Bordellbetriebe sind derzeit zwar geschlossen, "Solo-Prostitution" ist hingegen erlaubt. (Symbolfoto) Foto: Tom Weller/dpa

Trotz Corona-Beschränkungen nicht vollständig verboten. Thema macht Polizei derzeit viel Arbeit.

Bordellbesuche sind verboten, Sex-Treffen in Terminwohnungen aber nicht: Das Thema Prostitution macht der Polizei auch im aktuellen Lockdown Arbeit.

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Freiburg - Anders als im ersten Corona-Lockdown im Frühjahr, ist das Geschäft mit der käuflichen sexuellen Dienstleistung derzeit nicht komplett verboten. Bordellbetriebe sind zwar geschlossen, die "Solo-Prostitution" ohne Zuhälter oder Bordellbetreiber im Hintergrund bleibt aber erlaubt.

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Die Polizei stellt das Thema vor "nicht unerhebliche" Schwierigkeiten, betont Polizeisprecher Özkan Cira in Freiburg: Was in irgendwelchen Terminwohnungen, Hotelzimmern oder Autos auf Parkplätzen und unter "zuweilen widrigen Arbeitsbedingungen" passiere, sei in der aktuellen Situation nur mit großem Aufwand kontrollierbar.

Viele Prostituierte treffen weiterhin ihre Freier

Regelmäßig erhalte die Polizei derzeit anonyme Anzeigen und Beschwerden über das, was da in mancher Ferienwohnung oder andernorts passiere, berichtet Cira. Wenn man dann Beamte zur Kontrolle losschicke, bestätige sich der Verdacht oft: Überwiegend aus Osteuropa stammende Prostituierte treffen auch in Freiburg weiterhin ihre Freier. Ob es sich dabei tatsächlich um selbstständig arbeitende Solo-Prostituierte handelt, darf dahingestellt bleiben: Experten gehen davon aus, dass mehr als die Hälfte aller Prostituierten in Deutschland aus Osteuropa stammt. Und dass sie immer wieder Opfer von Zwangsprostitution sind: Deutschland sei das "Bordell Europas", sagte die zuletzt stellvertretende Vorsitzende von "Terre des Femmes", Inge Bell, im Juli aus Anlass des Welttages gegen den Menschenhandel.

Die Grauzone "Solo-Prostitution" ist aber nicht nur eine Gefahr für die Prostituierten, die beispielsweise ohne Einhaltung irgendwelcher Quarantäne-Vorschriften nach der Einreise aus einem Risikogebiet ihrem (zwangsweisen) Geschäft nachgehen, sie ist auch im Winter-Lockdown in Deutschland eine Lücke für die Verbreitung des Coronavirus.

Alles hat sich ins "Private" verlagert

Vermutlich arbeiten die Sexarbeiterinnen auch ohne ein Wissen über irgendwelche Schutzvorschriften, denn auch Info- und Hilfsangebote wie die Arbeit der Beratungsstelle "Pink" des Diakonischen Werks in Freiburg und Kehl (Ortenaukreis) haben es nun schwerer, ihre Klientel überhaupt noch zu erreichen, wie Simone Heneka von PINK in Freiburg berichtet: "Für uns ist die Arbeit durch das erneute Verbot fast unmöglich geworden, weil sich alles ins ›Private‹ verlagert. Die Frauen trauen sich nicht mehr, Beratungsstellen aufzusuchen."

Beworben werde das horizontale Gewerbe auf einschlägigen Portalen im Netz, 60 bis 80 Anzeigen habe man dort zuletzt auswerten können, sagt Cira. Und allein schon aufgrund dieser Werbung habe manche der Prostituierten das Gefühl, nichts Unerlaubtes zu tun.