Das bundesweite Medieninteresse für Oppenau könnte auch einen Werbeeffekt haben. Foto: dpa

Tagestouristen blieben zunächst komplett weg. Fall hat es bis in die New York Times geschafft.

Oppenau - Sechs Tage hat Yves R. die Polizei und ganz Oppenau in Atem gehalten -mittlerweile ist er gefasst. Die Kommune hofft nun auf einen schnellen Übergang zum Alltag und auf die Rückkehr der nach der Corona-Krise so nötigen Touristen.

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Die Unsicherheit hat ein Ende: Yves R. ist am Freitagabend von einem Sondereinsatzkommando (SEK) in einem Seitental der Rench nahe Oppenau festgenommen worden. Beim Zugriff wurde er leicht verletzt, ein SEK-Beamter trug eine Schnittwunde davon – mehr ist nicht passiert. Sehr zur Erleichterung von Polizeipräsident Reinhard Renter und Einsatzleiter Jürgen Rieger, wie beide bei einer Pressekonferenz am Freitagabend in Oppenau betonten.

"Überglücklich und zufrieden", beschrieb Renter die Stimmung dann auch nach der Ergreifung von Yves R. "Die Nächte waren sehr kurz, die Tage sehr lang seit Sonntagmorgen", verdeutlichte Renter. Nun sei er jedoch entspannt. Es sei eingetreten, worauf seine Kollegen und er hingearbeitet hätten: Der Tatverdächtige sei in Gewahrsam, niemand ernsthaft zu Schaden gekommen.

Tagestouristen blieben zunächst komplett weg

Eine große Last fiel auch Oppenaus Bürgermeister Uwe Gaiser von den Schultern: "Ich bin sehr erleichtert", erklärte der Rathauschef am Freitagabend. Die kleine Stadt könne nun einen Schlussstrich unter eine "ganz außergewöhnliche Ausnahmesituation" ziehen. Allen beteiligten Einsatzkräften sprach er seinen Dank aus. "Es war gerade in den ersten Tagen sehr schwierig für uns", so Gaiser weiter. Das öffentliche Leben sei stark eingeschränkt gewesen. Zur Erinnerung: Am Montag blieben die Schulen und Kindergärten aufgrund der unklaren Gefahrenlage in Oppenau geschlossen, am Dienstag fand der Schulbesuch nur auf freiwilliger Basis statt – zu groß war die Angst, den Kindern könnte etwas geschehen.

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Das beliebte Waldstück, in dem sich Yves R. tagelang versteckt hatte, könne nun wieder genutzt werden, so Gaiser. "Tagesgäste und Touristen können also wieder zurückkommen", erklärt er. Diese waren zu Beginn der Woche zunächst alle weggeblieben – die Innenstadt war bis auf einige wenige Passanten leer gefegt. Ein Problem für den Luftkurort, litt dessen Gastgewerbe doch bereits unter den Corona-Maßnahmen besonders schwer.

Niemand wurde ernsthaft verletzt

Nicht nur der Oppenauer Bürgermeister zeigte sich dankbar: Direkt nach dem Zugriff rief der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl beim Offenburger Polizeipräsidenten an und bedankte sich für die Leistung der Einsatzkräfte, berichtete Renter. Auch Landrat Frank Scherer freute sich über den glimpflichen Ausgang der Fahndung: "Ich bin erleichtert und sehr dankbar, dass der Großeinsatz ein gutes Ende gefunden hat und vor allen Dingen niemand gravierende gesundheitliche Schäden davongetragen hat", erklärte Scherer in einer Pressemitteilung des Landratsamts.

"Womöglich", erklärte Stephan Hodapp, Vorsitzender des Handel- und Gewerbevereins Oppenau, am Freitagnachmittag mit einem Augenzwinkern, "hat das ganze auch ihr Gutes". Vorausgesetzt die Sache gehe glimpflich aus – vom gleichzeitig laufenden SEK-Einsatz war noch nichts bekannt – könne das bundesweite Medieninteresse für Oppenau auch einen Werbeeffekt haben. "Bis in die New York Times hat es Oppenau damit ja schon geschafft", sagte Hodapp und lacht.

Am Sonntagmorgen vor einer Woche hat der 31-jährige Yves R. es geschafft, vier Polizeibeamte mit einer vorgehaltenen Pistole im Wald oberhalb der Stadt zu entwaffnen und sich aus dem Staub zu machen. Seitdem lief eine Großfahndung nach dem Flüchtigen – insgesamt 2530 Beamte waren im umliegenden Wald im Einsatz. Die Staatsanwaltschaft Offenburg wirft ihm unter anderem "besonders schwere räuberische Erpressung" vor. Am Freitagabend gelang dem SEK schließlich der Zugriff.

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