Dieter (links) und Wolfgang Kömpf mit Florian Kling zeigen, wie das neue Logistik- und Dienstleistungszentrum dereinst aussehen soll. Foto: Rousek

Das erste Grundstück im Industriegebiet Lindenrain ist verkauft – und das an ein örtliches Unternehmen. Die Kömpf-Gruppe plant dort auf 27 000 Quadratmetern einen neuen Hauptsitz für ihre Online-Geschäfte.

Calw - Bekanntgeworden ist der Name Kömpf eigentlich wegen der gleichnamigen Bauzentren in Calw und Sindelfingen. Inzwischen jedoch erwirtschaftet die Kömpf-Gruppe 50 Prozent ihres Umsatzes in den hauseigenen Onlineshops. Eigens für diesen Unternehmenszweig wurde 2012 das 100-prozentige Tochterunternehmen Kömpf Onlineshops GmbH gegründet, das derzeit Standorte in Althengstett, Unterhaugstett und Gechingen betreibt. Die sollen bald an einem neuen, zentralen Hauptsitz zusammengeführt werden – im Interkommunalen Gewerbepark Lindenrain.

Die Gebrüder Kömpf sind die ersten, die sich in dem Industriegebiet ansiedeln, das derzeit noch gänzlich leer ist. Im vergangenen Herbst wurden die Erschließungsarbeiten weitestgehend abgeschlossen. Im Frühjahr folgen noch die Wasseranschlüsse. Kurz darauf, im Sommer, soll dann der Bau des Logistik- und Dienstleistungszentrums beginnen. Auf knapp 27 000 Quadratmetern sind zwei Gebäude plus Parkplatz geplant. In dem zweistöckigen Lagergebäude sind – wie der Name schon sagt – Lagerräume geplant. Unten für die schweren Waren, oben für die leichteren. Zudem sollen im Obergeschoss Logistik-Büros Platz finden. Gerade im Bezug auf den Flächenverbrauch eine gute Sache, betont Calws Oberbürgermeister Florian Kling als Vorsitzender des Zweckverbands Interkommunaler Gewerbepark Lindenrain. Schließlich bräuchte man die doppelte Fläche, würde man nur eingeschossig bauen. Das zweite Bauwerk, viergeschossig, soll ausschließlich als Verwaltungsgebäude mit Büros, Schulungs- und Besprechungsräumen dienen.

Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern

Bei der Planung habe man versucht, alles zu berücksichtigen, damit die Gebäude möglichst ökologisch sind, betont Geschäftsführer Wolfgang Kömpf. Zum Beispiel seien die Dächer mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet und zum Teil begrünt. Insgesamt investieren die Brüder aus Calw 30 Millionen Euro an dem neuen Standort.

Corona habe dem Online-Geschäft noch mal einen riesigen Schub gegeben, erläutert Wolfgang Kömpf im Gespräch mit unserer Redaktion. Vor drei Jahren hätte man sich nicht ausmalen können, dass es einmal einen derartigen Stellenwert einnehmen würde. Die Kömpf Onlineshops GmbH erwirtschaftet zwischenzeitlich 60 Millionen Euro im Jahr, wie einer Pressemitteilung des Unternehmens zu entnehmen ist. Das sind 50 Prozent des Gesamtumsatzes der Kömpf-Gruppe. Beschäftigt sind in dem Tochterunternehmen 227 Mitarbeiter. Zu der Kömpf Onlineshops GmbH zählen neben dem "Hauptshop" "Kömpf24" 24 weitere Onlineshops, die alle jeweils eine bestimmte Nische bedienen. So gibt es einen speziell für Sauna-Zubehör, einen für Zaun-Zubehör sowie einen, in dem es alles rund um den Grill gibt. Diese Nischen in jeweils eigenen Shops zu bedienen – und das mit einem möglichst hohen Servicegrad – sei ein Erfolgsrezept des Familienunternehmens. Damit, so Wolfgang Kömpf, könne man sich vom Wettbewerb "sinnvoll abheben". In Zukunft wolle man die Produktpalette noch breiter aufstellen, fügt Dieter Kömpf, ebenfalls Geschäftsführer, hinzu.

Trotz Krise investieren

Doch das Ganze von drei Standorten aus zu bewältigen sei sehr aufwendig, meint er. Zumal der Platz langsam aber sicher knapp wird. Daher kam 2021 die Idee auf, alles an einem Ort – im Lindenrain – zusammenzufassen. Die bisherigen Standorte werden demnach, wenn die Arbeiten 2024 abgeschlossen sein sollten, aufgegeben. Sie sollen dann anderweitig vermietet werden.

Für den Zweckverband Lindenrain sei die Ansiedlung der Firma Kömpf auf dem Areal ein großer Erfolg, betont Kling. Gerade weil es so schnell ging und man dann auch noch ein regional ansässiges Unternehmen gewonnen habe. Es sei toll, dass die Firma jetzt – in dieser Krisenzeit – investiere. "Diesen unternehmerischen Mut muss man loben." Wenngleich sich Wolfgang Kömpf optimistisch zeigt, dass das Online-Geschäft weiter wachsen wird, räumt er ein, dass er "ruhiger schlafen würde", wenn die Weltlage eine andere wäre. "Es ist nicht die optimale Zeit zu bauen."

Daher sei auch die Zurückhaltung der anderen Firmen verständlich, die sich im neuen Industriegebiet ansiedeln könnten, so der OB. Aber der Zweckverband habe keine Eile. Für die Brüder Wolfgang und Dieter Kömpf jedenfalls biete Lindenrain die idealen Bedingungen. Zwar habe man auch andere Gebiete zur Auswahl gehabt – "aber Calw ist die erste Wahl".

Info:

Über das Industriegebiet

 Im 21 Hektar großen Industrie- und Gewerbepark Lindenrain bietet der interkommunale Zweckverband der Verbandsgemeinden Calw, Bad Teinach-Zavelstein und Gechingen seit Herbst 2022 Gewerbegrundstücke ab circa 5000 Quadratmeter Größe an.

 Die Arbeiten zur Rodung und der anschließenden Erschließung begannen 2019. Das Areal ist in vier Bereiche aufgeteilt. Die Kömpfs bauen im Teilbereich entlang der Kreisstraße in Richtung Holzbronn.