadratmillimeter.

Mit den beiden könnte der Auro-Hof also noch für einige Schlagzeilen sorgen. Die Hengste hatten an diesem Abend auf jeden Fall schon mal noch Damenbesuch auf einem anderen Alpaka-Hof in der Nähe. Qualität ist halt gefragt - auch bei Alpaka-Weibchen.