Von links: Architekt Klaus Hildenbrand (LRO), Volker Derbogen (Wohnbau Rottenburg), Generalvikar Clemens Stroppel, Bischof Gebhard Fürst und die Betriebsleitungsdoppelspitze der WTG, Simone Schmid und Christina Gsell. Foto: Birgit Reinke

Die Stadt Rottenburg und die Diözese Rottenburg Stuttgart kooperieren bei der Neugestaltung des Jeckel-Areals in der Innenstadt auf vielfältige Weise.

Es geht voran bei der Umgestaltung des Jeckel-Areals – hierüber sind sicherlich nicht nur Bischof Gebhard Fürst und Oberbürgermeister Stephan Neher froh, sondern auch alle Bürger von Rottenburg. Die außergewöhnliche Kooperation zwischen Kommune und Diözese Rottenburg-Stuttgart bündelt Ziele und Kräfte für ein wohl einzigartiges Tourimusmarketingkonzept und verleiht Rottenburg ein Alleinstellungsmerkmal in Baden-Württemberg.

Stadt und Bistum arbeiten zusammen

Stadtverwaltung und Bistum nehmen sich gemeinsam des „Jeckel-Areals“ in der Rottenburger Innenstadt an. Das traditionsreiche Ensemble mit dem bekannten früheren Haushaltswaren-Geschäft liegt genau in der Mitte zwischen dem Sitz der Diözese Rottenburg-Stuttgart und dem historischen Rathaus am Marktplatz. Daher liegt es nahe, dass beide Institutionen hier gemeinsam investieren – direkt gegenüber des Doms St. Martin. Durch intensive Gespräche mit der Familie Jeckel ergibt sich nun die einzigartige Möglichkeit, an diesem stadtbildprägenden Ort ein Projekt von historischem Ausmaß zu realisieren.

Für Pilger und Touristen

„Im Erdgeschoss wird unser Eigenbetrieb Wirtschaft Tourismus Gastronomie – kurz WTG – der Stadtverwaltung in enger Kooperation mit dem Bistum und Theo Buch einen Anlaufpunkt für Touristen und Pilger errichten“, sagt Oberbürgermeister Stephan Neher. Eine Citypastorale der katholischen und der evangelischen Kirchengemeinde ergänze das Angebot.

In den oberen Stockwerken werden Büroräume des Eigenbetriebs WTG eingerichtet, der neben der neuen Einheit „Tourismus in der Bischofsstadt“ auch die bisherigen Stadtmarketingaktionen, Veranstaltungen und Citymanagementtätigkeiten konzipiert und umsetzt. Der Eigenbetrieb ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen und hat deutlich mehr Projekte umzusetzen als noch vor einiger Zeit. Auch der Eigenbetrieb Wohnbau Rottenburg am Neckar – kurz WBR – wächst rasant. Neben der Errichtung und Verwaltung des Jeckel-Areals ist der Eigenbetrieb in viele weitere Projekte in der Gesamtstadt involviert. Daher wird auch die WBR in die neuen Räumlichkeiten im Jeckel-Gebäude einziehen.

Innenstadtnahes Wohnen

Im rückwärtigen Bereich sowie direkt an die Obere Gasse angrenzend wird innenstadtnahes Wohnen realisiert. Für Bischof Gebhard Fürst eröffnet die Kooperation zur Neugestaltung des Jeckel-Areals eine Zukunftsperspektive, die er anlässlich des Pressegesprächs als Win-win-Situation für Stadt und Diözese beschrieb. „An einem ganz hervorragend gelegenen Ort endet ein langjähriger Leerstand. Es wird gebaut, denkmalgeschützte Gebäude werden grundlegend saniert und ein neues bauliches Ensemble wird das Stadtbild positiv beeinflussen und mit einem qualitativ hochwertigen Angebot zur Nutzung einladen“, sagte Fürst. „Als katholische Kirche tragen wir dazu bei, diesen Platz in der Innenstadt durch Sanierung und Neubau wiederzubeleben und unterstützen den künftigen Betrieb auch finanziell.“ Die Stadt schultert für den ersten Bauabschnitt 21 Millionen Euro, so Neher.

Eine Win-Win-Situation

Seinen Dank für das Ermöglichen dieser Win-Win-Situation sprach der Bischof der Familie Jeckel aus und sagte: „Aus vielen Vorgesprächen weiß ich, wie wichtig es der Familie war und ist, dass Stadt und Kirche bei der Verwirklichung dieses Projekts zusammenwirken. Umso mehr freut es mich heute, dass das Projekt in trockene Tücher kommt, gebaut und saniert werden kann.“

Laut Generalvikar Clemens Stroppel gibt es durch das Bistum für das Gesamtprojekt Jeckel-Areal künftig einen Jahreszuschuss in Höhe von 230.000 Euro. Im Erdgeschoss des Jeckel-Gebäudes, Marktplatz 12, solle ein „Ankommens-, Informations- und Kulturort“ für Touristen und Pilger entstehen. Die Aktivitäten dort sollten vom städtischen Eigenbetrieb WTG, der Buchhandlung Theobuch und der Diözese gemeinsam inhaltlich verantwortet werden. Hervorgehoben werden solle das Alleinstellungsmerkmal Rottenburgs als „Bischofsstadt“ seitens der WTG.

