Das Logo des Waffenherstellers Heckler & Koch, aufgenommen am Stammsitz in Oberndorf Foto: Seeger  Foto: Schwarzwälder Bote

Finanzholding aus dem Nachbarland strebt Mehrheit an dem Oberndorfer Waffenhersteller an.

Oberndorf - Das Rätselraten scheint beendet: Die Firma, welche die Mehrheit am Waffenhersteller Heckler & Koch (HK) aus Oberndorf (Kreis Rottweil) anpeilt, ist eine Finanzholding aus Luxemburg. Die Compagnie de Développement de l’Eau (CDE) teilte am Mittwoch laut Deutscher Presse-Agentur mit, dass sie Interesse an der Mehrheit an dem Unternehmen habe. Im November hatte der bisherige Eigentümer Andreas Heeschen (59) verlauten lassen, er wolle die Mehrheit abgeben – an wen, blieb offen.

Nun legte die CDE die Karten auf den Tisch. Seit 2015 hält die Holding den Angaben zufolge 5,1 Prozent am Stammkapital der Waffenschmiede, bald könnte sich der Anteil verzehnfachen.Die Firma betonte, dass sie einen "langfristigen Anlagehorizont" habe und den von der Geschäftsführung eingeschlagenen Kurs fortsetzen wolle. Damit bezog sie sich auf die "Grüne-Länder-Strategie", derzufolge H&K seine Waffen nur noch an demokratische und nichtkorrupte Nato-Staaten sowie Nato-nahe Staaten verkauft.Hinter der CDE steht der französische Investor Nicolas Walewski mit dem Privatvermögen seiner Familie.

Als Treuhänder dieses Vermögens ist ein französischer Anwalt mit Sitz auf der Karibikinsel Barbados tätig. Die Bundesregierung prüft noch, ob sie grünes Licht gibt für die Übernahme – bei Rüstungskonzernen hat Berlin hierbei das letzte Wort. Nach eigenen Angaben ist der 54-jährige Walewski, der in London lebt, ein Nachfahre von Napoleon.Wie aus einem Luxemburger Handelsregisterauszug hervorgeht, wurde die CDE 1998 gegründet. Es besteht eine personelle Verbindung zwischen beiden Firmen: Im CDE-Verwaltungsrat – also praktisch der Geschäftsführung – sitzt der Finanzexperte Nicolas Bocklandt, der schon seit Langem auch ein Mandat im Aufsichtsrat von H&K hat.

Aktionäre treffen sich am Donnerstag zur Hauptversammlung

Mit Blick auf mögliche Interessenkonflikte heißt es von der CDE, Bocklandt sei von Entscheidungen ausgeschlossen, welche die CDE-Beteiligung an der H&K AG betreffen. Seine beiden Mandate seien "sehr klar voneinander getrennt". Zudem war der Unternehmensberater Jean-Christoph Arntz 2018/19 für ein knappes Jahr ebenfalls in dieser Doppelfunktion in beiden Unternehmen vertreten. An diesem Donnerstag kommen die HK-Aktionäre in Rottweil zu einer außerordentlichen Hauptversammlung zusammen. Das Treffen wird mit Spannung erwartet, weil die CDE hierbei die Abwahl des amtierenden Aufsichtsratsvorsitzenden Harald Kujat beantragt hatte. Noch-Mehrheitseigner Heeschen will den früheren Generalin-spekteur der Bundeswehr hingegen im Amt behalten und zudem – ebenfalls gegen den Widerstand der CDE – einen eigenen Sitz im Aufsichtsrat bekommen. Kujat, einst ranghöchster deutscher Offizier, sitzt erst seit diesem Sommer im HK-Aufsichtsrat. Er sagte unserer Zeitung: "Wenn alles so stimmt, was ich über die Beteiligungsverhältnisse lese, kann CDE mit dem Antrag auf Abwahl meiner Person keine Chance haben."

Noch-Mehrheitsaktionär Heeschen dürfte sich bei der Versammlung an diesem Donnerstag zwar noch einmal durchsetzen. Sobald die Übertragung der Aktien amtlich ist, könnte allerdings sein Einfluss schwinden – und beim nächsten Aktionärstreff im Sommer die CDE den Ton angeben. Die Firma ist unter Druck, der Schuldenberg ist hoch. Nach zwei Verlustjahren konnte das Unternehmen zuletzt wieder kleine Quartalsgewinne verbuchen. Sehr wichtig ist eine 250 Mio. Euro schwere Ausschreibung für ein neues Sturmgewehr der Bundeswehr. Einer der größten Erfolge des Unternehmens vergangener Jahre war ein Großauftrag zur Sturmgewehr-Lieferung an die französische Armee. Für das Unternehmen wäre es übrigens kein Neuland, wenn ausländische Investoren das Sagen hätten in Oberndorf: Nach Ende des Kalten Krieges, der dem Gewehrfabrikanten volle Auftragsbücher gebracht hatte, kaufte ein britische Rüstungskonzern die Waffenschmiede. 2002 griff Andreas Heeschen zu, nun will sich der Franzose Walewski die Mehrheit sichern.

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