Bürgermeister Thomas Haas freut sich über den Eintrag von Saskia Esken ins Goldene Buch der Stadt Schiltach. Foto: Witkowski

125 Jahre Sozialdemokratie in Schiltach. Das hat die SPD gefeiert. Parteivorsitzende Saskia Esken sprach auch die aktuellen Herausforderungen für die Demokratie an.

Schiltach - Eingeladen zum Festakt in die Friedrich-Grohe-Halle hatte der Ortsverein um Vorsitzende Inge Wolber-Berthold. Gekommen war eine große SPD-Familie aus der Region sowie zahlreiche geladene Gäste.

"Auf den 21. November 1897 fiel die Gründung der SPD in Schiltach", wusste Wolber-Berthold in ihrer Begrüßung. Wie in der Festschrift zum Jubiläum nachzulesen sei, erfasste damals der wirtschaftliche Aufschwung das Kinzigtal. Die Arbeitsbedingungen der Menschen waren schwer und sie suchten sich in der SPD und in den Gewerkschaften Interessensvertreter, die sich für Verbesserungen einsetzten. Gerade in Schiltach entwickelte sich die SPD gut, hatte schnell eine beträchtliche Anhängerschaft. Bereits 1903 erreichte der SPD-Kandidat in Schiltach bei der Reichstagswahl den zweiten Platz.

Dank des Bürgermeisters

Auch heute noch sei die SPD in Schiltach eine große Kraft, unterstrich Bürgermeister Thomas Haas. Er dankte dem Ortsverein für sein großes Engagement für Schiltach. "Die Sozialdemokratie hat viel erreicht", äußerte Haas seine Bewunderung für die Arbeit der Mitglieder.

"Rote Socken" singen

Musikalisch traf der SPD-Chor "Rote Socken" aus der Ortenau den richtigen Ton. Unter Leitung von Petra Mayer-Kletzin und Helmut Lind erinnerten die zwölf Sänger mit Arbeiterliedern und Liedern aus der Friedensbewegung an die Wurzeln der Partei.

Kreisvorsitzender erinnert an Wahlergebnis

Seine Glückwünsche überbrachte auch Kreisvorsitzender Mirko Witkowski, der zudem die Moderation des Abends übernahm. Er erinnerte an das Ergebnis der jüngsten Bundestagswahl, bei der die SPD nach Erst- und Zweitstimmen gewonnen habe.

Kampf für bessere Lebensbedingungen

In den großen Kreis der Gratulanten reihte sich zudem niemand Geringeres als die Bundesparteivorsitzende Saskia Esken ein. Sie erinnerte an die Anfänge der Partei gegen alle Widerstände und den Einsatz für eine Verbesserung der Lebenssituation und Arbeitsbedingungen der Menschen. "Wir tragen den Namen SPD mit Stolz. Seit fast 160 Jahren kämpfen wir für Verbesserungen der Lebens- und Arbeitsbedingungen aller Menschen. Wir kämpfen für ein Leben, das frei ist von Unterdrückung und ohne Not und wir schaffen die sozialen und demokratischen Grundlagen dafür, dass jeder so leben kann, wie er es möchte."

Einsatz für sozialen Fortschritt

Mit diesen Worten leitete Esken über zu den aktuellen Herausforderungen für die Demokratie. Es gehe nicht um die Partei, sondern "um die Menschen im Land". Mit einem starken Team und einem klaren sozialen Profil setze sich die SPD für einen klimagerechten Wohlstand ein. "Klar ist aber auch, dass ein sozialer Fortschritt nicht von alleine kommt. Wir müssen darum kämpfen und uns dafür einsetzen", war sich Esken sicher.

Ukrainekrieg verändert Europa

Der Angriffskrieg von Russland gegen die Ukraine habe Europa verändert. Die Ampelkoalition stelle sich den aktuellen Krisen und habe entsprechende Entlastungspakete auf den Weg gebracht. "Wir werden die Krisen bewältigen, indem wir mit sozialen Hilfen unterstützen und den Sozialstaat stärken, für höhere Löhne sorgen und durch eine Zügelung der Märkte für bezahlbare Preise sorgen", so Esken weiter. Für die Zukunft arbeite die SPD daran, Transformation zu gestalten. "Was braucht Wirtschaft und Industrie, um Herausforderungen, wie Digitalisierung, Dekarbonisierung und Demografiewandel bewältigen zu können?" Abschließend dankte sie dem Ortsverein Schiltach für die stetige Arbeit an der Basis über einen Zeitraum von 125 Jahren, "ohne die eine Veränderung zum Besseren in der Gesellschaft nicht möglich wäre".

Einst Handwerker und Industriearbeiter

Ministerialdirektor a.D. Herbert O. Zinell ging näher auf den Jubiläumsverein ein. Gegründet von Kleinhandwerkern und Industriearbeitern wurde die SPD in Schiltach schnell zum Sprachrohr der Arbeiterschaft und "der Schwächsten" in der Gesellschaft. Die Arbeit der Genossen sei durch gute Ergebnisse bei den Wahlen belohnt worden. Bei der Reichstagswahl 1919 war die SPD schließlich stärkste Kraft in Schiltach. Ebenso nach dem Krieg 1946. Zinell hob hervor, dass in Schiltach bereits früh auch Frauen im Ortsverein aktiv waren. 2009 wurde Inge Wolber-Berthold schließlich als erste SPD-Frau auch in den Gemeinderat gewählt. "Demokratie braucht Demokraten, wie die Mitglieder des so erfolgreichen, auch für die Zukunft gut aufgestellten Ortsvereins in Schiltach", bekräftige Zinell.

Mit belegten Brötchen und Getränken, die vom DRK-Ortsverein vorbereitet waren, wurde schließlich noch gebührend gefeiert und der Jubiläumsabend mit guten Gesprächen an den Stehtischen beendet.