Der Geschäftsführer des Klinikverbunds Südwest Alexander Schmidte (links) mit Vertretern der beiden Krankenhäuser Calw und Nagold, darunter die Chefärzte Hubert Mörk (mit Trophäe, links) sowie Martin Oberhoff (mit Trophäe, rechts) und dem Gewerbevereinsvorsitzenden Jürgen Ott (Dritter von links). Foto: Rousek

Wenn sich die Lokalprominenz im Calwer Brauhaus versammelt, ist der Gewerbeverein nicht weit. Der lud das erste Mal seit 2020 wieder zum Neujahrsempfang ein und sorgte dabei für eine Überraschung: Denn ein Calwer Löwe ging dieses Jahr nach Nagold.

Calw - Der Geräuschpegel ist hoch im Brauhaus am Brühl in Calw. Rund 160 Menschen sind gekommen – Mitglieder, Lokalpolitiker, Sponsoren, Mitarbeiter der Stadtverwaltung, Bürger. Deutlich mehr als in den Vorjahren, merkt der Vorsitzende des Gewerbevereins, Jürgen Ott, an. Das heißt: in den Jahren vor der Pandemie. 2021 und 2022 war der Neujahrsempfang des Vereins ausgefallen.

Umso größer augenscheinlich das Interesse der Gäste, wieder zusammenzukommen, sich auszutauschen, gemeinsam zu essen. Mehrmals muss Ott die Gäste nach dem Sektempfang bitten, ihre Plätze einzunehmen, damit der offizielle Teil des Neujahrsempfangs beginnen kann. So sehr sind sie in Gespräche vertieft.

175-jähriges Jubiläum

Irgendwann kann es dann aber doch losgehen. Axel Ludes tritt ans Rednerpult – nicht, wie geplant, der Co-Vorsitzende Nicolai Stotz. Der ist krank und kann deshalb nicht kommen. Ludes blickt zurück auf den Neujahrsempfang 2020. Als man die Hoffnung geäußert habe, die kommenden zehn Jahre mögen weitere goldene werden. Weit gefehlt. Stattdessen steht das Jahr 2023 – das 175-jährige Jubiläumsjahr des Gewerbevereins – unter keinem guten Stern. Krisen wo man hinsieht. Es würden Lösungen für viele Probleme benötigt, so Ludes. Doch er gibt auch zu bedenken: In den 175 Jahren des Gewerbevereins habe es schon Krisen mit größerer Tragweite gegeben. Die allesamt besser gemeistert wurden, wenn man zusammengearbeitet hat, betont er. Das habe vor 175 Jahren funktioniert. "Und es wird auch noch in 175 Jahren funktionieren."

Oberbürgermeister Florian Kling richtete seinen Dank an die Unternehmer im Stadtgebiet, die trotz der Krisen investieren, den Generationenwechsel meistern, die innovativ handeln. Dort gebe es kein "Das haben wir immer schon so gemacht." Bei Stadtverwaltungen hingegen gehöre dieser Satz zu einem Dreiklang, der Neues zu verhindern vermag. Zusammen mit "Da könnte ja jeder kommen" und "Wo kommen wir denn da hin?" Gerade die Antwort auf letzteres, so Kling, wisse er auch nicht. Aber mit Projekten wie dem Industriegebiet Lindenrain, der Digitalisierung der Schulen und der Verwaltung oder dem Förderprogramm Innenstadt gehe Calw große Schritte in Richtung Zukunft.

Zwei Trophäen

Dasselbe könnte man wohl über die Preisträger der Calwer Löwen sagen. Richtig, Mehrzahl. Denn die mit 500 Euro dotierte Auszeichnung geht an die Kliniken Calw und Nagold. Und damit es nicht zu Streit kommt, wo die Holztrophäe künftig stehen darf, gibt es für beide Standorte jeweils einen eigenen.

Schon vor zwei Jahren habe festgestanden, dass die beiden Krankenhäuser die Ehrung erhalten werden, so Ott. Nun mussten die Löwen eben auf ihren großen Moment warten. Auf ihren "Champions-League-Moment" oder gar den "Oscar-Moment", als den Martin Oberhoff, Chefarzt der Inneren Medizin am Krankenhaus Calw, die Verleihung beinahe euphorisch bezeichnet.

Mehr als 1000 Mitarbeiter sind in den beiden Krankenhäusern beschäftigt, sagt Ott. In einer Klinik – an zwei Standorten. An beiden werde und wurde kräftig investiert. In das neue Bettenhaus in Nagold (50 Millionen Euro) und die Modernisierung weiterer Abteilungen, die folgen (rund 65 Millionen Euro) sowie in den Gesundheitscampus Calw, der im Entstehen begriffen ist (etwa 76 Millionen Euro). Schon jetzt sei letzterer ein Vorzeigeprojekt im Land, zitiert Ott den baden-württembergischen Sozialminister Manne Lucha (Grüne) und bezieht sich dabei auf die wohnortnahe Versorgung für die Bevölkerung.

Tolle Wertschätzung

Zudem sei der Einsatz der Mitarbeiter während der Pandemie bewundernswert gewesen. Manche seien im Kampf gegen das Virus gar selbst erkrankt, meint Oberhoff. Dieser Preis sei eine tolle Wertschätzung für diesen selbstlosen Einsatz.

Lange habe man um die medizinische Versorgung im Kreis gerungen, blickt der Chefarzt zurück. Das jetzige Konzept sei richtig. "Wir werden eine ordentliche medizinische Versorgung im Kreis hinkriegen", ist er überzeugt.

Der Nagolder Chefarzt Hubert Mörk zeigt sich erfreut darüber, dass der Preis nach Calw und nach Nagold geht. Dadurch werde der Zusammenhalt, die Tatsache, dass es eine Klinik ist, umso deutlicher.

Viel Applaus, Fotoapparate klicken, Smartphone-Kameras werden in die Luft gereckt. Und der Applaus ebbt auch später kaum ab, als "Dui do on de Sell" auf der Bühne stehen. Ein launiger Ausklang für die Veranstaltung, wie Ott zufrieden anmerkt. Die auch nach dem offiziellen Ende noch einige Stunden weitergeht.