Steffen Mark Schwarz und Sebastian Ehni spielten die Rensch-Orgel "für den Frieden". Foto: Eyrich

Ganz spontan hatte Kantor Steffen Mark Schwarz ein Konzert zugunsten der Hilfe für die Ukraine angesetzt, und ganz spontan sind so viele gekommen, dass die Martinskirche so voll wie erlaubt besetzt war.

Albstadt-Ebingen - 1911 Euro – mit einem so hohen Spendenergebnis hatte Steffen Mark Schwarz nicht im Traum gerechnet, denn das Konzert "Orgel für den Frieden – Da pacem Domine" zusammen mit seinem Sigmaringer Kollegen Ferdinand Ehni hatte der Kantor der Martinskirche sehr spontan angesetzt, um Geflüchteten aus der Ukraine zu helfen. Der Kirchengemeinderat der evangelischen Kirchengemeinde Ebingen hatte die selbe Flexibilität bewiesen und das Spendenziel genehmigt, und so stand den "45 Minuten Musik & Stille" nichts mehr im Wege.

Die Stille steht für das, was fehlt

Diese Stille freilich galt es auszuhalten. Eine Stecknadel hätte man fallen hören können, und wenn die beiden Organisten den Platz wechselten, schienen die Zuhörer, die alle freigegeben Plätze und einen großen Teil der Emporen belegten, den Atem anzuhalten. Die Stille erinnerte daran, was fehlt, was schon verloren gegangen ist in diesem Krieg – wie viele Menschenleben, wie viel Hoffnung, wie viel Zukunft.

Kantor Schwarz improvisierte zu Beginn über die Ukrainische Nationalhymne, deren Titel "Noch sind der Ukraine Ruhm und Freiheit nicht gestorben" erschütternde Aktualität besitzt, und führte die Melodie zusammen mit dem Choral "Gib Frieden, Herr, gib Frieden" – eine Kombination, welche die Gefühle der Zuhörer wohl perfekt getroffen hat.

Der Este kann wohl mitfühlen

Das Werk, das dem Abend seinen Namen gegeben hat, stammt vom zeitgenössischen Komponisten Arvo Pärt, der als Este wohl noch besser mit den Ukrainern fühlen kann. "Da pacem Domine" (Gib Frieden, Herr) setzt mit sehr langen, sehr ruhigen, sehr hellen Tönen auf einer tiefen Tonspur auf und wirkt fast verstörend. Schwarz spielte die Orgel-Version des Chorwerks: "Pari intervallo". Vollmundiger registriert hat er beim helleren, hoffnungsvolleren "Nun komm, der Heiden Heiland" aus den Leipziger Chorälen von Johann Sebastian Bach, BWV 659.

Zwei Werke sind Teil des Prüfungsprogramms

Ferdinand Ehni setzt wohltuende Klänge nach, stört in Bachs "Passacaglia in c", BWV 582, das originelle Bass-Thema aber mit brummendem Ton vom Fußpedal – es ist gewollt so. Das anspruchsvolle Werk ist Teil seines Prüfungsprogramms am kommenden Samstag zum Abschluss der künstlerischen Ausbildung, für die sich der 27-jährige Sohn des Balinger Kantors Wolfgang Ehni die Rensch-Orgel der Martinskirche ausgesucht hat. Das gilt auch für Matthias Weckenmanns "Magnificat Secundi Toni", einen weiteren Höhepunkt des Abends, unter den Ehni an der Orgel und Schwarz mit seiner großartigen Stimme einen berührenden Schlusspunkt setzten: mit Luthers deutscher Liedstrophe "Verleih uns Frieden gnädiglich" aus dem gregorianischen Antiphon "Da pacem, Domine, in diebus nostris".

Erst Beifall, dann viel Geld

Zu applaudieren wagten die Zuhörer zunächst nicht, so gefangen waren sie angesichts des düsteren Anlasses, und so klang die Stille noch einmal aus, ehe erst Beifall, danach viel Geld gespendet wurde.

Sie gehen an den Asylfonds der Diakonischen Bezirksstelle "Geflüchtete aus der Ukraine", Spendenkonto IBAN DE04 6535 1260 0024  0158 20 bei der Sparkasse Zollernalb, BIC SOLADES1BAL.

Info: Orgelkonzert mit Prüfung

Ein Orgelkonzert zum Abschluss seiner künstlerischen Ausbildung gibt Ferdinand Ehni am Samstag, 19. März, ab 18 Uhr in der Martinskirche, teilweise begleitet von Jürgen Schnitzler an der Trompete.

Unter dem Titel "Ein feste Burg ist unser Gott" spielt er die Passacaglia in C-Moll von Johann Sebastian Bach, BWV 582, den Choral mit drei Variationen über "Lobe den Herren" für Trompete und Orgel von Jean Langlais aus "7 Chorals", das Präludium und Fuge H-Dur op. 7 von Marcel Dupré, die Choralbearbeitung in vier Versen "Magnificat Secundi Toni" von Matthias Weckmann sowie die Fantasie über den Choral "Ein feste Burg ist unser Gott" op. 27 von Max Reger. Der Eintritt ist frei, Spenden gehen in die Rücklage für die außerordentliche Pflege der Rensch-Orgel. Es gilt die 3G+-Regel (PCR-Test).