Foto: Schwarzwälder Bote

Harriett und Harper sind Sensation auf dem AURa-Hof. Babys haben gute Überlebenschancen.

Rangendingen - Sie sind nicht einmal einen halben Meter groß und doch eine Riesensensation: Auf dem AURa-Hof von Andrea und Uli Rohrer in Rangendingen sind Alpaka-Zwillinge zur Welt gekommen.

Im Gegensatz zu ihren Halbgeschwistern und Spielkameraden der AURa-Herde sind die Zwillinge Harriett und Harper wahre Winzlinge – dafür aber schon die absoluten Stars unter der mittlerweile 40 Tiere zählenden Alpaka-Herde, die in ihren Koppeln unterhalb der Rangendinger Hochburg friedlich grasen. 3 300 und 4 000 Gramm wogen die beiden bei der Geburt. Das ist grade einmal die Hälfte eines alleingeborenen Fohlens. Oder, wie Andrea Rohrer sagt: "Eine Handvoll Alpaka."

Doppelgeburten haben normalerweise schlechte Überlebenschancen

Dass Alpaka-Zwillinge die Geburt und vor allem die ersten Tage überstehen, sei äußerst selten, erzählt Andrea Rohrer. "Überlebensfähige Zwillingsgeburten kann man weltweit an einer Hand abzählen", sagt sie. Wobei sie sich auf die Zuchtbetriebe in Ländern wie den USA, Kanada, Schweden, Australien, der Schweiz oder auch im restlichen Europa bezieht. In den großen Herden ihrer natürlichen Heimat, den Anden in Südamerika, hätten solche Doppelgeburten eine noch viel kleinere Überlebenschance, erzählt sie.

Umso glücklicher ist das Züchterehepaar, dass sich die beiden Winzlinge in ihrer ersten Woche so gut entwickelt haben. "Ein Alpaka-Baby unter 5 000 Gramm ist immer ein Hochrisiko-Fohlen." Auch bei normalgeborenen Fohlen seien die ersten 14 Tage nach der Geburt eine kritische Phase, erzählt die Züchterin. Besonders die kleine Harriett sei nach der schweren Geburt arg schwach gewesen. "Wir haben am Anfang nicht geglaubt, dass das zierliche Baby das Leben packt." Ihr Bruder Harper dagegen war viel vitaler. "Der ist sofort aufgestanden und durch die Gegend gestapft."

"Die ersten drei Tage und Nächte waren sehr anstrengend"

Dass die Zwillinge gut zulegen – Harriett wog nach fünf Tagen bereits vier Kilogramm – und sich beim Rennen und Hüpfen auf der Weide mit der restlichen Herde sichtlich wohl fühlen, macht den Rohrers Mut, wie sie glücklich erzählen. Sie strahlen, als die beiden Fohlen beim Fototermin auf der Weide zum ersten Mal alleine und ohne ihr Zutun die Mutter finden und trinken. "Das ist ein gutes Zeichen – auch, dass die Mutter beide Jungen an sich heranlässt." Denn, so erzählen sie: "Auch für eine Alpaka-Mutter ist es keine Selbstverständlichkeit, dass sich zwei Jungen bei ihr um die Milch anstellen."

Wer in der natürlichen Umgebung der Herden in den Anden nach der Geburt nicht kräftig genug ist, um sofort mit der Herde mitzuziehen, bleibe zurück, erzählt Andrea Rohrer. Diese Sozialisation zur eigenen Herde sei für die Tiere überlebenswichtig und gehöre zur Entwicklung eines Alpakas untrennbar dazu.

Und selbst wenn Alpakas von Natur aus sehr soziale Tiere sind: Bei Harriett und Harper mussten die Rohrers mit ihrem Wissen um die Bedürfnisse und Lebensverhältnisse der Tiere gerade in diesen ersten Tagen nach der Geburt etwas nachhelfen. "Die ersten drei Tage und Nächte waren sehr anstrengend, auch für uns", sagt Uli Rohrer. Die Tiere werden nur im äußersten Notfall berührt, weil diese das eigentlich nicht mögen. Dafür gilt es, sie zu beobachten. Auch, ob sie genügend pinkeln, informiert Andrea Rohrer. "Nur so sehe ich, ob das Kleine genügend Flüssigkeit hat."

Die Tiere tragen in der Regel 345 Tage – also fast ein ganzes Jahr lang

Harriett und Harper gehören zur dritten Alpaka-Generation auf dem AURa-Hof. Die Mutter der beiden, die Stute Hayida, ist wiederum die Tochter von Heide. Die Großmutter der Zwillinge sei eine der vier Stuten, mit deren die Rohrers ihre Zucht 2014 starteten, erzählen die Züchter. Heute zählt ihre Herde 40 Tiere. Für dieses Jahr hat sich zwölf Mal Nachwuchs angekündigt. Alpakas tragen in der Regel 345 Tage – also fast ein ganzes Jahr lang. Sechs Fohlen wurden 2020 bereits geboren. Eines davon verstarb nach wenigen Tagen.

Dass die beiden Zwillinge wohlauf sind und mittlerweile auch gute und reelle Überlebenschancen haben, sei an sich bereits eine "Sensation". Verstärkt wird diese noch dadurch, dass es ein Geschwisterpaar sei und dann insbesondere dadurch, dass beide Babys ein graues Wollkleid haben. "Schon aufgrund dieser Farbmutation ist ihre Geburt weltweit etwas Besonderes", sagt Andrea Rohrer. "Graue Alpakas sind sehr begehrt und schwer zu züchten."

Spätestens hier kommt wohl Zwillings-Vater Cortez ins Spiel. Er ist ein tiefschwarzer Hengst und hat bereits eine graue Tochter. Mutter Hayida übrigens ist ein cremeweißes Alpaka – so wie es die meisten Tiere der Herde sind. Doch Andrea Rohrer fügt hinzu: "Sie ist allerdings genetisch grau." Na denn. Da kann man auf den weiteren Nachwuchs gespannt sein.