In Sachen Regiobus geht es vorerst nicht voran. Foto: © astrosystem – stock.adobe.com

Die Enttäuschung ist groß: Das Projekt Regiobuslinie Rottweil – Balingen liegt erst einmal auf Eis. Der Zollernalbkreis hat um Aufschub gebeten. Was dahintersteckt und wie es nun weitergeht, wurde in der Ausschusssitzung des Kreistags am Montag diskutiert.

Kreis Rottweil - Wann ist ein Betriebsstart der Regiobuslinie Rottweil – Balingen frühestmöglich denkbar? Das wollte die CDU-Fraktion des Rottweiler Kreistags wissen und hatte einen entsprechenden Antrag gestellt. Doch noch bevor dieser behandelt wurde, teilte Landrat Wolf-Rüdiger Michel dem Gremium am Montag etwas mit, das eine inhaltliche Diskussion vorerst verzichtbar und den anvisierten Beschluss obsolet machte.

Wellendinger Variante priorisiert

Im September 2021 waren die Ergebnisse der in Auftrag gegebenen Potenzialanalyse im Kreisverwaltungsausschuss vorgestellt worden. Eine Linienführung über Wellendingen wurde dabei als sinnvoller erachtet als eine über die B27 (Rottweil-Neukirch). Durch die Anbindung der Gewerbe- und Industriegebiete in Schömberg und auf Rottweils Saline sei das Fahrgastpotenzial einfach deutlich höher, hieß es damals. Auch die Zuganschlüsse wären bei der Wellendinger Variante besser.

Eigentlich sollte dem Projekt im November 2021 zugestimmt werden, weitere Planungs- und Finanzierungsgespräche verzögerten den Entscheidungsprozess jedoch, so dass das Thema erst am Montag wieder auf den Tisch kam – mit deutlich veränderten Kosten.

Dieselkosten wirken sich aus

Bei einer Aufwertung der Linie 7440 Rottweil – Balingen über Wellendingen zum Regiobus würde der Zuschussbedarf laut Berechnung der SBG Südbadenbus GmbH rund 1,6 Millionen Euro netto pro Fahrplanjahr betragen. Auf den Angebotspreis wirkten sich die Fahrzeugmehrung eines Gelenkbusses und aktuelle Dieselkosten in Höhe von rund 150.000 Euro netto pro Jahr aus, so die Verwaltung. Außerdem liege dem Angebot eine zusätzliche Fahrleistung von rund 440.000 Kilometern pro Jahr zugrunde.

Beim Angebot aus August 2021 (1,1 Million Euro pro Jahr) wurden rund 365 000 Kilometer pro Jahr zusätzliche Fahrleistung unterstellt. Beim zusätzlichen Erlös an Fahrgeldeinnahmen wird mit rund 160.000 Euro brutto pro Jahr gerechnet. Allerdings könnte sich durch die Tarifreform ab 1. Januar 2023 eine Änderung ergeben.

Höhere Kosten

Stellt man Zuschussbedarf und Fahrgeldeinnahmen gegenüber, so bliebe ein restlicher Finanzierungsbedarf von rund 1,4 Millionen Euro. Im Förderprogramm des Landes werden Kostensätze von 2,80 Euro beziehungsweise drei Euro (an Sonn- und Feiertagen) zugrunde gelegt. Darauf beruhend würden rund 626.000 Euro erstattet. Das aktuelle Angebot der SBG beinhalte jedoch einen Kilometersatz von etwa 3,13 Euro. Dadurch entsteht nach Abzug der Förderung ein offenes Delta von 133.000 Euro, die vom Kreis Rottweil zu 45 Prozent und vom Zollernalbkreis (ZAK) zu 55 Prozent getragen werden müssten. Hinzu kommt bei der Umsetzung einer Regiobuslinie ein erheblicher Planungs- und Betriebsaufwand.

Schreiben vom Zollernalbkreis

Ursprünglich wollten die beiden Landkreise nun die Förderung für vier Jahre, also bis Ende 2026, beantragen. Landrat Günther-Martin Pauli aus dem Zollernalbkreis hatte sich aber nun an Landrat Michel gewandt und mitgeteilt, dass man das Projekt auf das kommende Jahr verschieben müsse. Neben einigen gravierenden Personalausfällen im Nahverkehrsamt des Landkreises gebe es auch noch offene Fragen und enorme Mehrkosten, die es nicht möglich machen würden, den Förderantrag beim Land fristgerecht bis zum 31. Mai 2022 zu stellen.

Die Enttäuschung bei CDU-Kreisrat Christian Ruf war groß. "Jetzt hat man das Thema so lange herumgeschoben, bis die Kosten durch die Decke gegangen sind", meinte er. Ohne den Projektpartner Zollernalbkreis werde die Umsetzung natürlich schwierig. Immer spreche man davon, den ÖPNV nach vorne bringen zu wollen, und jetzt klappe es wieder nicht. "Wer die Lippen spitzt, der muss auch pfeifen", fand Ruf.

Keine Alternativen

Landrat Wolf-Rüdiger Michel erinnerte daran, dass der ZAK vor zwei bis drei Jahren schon den Regiobus gewollt habe, während im Kreis Rottweil nur einige wenige Kreisräte hinter dem Vorhaben gestanden hätten. Aber das sei nun vergossene Milch. Auch wenn man die Regiobuslinie nun wolle, müsse man das Vorhaben gezwungenermaßen durch bleibende Ungewissheiten und den Rückzug des Projektpartners verschieben. Das sei wie in einer Ehe. Wenn der eine Partner erst in einem Jahr heiraten wolle, dann gehe es eben nicht sofort.

Der Tagesordnungspunkt wurde aufgehoben. Ein Start der Regiobuslinie zum Fahrplanwechsel 2022/23 ist vom Tisch.