Udo Hollauer, Steve Mall und Sigurd Kästle (hinten von links) verfolgen die Schatz- und Schlüsselübergabe von Marcus Czernoch (vorne links) und Klaus Konzelmann an Melanie Göbel, die künftig mit ihrem Team in den schönen neuen Räumen der Kita Emil-Mayer-Straße arbeiten darf. Foto: Eyrich

"Ihr Kinderlein, kommet!" Ist schon wieder Weihnachten? Nein – am Montag durften die Kindergärten wieder öffnen, und darunter ist in Albstadt auch ein ganz niegelnagelneuer – mit noch richtig viel Platz: die städtische Kindertagesstätte Emil-Mayer-Straße.

Albstadt-Tailfingen - Da lachte Oberbürgermeister Klaus Konzelmann unter der Maske über das ganze Gesicht: Mit 1,232 Millionen Euro waren die Kosten für die Sanierung des früheren KBF-Gebäudes in der Emil-Mayer-Straße und die Einrichtung der neuen städtischen Kindertagesstätte veranschlagt gewesen. Tatsächlich muss Finanzbürgermeister Steve Mall, der auch für die städtischen Kitas zuständig ist, aber nur 1,08 Millionen Euro locker machen, und das – darüber waren sich Konzelmann, Mall, Baubürgermeister Udo Hollauer und Sigurd Kästle, Abteilungsleiter für technisches Gebäudemanagement, einig – ist Marcus Czernoch zu verdanken.

Mit dem Albstädter Architekten hatte die Stadt schon früher gute Erfahrungen gemacht, wenn es um Kindergärten ging, und als die Körperbehindertenförderung (KBF) aus Mössingen auf die Stadt zugekommen war, um ihr nicht mehr benötigtes Gebäude unweit dem Naturfreibad anzubieten, entschieden nicht nur der Verwaltungs- und Finanzausschuss sowie der Gemeinderat, daraus eine viergruppige Kita zu machen, sondern gaben das Projekt auch in der Hand von Marcus Czernoch.

Symbolische Schlüsselübergabe

Der berichtete bei der symbolischen Schlüsselübergabe am Montag – im Rückblick schmunzelnd – über die Widrigkeiten, die es eben mit sich bringt, ein älteres Haus zu sanieren. Aus dem Jahr 1985 stammt, um genau zu sein, das massive Bauwerk mit zwei Obergeschossen und einem Souterrain, das dank der leichten Hanglage drinnen trotzdem hell und sonnig ist und zudem ebenerdigen Zugang zum Freigelände bietet, das zur Schmiecha hin mit einem hohen Metallzaun abgesichert ist – Kinder lieben bekanntlich Wasser.

Die Trennwände waren laut Czernoch in Leichtbauweise erreichtet, so dass sie – wo nötig – leicht entfernt werden konnten. Dennoch hätten ihn die Bauarbeiter "öfters angerufen und gesagt: ›Wir haben wieder einen Schatz gefunden!‹", so der Architekt. Das seien freilich alles andere als Schätze gewesen: Abgerissene Dachrinnen, Rohre und sogar ein paar "Kleinsttiere" – nein, über solche Schätze freuen sich weder Architekten noch Handwerker, die – darauf ist Klaus Konzelmann stolz – fast durchweg heimische gewesen seien.

Zur Eröffnung überreichte der Oberbürgermeister einen frischgebackenen symbolischen Schlüssel aus Hefeteig an die neue Kita-Leiterin Melanie Göbel und Marcus Czernoch einen winzig kleinen mitsamt der dazugehörigen Schatztruhe, bis zum Rand gefüllt mit Gummibärchen. Verbunden mit dem schönen Kompliment des Stadtoberhaupts, eine "engagierte, motivierte Kita-Leiterin" gefunden zu haben, schmeckte der Tag für Melanie Göbel, die von zehn Erzieherinnen und einer Hauswirtschafterin unterstützt wird, doppelt gut. Schließlich warten sie und ihr Team seit dem Einzug am 16. November – fertig ist das Gebäude seit September – auf den offiziellen Startschuss, und zwar mit Kindern. 13 waren zwar bisher in Notbetreuung, 20 sind aber bereits angemeldet, und schon bald sollen es noch mehr werden – ausgelegt ist die Kita für drei Gruppen mit Kindern bis drei Jahren und eine Gruppe für über Dreijährige – 55 Kinder insgesamt.

Dass weitere Kita-Plätze für jedes Alter notwendig sind angesichts der politischen Vorgaben, die in Berlin gemacht werden und in den Kommunen dann umgesetzt werden müssen, war der Hauptgrund für die Entscheidung im Frühjahr 2019, das Gebäude umzuwidmen und zu sanieren, wie Konzelmann deutlich machte. Beim Rundgang gerieten er und seine Dezernenten förmlich ins Schwärmen über die hellen, pfiffig und durchdacht eingerichteten Räume, während der Architekt verriet, wie er es geschafft hat, die veranschlagten Baukosten zu unterschreiten. Etwa an den Decken: Der Unterbau sei gesäubert und geputzt worden – und nur die schalldämmenden Platten neu. Darauf hat Czernoch ebenso schlichte wie helle LED-Lampen anbringen lassen.

Die Sieben Zwerge wären blass vor Neid

Auf die drei Stockwerke verteilt sind außerdem ein Bewegungsraum mit kunterbunten Spielsachen und Matten, ein großer Besprechungsraum fürs Team, Büros, Sanitäranlagen für die Kinder und die Erwachsenen sowie der Servicetrakt und die eingebauten Küchen in den Gruppenräumen mit dazugehörigen Tischen – so klein und putzig, dass die Sieben Zwerge vor Neid erblassen würden. Als zweiten Fluchtweg hat Marcus Czernoch einen Außenturm aus Stahl anbauen lassen, der direkt aufs Freigelände führt. Das ist das Einzige, was nun noch gestaltet werden muss. "Der Frühling bringt das Grün und der Gärtner die restlichen Pflanzen", kommentierte Konzelmann und lobte alle Beteiligten für das gute Ergebnis der unfallfreien Bauarbeiten.

Von 7 bis 16.30 Uhr werden Melanie Göbel und ihre Kolleginnen in der neuen Kita für ihre Schützlinge da sein, die nun rasch mehr werden dürften: Laut Steve Mall liegen schon zahlreiche Anmeldungen vor.