Werbung für touristische Ziele

Dabei gehe es um die Werbung für touristische Ziele, um die Organisation, Vermittlung und Betreuung von Tages- und Pilgerreisen nach Rottenburg sowie um die Organisation von Themenführungen und Kulturveranstaltungen in Zusammenarbeit mit kirchlichen Einrichtungen.

Zudem werde die Buchhandlung Theobuch ihren jetzigen Standort in der Karmeliterstraße in das Jeckel-Gebäude verlagern. „Sie wird an einem zentralerem Ort und in neuem Ambiente Bücher und Kunst anbieten“, sagte der Generalvikar.

Übernachtungsstätte für Touristen und Pilger

Darüber hinaus werde im Gebäude Marktplatz 10, das mit dem benachbarten „Jeckel-Haus“, Marktplatz 12, zum Jeckel-Areal verbunden werden soll, eine Übernachtungsstätte für Touristen und Pilger eingerichtet. Im dortigen Erdgeschoss wird es Raum für Bewirtung und Kulturveranstaltungen geben. Die Übernachtungsstätte werde vom Freundeskreis Mensch als Integrationsprojekt betrieben, wie es sich bereits im Café der Stadtbibliothek bewährt hat, so der Generalvikar weiter.

Schon früher ein Hotel

Und OB Neher ergänzt: „Das denkmalgeschützte Jeckel-Gebäude war in früheren Jahren bereits ein Hotel mit Wirtschaft. Da die historischen Zimmer jedoch den aktuellen Touristenwünschen nicht mehr entsprechen, werden wir neben dem Gebäude einen Unterkunftsbetrieb mit zwölf Zimmern errichten. Mit dem Freundeskreis Mensch arbeiten wir bereits sehr erfolgreich im Café Stadtgespräch in der 2017 eröffneten Stadtbibliothek zusammen. Daher freut es uns sehr, dass der Freundeskreis Mensch in Zukunft auch die „Pilgerherberge“ auf dem Jeckel-Areal betreuen wird.“

Ein „Unique Selling Point“

Im Tourismusmarketing werde gerne von einem sogenannten USP, einem „Unique Selling Point“ gesprochen. „Dieses USP ist in Rottenburg am Neckar eindeutig der Sitz der Diözese Rottenburg-Stuttgart – lediglich vier Städte in Baden-Württemberg können sich Bischofssitz nennen. Um das Profil Rottenburgs in der touristischen Vermarktung zu schärfen, wird die Einheit „Tourismus in der Bischofsstadt“ des Eigenbetriebs WTG diverse Angebote für Touristen, Pilger und kirchlich motivierte Reisende entwickeln und anbieten“, so Neher.

Andachten in der Kapelle

Christina Gsell, die mit Simone Schmid gemeinsam den Eigenbetrieb WTG leitet, ergänzte: „Von Führungen über Tages- und Pauschalangebote bis hin zu Andachten und Morgenimpulsen in der Kapelle Jeckel wird es vielerlei Möglichkeiten geben, die Bischofsstadt entdecken zu können.“ Und Simone Schmid meinte: „In der Tourist- und Pilgerinformation erschaffen wir einen Begegnungsort für Individualreisende und Gruppen und beraten zu unseren touristischen Angeboten, neben den bisherigen Dienstleistungen des Eigenbetriebs wie dem Verkauf von Veranstaltungstickets, Souvenirs etc.“ Auch die Vernetzung der Akteure in Rottenburg und Umgebung ist den beiden Frauen sehr wichtig, so dass die touristischen Angebote in der Bischofsstadt noch zielgerichteter gemeinsam vermarktet werden.

Kultur und Wohnen

Die Besonderheit des gesamten Ensembles mit Kultur und Wohnen offenbart sich im Innenhof, der zwischen den vier Gebäuden entstehen wird, erläutert Klaus Hildenbrand, Geschäftsführer bei LRO Stuttgart. Das Architekturbüro hat bereits den Bau sowie die Sanierung des Bischöflichen Palais in Rottenburg verantwortet. „In zwei Gebäuden werden insgesamt neun Wohnungen, davon vier barrierefrei, geplant und gerade für die künftigen Bewohner wird der Innenhof für eine ganz besondere Wohnatmosphäre sorgen“, sagt Hildenbrand.