Die Gammel-Kreisstraße zwischen Betra und Neckarhausen: Rechts der schmale Gehweg soll ganz weg, links der Eingang zum Waldweg. Wird er ein gefährliches „Gammel-Dauer-Provisorium?“ Foto: Jürgen Lück

Der Landkreis will bisher nur die Kreisstraße Betra-Neckarhausen weiter ausbauen. Der schlammige Waldweg soll die Alternative für Radfahrer und Fußgänger sein. Für Familien mit Kindern sei das aber zu gefährlich.

Beschert uns jetzt der Landkreis einen Dauer-Gammel-Radweg zwischen Betra und Neckarhausen?

Mit Händen und Füßen wehren sich das Rathaus, Gemeinderat und Ortschaftsrat gegen diesen „Wahnsinn“. Horbs OB Peter Rosenberger: „Die Fuß- und Radwegeverbindung zwischen Betra und Neckarhausen darf kein Dauer-Provisorium sein!“

Landkreis: Radweg zu teuer

Denn: Nach den neuesten Planungen des Landkreises ist genau das zu befürchten. Matthias Fritz, Leiter des Straßenbauamtes: „Unter den jetzigen Bedingungen würde ein Radweg genauso teuer wie der zweite Bauabschnitt zwischen Betra und Neckarhausen.“

Und das ist das schlimme Ergebnis der Vorplanungen. Zunächst wurde die Erneuerung der Kreisstraße Betra-Neckarhausen auf der bisherigen Trasse geplant. Ergebnis: Entspricht nicht den neuesten Richtlinien. Alternative: Die Straße wird begradigt, dazu die Hangsicherung mit Betonspritzwänden gemacht. Ergebnis, so Fritz: „Wir hätten das Waldbiotop komplett niedergemacht. Die Spritzbetonwände sind dort sehr wartungsintensiv, Wild könnte hängen bleiben.“ Dazu: sehr teuer.

Horbs Bürgermeister Ralph Zimmermann und OB Peter Rosenberger sind gespannt, ob Straßenbauamtsleiter Matthias Fritz (rechts) für einen ordentlichen Radweg einsteht Foto: Jurgen Lück

Also kam jetzt im Kreistag Variante Nummer 3 für den Ausbau der Straße zwischen Betra und Neckarhausen auf den Tisch. Ausbau auf bisheriger Strecke. Zum Hang hin statt Spritzbetonwänden nur kleine L-Steine, die das Geröll abhalten. Aber: Damit die Straße 6,50 Meter Breite erhält, muss der bisherige Gehweg weg.

Alternative Schotterweg

Heißt, so Fritz: „Wir würden dann den bisherigen Waldweg schottern. Das wäre dann die Verbindung zwischen Betra und Neckarhausen. Für Mountainbiker ist das zwar geeignet. Aber eine Familie mit Kindern würde ich dort nicht fahren lassen. Weil es dort teilweise mit 15 Grad sehr steil ist, am Rand eine tiefe Böschung.“ Betras Ortschaftsrat Stefan Schäfer: „Wir Betraer fahren seit Jahren die Straße runter. Es gibt nichts gefährlicheres als den jetzigen Fußweg. Da ist mir ein Radweg, der einigermaßen ist, lieber als die Straße runter.“

Betra sei sonst abgeschnitten. Auch Alternativen über Isenburg seien zwar denkbar, aber viel weiter. Schäfer: „Neckarhausen ist inzwischen das Mittelzentrum für Betra. Auch als Zugang zum Glatttal.“ Doch Ortschaftsrat und Gemeinderat wollen sich nicht mit einem Dauer-Provisorium abspeisen lassen. Straßenbauamtsleiter Fritz betont, dass man mit den Ausbauplanungen der Straße so weit ist, dass man jetzt loslegen kann: „Ich halte es für denkbar, dass wir im nächsten Jahr mit dem Abschnitt beginnen können. Das schaffen wir aber nie mit dem Radweg.“

Der Eingang zum Waldweg – matschig und noch breit. Talabwärts wird es schmal und steil. Foto: Jürgen Lück

OB: „Kein Dauerzustand“

OB Rosenberger: „Ein aufgemotzter Radweg sollte kein Dauerzustand sein. Wir werden einen Beschlussvorschlag des Gemeinderats einbringen. Mit dem Ziel, dass der Kreis in die Radwegeplanung einsteigt.“

Fritz: „Wir sperren uns nicht dagegen. Diese Wegeplanung würde 200 000 Euro kosten.“ Horbs Bürgermeister Ralph Zimmermann (FDP): „2021 gab es einen Grundsatzbeschluss im Kreistag, den Radweg begleitend auszubauen. Für den Bau eines Radwegs gibt es zwischen 75 Prozent Förderung. Dazu ein Landesprogramm mit 30 Prozent Förderung. Deshalb muss die Planung starten. Wenn die fertig ist, kann man absehen, wie hoch die tatsächliche Förderung sein wird.“